Hygiene-Papst: Gurgeln »und wir hätten niemals einen Lockdown gebraucht« Politik ignoriert Empfehlungen

Ein Gastbeitrag von Gregor Amelung

»Sie gurgeln… und wir hätten niemals einen Lockdown gebraucht.« Das klingt wie ein verspäteter Aprilscherz. Ist es aber nicht. Es ist ein Zitat von Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow.

Zastrow kann man schlecht als »Covidiot« oder »Coronaleugner« abtun, der Mann ist immerhin der deutsche »Hygiene-Papst«. Den Titel hat ihm die Zeitung »Die Welt« nicht ohne Grund verliehen, denn der 1950 geborene Mediziner kennt sich mit Viren und Epidemien aus. Von 1985 bis 1987 war er Seuchenreferent des Landes Berlin und anschließend Direktor des Fachbereichs »Übertragbare Krankheiten, Impfwesen und Krankenhaushygiene« am RKI. Seit 2013 lehrt Zastrow als Professor für Hygiene an der Technischen Hochschule Gießen.

Trotzdem findet sich Zastrows Hinweis auf die Effektivität von Mundspülungen im Kampf gegen das Coronavirus nur ganz vereinzelt auf Spartensendern oder in lokalen Medien. Und das, obwohl Zastrow ein Fachmann genau darin ist, was wir seit Beginn der Pandemie mit riesigem Aufwand betreiben: im Unterbinden von Infektionen.

Wir tun es mit Abstand halten, mit Händewaschen, mit Alltagsmasken, medizinischen Masken, FFP2-Masken, mit dem Verbot von Großveranstaltungen, mit Schulschließungen, Lockdowns und seit neustem sogar mit nächtlichen Ausgangssperren. Wir tun also so ziemlich alles, um die Möglichkeit zu unterbinden, dass das Virus von Person A auf Person B überspringen kann. In Form von Tröpfchen durch Husten, Niesen, Singen oder Sprechen oder durch Aerosole, also durch noch kleinere Tröpfchen, die in der Luft schweben.

Kein Durchkommen bei ARD und ZDF

Was wir nicht tun ist Gurgeln. Und eben dafür wirbt Zastrow bereits seit September 2020. Mit sehr bescheidenem Erfolg. Bei ARD und ZDF hat er es bisher nur in den Spartenkanal Phoenix geschafft. Dort erklärte der Hygiene-Experte am 24. Februar 2021:

»Wir desinfizieren uns die Hände, jeder weiß das, jeder akzeptiert das. Und jetzt frage ich mal: Warum desinfizieren wir uns nicht die Mundhöhle? Da, wo das Virus sitzt?« Wenn man das befolgen würde, könnte die Politik viele Einschränkungen zurücknehmen. »Dann kann man alles aufmachen.« Neben Kitas und Schulen auch den Einzelhandel, die Gastronomie, Theater- und Konzertsäle oder Kinos. Denn »wir müssen uns immer… wieder in Erinnerung rufen, wo das Virus eigentlich herkommt.« Aus der »Mundhöhle des Menschen«.

Klaus-Dieter Zastrow

Trotz dieser Schilderung und obwohl ein gezieltes Gurgeln sogar einen »hohen Eigenschutz« gewähren kann und damit automatisch eine Motivation für jeden Einzelnen verkoppelt wäre, schaffte es Zastrows Lösungsansatz nicht in die Breite der Öffentlich-Rechtlichen. Nur zu einem Kurzauftritt bei Maybrit Illner im Dezember 2020. Mehr war nicht drin.

So gab der streitbare Professor nun dem kommerziellen Lokalsender Antenne Thüringen ein Interview (16.04.21). Das vorzüglich aufbereitete Gespräch liefert nicht nur für den Laien einfache Aufklärungen, sondern auch einen tiefen Einblick in die Engstirnigkeit der Berliner Corona-Maßnahmenpolitik. »Sie gurgeln ja nicht einfach mit Wasser oder Kamillentee…, sondern mit einem Schleimhautdesinfektionsmittel«, erklärte Zastrow.

»Das ist das Effektivste überhaupt«

Dafür empfiehlt Zastrow die auf Jod basierende Mundspülung Betaisodona, die rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich ist. Damit 40 bis 50 Sekunden gurgeln, und das dreimal die Woche, sei »das Effektivste überhaupt«, so der Hygiene-Experte. »Und wir hätten niemals einen Lockdown gebraucht, wenn die Politik das von Anfang an übernommen… und empfohlen hätte. Denn wir töten die Viren, die uns… krank machen, direkt im Mund-Rachenraum ab.«

Wir tragen ja auch »die Maske, auch unter Androhung von Geldstrafen und solchen Sachen, aber die Frage ist ja: Warum tragen wir die überhaupt? – Weil wir verhindern wollen, dass die Viren, die im Mundraum sind, herausgeschleudert werden durch Sprechen, Husten, Niesen, Singen und so weiter. Und mit diesen Tröpfen kommen die Viren nach außen und dann kriegen sie andere ab, und erkranken. Genau das verhindern Sie mit der Maske.«

»Aber: Wenn wir die Viren jetzt schon im Mundraum abtöten, dann können Sie nichts mehr rausschleudern oder ausscheiden«. Nichts mehr, was »ansteckungsfähig« ist, denn die Viren sind tot. »Darum geht es. Wir senken die Last der ansteckungsfähigen Viren«, was oft auch als Viruslast bezeichnet wird. »Das heißt, ich kann dem nächsten ins Gesicht spucken und der wird trotzdem nicht erkranken.« Und »wenn sich die [gesamte] Bevölkerung jeden dritten Tag so einer Mundspülung unterzieht, ist es vorbei, dann gibt es keine Neuerkrankungen. [Und] das RKI sitzt traurig vorm Monitor und kriegt keine Meldungen mehr.«

Telefonat mit Jens Spahn – eine politische Bankrotterklärung

Neben der unbestreitbaren fachlichen Kompetenz ist Zastrows Erklärung auch für den Laien plausibel. Trotzdem ist man, wenn man von der Idee zum ersten Mal hört, irritiert, denn wieso hat die Politik das nicht schon längst breit kommuniziert?

»Ich hab’ mit Herrn Spahn telefoniert«, erklärt Zastrow den Hörern weiter. »Der fragte mich dann nach einer klinischen Studie. Da hab’ ich gesagt: ›Herr Spahn, was soll das?! Wir brauchen hier keine klinische Studie. Außerdem kriegen Sie keine klinische Studie. Denn wir müssten 50 Leute nehmen, die wir einer Corona-Situation aussetzten und noch mal 50, wo wir das Gleiche machen. Und die eine Gruppe kriegt dann das Desinfektionsmittel und die andere nicht. Was glauben Sie, in welcher Gruppe würden Sie gerne mitmachen?‹«

»Da fing er an zu lachen. Und ich sagte: ›Sie kriegen doch keine Ethikkommission für so einen Menschenversuch… Also: wir haben… von den Mitteln seit 40 Jahren Desinfektionsmittelgutachten. Die gibt es ja alle schon. Also das einzige, was wir wissen müssen, wirkt das Mittel gegen die Viren, das heißt: Tötet es die Viren ab? – Und das wissen wir seit 40 Jahren… Und da gibt es auch keinen Zweifel… 100 Prozent werden die gekillt. Und das ist der entscheidende Punkt dabei.‹«

»Offenbar wollt Ihr, dass die Pandemie noch ein bisschen weitergeht«

»Aber die Politik, die schweigt das einfach tot. Herrn Ramelow habe ich es auch geschrieben. Also die wissen das alle. Und da fragt man sich: ›Offenbar wollt Ihr, dass die Pandemie noch ein bisschen weitergeht. Keine Ahnung, was das soll?!‹ Denn das ist die beste Methode: Desinfektion, Abtöten der Viren und die Sache ist erledigt.«

Trotz der eindringlichen Erläuterung von Zastrow und der Logik, dass weder Abstand halten noch Masken tragen aktiv die Viruslast eines potentiellen Ausscheiders reduzieren oder gar »killen« könnten, ist das Thema in den Köpfen der Verantwortlichen nicht angekommen.

Vielleicht weil das G von Gurgeln die schöne AHA-Formel kaputt gemacht hätte; wer will schon mit ”GAHA“ oder ”AHAG“ werben? Oder, weil sich einmal auf drei Dinge geeichte Bundesbürger nicht noch eine vierte Sache merken können. Wer weiß…

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen, und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

 
Der Autor ist in der Medienbranche tätig und schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: screenshot Youtube / Shutterstock
Text: Gast

mehr von Gregor Amelung auf reitschuster.de

[themoneytizer id=“57085-1″]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert