Das Kleingedruckte zu den Impfstoffen: »bedingt zugelassen«, »erstmals im Feld angewendet« und »müssen noch mal impfen« Anatomie einer Entmündigung / Chronik eines Systemversagens

Ein Gastbeitrag von Gregor Amelung

Stellen Sie sich vor, Sie wären in Urlaub. Allerdings ist der nicht so wie jedes Jahr. Das Wetter ist mies, der Strand vollgekackt und das Essen im Hotel kalt. Angesicht der Lage buchen Sie einen Rückflug raus aus dieser Misere zurück in die gewohnte Normalität.

Als der Flieger seine Reiseflughöhe erreicht hat, macht es ”Bing” und der Kapitän meldet sich über Lautsprecher. Er begrüßt sie ganz herzlich an Bord des nagelneuen Fliegers, der mit einer »bedingten Zulassung« soeben abgehoben ist. Aber keine Sorge, die »Nutzen-Risiko-Abschätzung« auf europäischer Ebene ist »positiv«. Und deshalb machen alle Fluggesellschaften im Moment »das erste Mal Erfahrung hinsichtlich der Frage: Was passiert, wenn dieser Flugzeugtyp Millionen von Menschen transportiert?« Und Sie, lieber Fluggast, sind dabei, denn Sie sind kein »Technikmuffel«, kein »Flugverweigerer« und auch kein »Aerodiot«.

Was sich wie der auf Witz getrimmte Anfang einer Kurzgeschichte an der VHS liest, hat leider sehr viel mit der aktuellen Informationspolitik zu den Corona-Schutzimpfungen zu tun. Denn das Kleingedruckte wird von Politik und Wissenschaft durchaus ausgesprochen, aber fast nie von den Medien zum Empfänger weitertransportiert.

So hatte etwa die Bundeskanzlerin am 19. März im Anschluss an den sogenannten »Impfgipfel« erklärt: »Alle Impfstoffe haben eine bedingte Zulassung. Im Laufe dieser bedingten Zulassung sammeln wir zum ersten Mal Erfahrungen hinsichtlich der Frage: Was passiert, wenn dieser Impfstoff für Millionen von Menschen angewandt wird?«

»Nutzen-Risiko-Abschätzung« ist »positiv«

Da wäre man wohl erstmal sprachlos gewesen, wenn das der Aufmacher der Tagesthemen gewesen wäre. War es aber nicht, weil dieser Teil der PK keine große Beachtung fand. Es hätte ja nicht zu dem gepasst, was man einen Tag zuvor berichtet hatte. Am Donnerstag, den 18. März hatte nämlich die Chefin der Europäischen Arzneimittelagentur EMA, Emer Cooke, nach dem Gerangel um das Aussetzen von AstraZeneca in Deutschland und in anderen Ländern erklärt: »Der Impfstoff ist sicher und effektiv gegen COVID-19 und die Vorteile sind wesentlich größer als die Risiken.« Zwei Tage zuvor hatte Cooke es in einer Pressekonferenz noch so formuliert: »Die Nutzen-Risiko-Abschätzung für den AstraZeneca-Impfstoff ist positiv.«

Diese Aussage von Cooke kann man durchaus in die Kategorie Kleingedrucktes einordnen, denn bei einer lediglich positiven »Nutzen-Risiko-Abschätzung« spitzen sich einem automatisch die Löffel. Folgerichtig fand man diese Aussage auch nur in der Pharmazeutischen Zeitung. Anders war es mit Cookes zweiter Aussage vom 18. März: »Der Impfstoff ist sicher und effektiv…« Die wurde breit zitiert. Im Tagesspiegel, im Managermagazin, in der Tagesschau, in der Wirtschaftswoche und so weiter und so fort.

Spahns »Marathonlauf« mit dem Ziel in Sicht

Eine Woche später fand dann eine Bundespressekonferenz mit Gesundheitsminister Spahn und dem Präsidenten des RKI Prof. Lothar Wieler statt. Einleitend hatte Spahn die Impfkampagne mit einem »Marathonlauf« verglichen, bei dem es darum gehe, »jetzt«, wo das »Ziel« bereits »sehbar« ist, auch »die letzten sehr schweren… Meter und Kilometer noch miteinander« durchzuhalten »mit dem Ziel, im Sommer jedem ein Impfangebot gemacht zu haben und geschützt haben zu können.« Also nicht mit dem Ziel, im Sommer Masken und sonstige Beschränkungen des öffentlichen Lebens aufzuheben.

Während es Spahns Metapher vom »Marathon« auf breiter Linie in die Medien schaffte – also nur die Metapher ohne das Kleingedruckte, dass das Ziel eben nicht die Aufhebung von Beschränkungen ist –, wurde über eine Antwort von Lothar Wieler auf eine Frage von Boris Reitschuster gar nicht erst berichtet.

Reitschuster wollte wissen, was die beiden Herrn denn »optimistisch« mache, dass sich »das Ganze« nicht in einen »Dauermarathon« aus Virus-Mutationen und anschließenden Impfungen verwandeln könnte?

»Wir werden sicher noch mal impfen müssen.«

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts führte dazu aus: »Es gibt Kollegen, die sagen, man muss alle halbe Jahre impfen… Es gibt welche, die sagen, vielleicht jedes Jahr. Wir werden sehen. Aber wir werden sicher noch mal impfen müssen.« Das passte eigentlich ganz und gar nicht zur bundesweiten Werbekampagne, die den Bürgern versprach: »Mit einem kleinen Pieks holen wir uns unser Leben zurück.« Trotzdem interessierte sich so recht niemand für Wielers Neuigkeit vom ”zweiten kleinen Pieks“, obwohl sie tief ins Kleingedruckte blicken ließ.

Denn die Berliner Pandemie-Planer stehen vor zwei Problemen:

Problem Nummer 1: Niemand weiß so recht, wie lange der durch die Impfung erworbene Impfschutz anhält, also wann der Körper den Schutz wieder abbaut. Bei den beiden RNA-Impfstoffen von BioNTech und Moderna geht man momentan von mindestens 6 Monaten Schutz nach der 2. Impfung aus.

Problem Nummer 2: Bei einer Impfung unterscheidet man zwischen klinischer und steriler Immunität. Unter klinischer Immunität versteht man den Schutz der geimpften Person vor Symptomen. Deshalb wird bei den COVID-19-Impfstoffen auch betont, dass sie vor »schweren Verläufen« schützen. Bei BioNTech soll dieser Schutz laut dem Ärzteblatt vom 11. März bei 97 Prozent liegen.

Die sterile Immunität

Dieser hohe Wert der klinischen Immunität ist vor allem für den Einzelnen wichtig. Für die Bevölkerung insgesamt ist allerdings noch die sterile Immunität von Bedeutung. Sie gibt an, ob ein Geimpfter sich mit dem Virus noch anstecken und es übertragen kann. »Nach vorläufigen Daten« aus Israel liege die durch BioNTech erzielte sterile Immunität bei »rund 90 Prozent«, so der Mikrobiologe Prof. Dr. Carlos A. Guzmán vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung gegenüber ZDFheute am 10. März.

Mit 90 Prozent Transmissionsunterbindung und einer hohen Impfquote in Deutschland wäre es wahrscheinlich möglich, sich mit einem oder dann doch zwei »Pieksen« »unser Leben« zurückzuholen. Der Epidemiologe Harvey Risch von der Yale University deutet die neusten Zahlen aus Israel allerdings anders. Risch erkennt lediglich eine Reduktion der Virusübertragungen von 50 bis 60 Prozent. Entsprechend erklärt der Wissenschaftler auch: Die Menschen, die in den USA im Moment geimpft werden, würden zwar denken, dass die Impfung »sie von allen Beschränkungen« befreien wird, aber das ist »falsch«.

Maskentragen auch 2022 »möglich«

Zu Rischs Analyse passt, dass der in den USA maßgebliche Regierungsberater in Sachen COVID-19, Dr. Anthony Fauci, sozusagen der amerikanische Drosten, inzwischen relativ offen darüber spricht, dass man auch weiterhin Masken tragen muss. Mitte Februar war Faucis Formulierung hierfür noch gewesen, es sei »möglich«, dass man auch 2022 Masken würde tragen müssen.

Es hat also wenig mit »Solidarität« oder mit der noch nicht ausreichenden Impfquote zu tun, dass sich Geimpfte auch in Deutschland weiterhin an die AHA-Regel halten müssen. Es geht vielmehr darum, die Zirkulation des Virus zu unterbinden, um dem mutationsfreudigen Coronavirus keinen Raum zu geben, Varianten auszubilden. Und eben deshalb wird man noch längere Zeit auf das warten müssen, was der Uschi-Glas-Werbespot indirekt auch noch verspricht: nämlich auf ein mit Publikum ohne Masken gefülltes Theater.

Bis »die ganze Welt durchgeimpft« ist

Und damit zurück zur Antwort des RKI-Präsidenten. Auch Wieler möchte die Zirkulation des Virus unterbinden, aber offenbar ohne öffentlich den heiklen Punkt der sterilen Immunität erörtern zu müssen. Und deshalb bog Wieler nach seiner Feststellung, dass man »sicher noch mal impfen« müsse ab und erklärte: »Deshalb ist ja so wichtig, dass die ganze Welt durchgeimpft wird, weil, je mehr Impfschutz auf der ganzen Welt ist, desto geringer ist die Inzidenz und desto weniger Mutationen werden dann auch auftreten.«

Und aus eben diesem Grund ist es auch »so toll«, dass die »Impfkapazitäten« zurzeit ausgebaut werden, so, »dass wir das [Vakzin]… zukünftig immer produzieren können. Diese mRNA-Impfstoffe sind wirklich hochinnovativ und ein tolles Werkzeug.« Denn sie »haben ja den Bauplan für das Impf-Antigen drin und dieser Bauplan kann relativ schnell geändert werden. Das heißt«: Man kann ihn an »Varianten… relativ gut anpassen.«

Man musste schon sehr genau hinhören, um wahrzunehmen, dass die neuen Impfstoffe offenbar nicht ”toll genug” sind, um ein absehbares Ende der Beschränkung in Aussicht zu stellen. Ähnlich hatte sich auch Anthony Fauci bei einer Anhörung des US-Senats Mitte März geäußert, bei der man ihn auf ein Datum bzw. einen Zahlenwert für das Ende der Maßnahmen festnageln wollte. Ohne Erfolg. Fauci sagte lediglich, dass dafür die Infektionszahlen runtermüssten. Eine Aussage, die sich auch in Jens Spahns »Marathon« widerspiegelt, dessen Ziel eben nicht das von Uschi Glas ist – wir holen »uns unser Leben zurück« – sondern das Ende des “ersten“ Impf-Marathons im Sommer.

Fünf Tage später gab es erneut eine Bundespressekonferenz. Es war der Donnerstag vor Ostern und das Thema sollte eigentlich sein: Die Impfungen in den Arztpraxen. Dazu hatte man auch die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) Gabriele Regina Overwiening geladen. Aber weil das Vakzin von AstraZeneca zwei Tage zuvor von der STIKO (Ständige Impfkommission) nicht mehr für Personen unter 60 Jahren empfohlen worden war, kamen von den Journalisten auch Fragen zur Impfstoffsicherheit.

Dazu erklärte Frau Overwiening: »Im Normalfall haben wir längere Beobachtungszeiträume. Man hat entsprechend Zeit, um die Daten zu erheben und zu bewerten. Und dann kommt es irgendwann zu der Zulassung eines Arzneimittels. (…) Und dieses übliche Prozedere macht… auch noch mal deutlich…, dass Arzneimittel eben eine ganz besondere Ware sind, dass Arzneimittel für die Gesunderhaltung der Menschen da sind [und] dass… ihre Wirkung immer mit einem gewissen Risiko eingekauft wird…«

Impfstoffe werden schleichend zum Medikament umgedeutet

Was so unverfänglich klang, hatte es bei genauer Betrachtung in sich. Denn Overwiening hatte hier bewusst von »Arzneimitteln« gesprochen und damit den Unterschied zwischen Impfstoffen und Medikamenten, die beide zu den Arzneimitteln gehören, verwischt. Ein Medikament verabreicht man nämlich einem Kranken, weshalb hier Nebenwirkungen, auch schwere tolerabel sind, um die vorhandene Krankheit zu bekämpfen.

Ein Impfstoff hingegen wird einem gesunden Menschen gespritzt, der lediglich möglicherweise in der Zukunft an der Krankheit erkranken könnte, gegen die der Impfstoff eine Immunabwehr aufbauen soll. Die Betonung liegt hier auf: erkranken könnte, also weder erkranken muss noch erkranken wird. Und eben deshalb unterliegen Impfstoff-Entwicklung, -Prüfung und -Zulassung sowie ihre Verabreichung deutlich strengeren Kriterien als die von Medikamenten. Diesen auch ethisch gewichtigen Unterschied hatte die studierte Pharmazeutikerin geschickt eingeebnet, indem sie von »Arzneimitteln« gesprochen hatte, was die neuen Corona-Impfstoffe indirekt auf eine Höhe mit Medikamenten stellte.

Corona-Impflinge wie zukünftige Infizierte betrachtet

Ähnliches lässt sich auch zunehmend bei Journalisten beobachten, die über die Corona-Vakzine berichten, als seien die Corona-Impflinge zukünftige Infizierte und damit – ganz oder teilweise – auch zukünftige Erkrankte, die die Impfung quasi als »Medikament« in einem Szenario der Prophylaxe verabreicht bekämen.

Dabei wird völlig ausgeblendet, dass ein großer Prozentsatz der vom RKI als »infiziert« registrierten Personen keine Symptome hat, weshalb man sie eigentlich nicht als Erkrankte in dem Sinne werten kann, dass man ihnen – hätten wir eins – jetzt oder in Zukunft überhaupt ein Medikament verabreichen würde. Darüber hinaus finden sich COVID-19-Erkrankungen mit erheblichem Gefährdungspotential für den Einzelnen nur bei schwer Vorerkrankten oder bei Personen in der Altersgruppe ab 70 aufwärts.

Quelle: Todesfälle de.statista (RKI Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19) Stand 23.03.2021; Genesis-Online, Bevölkerung nach Altersgruppen Stand 31.12.2018

So lag die Wahrscheinlichkeit für eine Person über 80 Jahren, an COVID-19 zu versterben, bis Ende März 2021 bei 1 zu 104. Demgegenüber lag die Gefahr für eine Person zwischen 40 und 49 Jahren bei lediglich 1 zu 25.244. Zum Vergleich: Die Chance auf 4 Richtige im Lotto mit Superzahl beträgt in allen Altersgruppen 1 zu 10.324.

Diesen Unterschied mit moralinen Hinweisen auf »Solidarität« wegzukleistern, hat mit Aufklärung nichts zu tun. Es findet vielmehr eine Entmündigung des Einzelnen statt. Denn der wird nicht in seinem ureigenen Sinne (und Risiko) informiert, sondern ausschließlich im Sinne der Allgemeinheit, für die die Bundesregierung eine möglichst hohe Impfquote erreichen will – vielleicht sogar erreichen muss. Tut sie das nämlich nicht, rückt nicht nur die angestrebte Herdenimmunität in weite Ferne, sondern auch das Ziel, die Viruszirkulation zu unterbinden. Dann bliebe der Berliner Politik nur noch die Impfpflicht als letztes Mittel im politischen Kampf mit und um Corona.

»Anwendung« der Impfstoffe »im Feld«

Zurück zu Gabriele Regina Overwiening vom Apothekerverband. Gerade hatte sie ausgeführt, das »wir« »im Normalfall« längere »Beobachtungszeiträume« vor der Zulassung eines Arzneimittels haben. »Aber in dieser besonderen Situation einer Pandemie ist ja der Zeitdruck durchaus größer als eben dieses Wartenwollen auf ganz solide, verlässliche Daten in sehr großer Menge. Und diese Nutzen-Risiko-Abwägung hat natürlich zur Konsequenz, dass gegebenenfalls Risiken… während der Anwendung im Feld, während der Anwendung eben in der großen Menge der Menschen… sichtbar werden.«

Für den einzelnen Geimpften bedeuten Overwienings »sichtbar werdende Risiken« im Ausnahmefall lebensbedrohliche und / oder das Leben massiv negativ beeinflussende Risiken. Und das ein Leben lang.

Dass die Politik das niemals klar kommuniziert hat, ist bedauerlich. Zumal wir als Gesellschaft von jüngeren und nicht vorerkrankten Menschen (zu denen der Autor dieser Zeilen leider nicht mehr gehört) stillschweigend erwarten, dass sie sich ohne großes eigenes Risiko, an Corona schwer zu erkranken, dem Risiko einer gravierenden Impfnebenwirkung aussetzen. Eben das ist ein ethisches Problem, das man dringend mit mehr als Spahns »Ein kleiner Pieks, altes Leben zurück«-Formel ausdiskutieren müsste.

Tut man aber nicht. Auch nicht die Präsidentin der Deutschen Apothekerverbände Overwiening. Nachdem sie aus den Impfstoffen semantisch ein »Medikament« gemacht hatte und nur mal kurz in die unappetitliche Realität abgebogen war, in der diese nun »im Feld« zur Anwendung kamen, machte Frau Overwiening mit dem Weichspülen weiter, denn »Das« – also die sichtbar werdenden Risiken – »emotionalisiert [und] das macht natürlich auch Sorge.«

Am Ende ist es »eine individuelle Entscheidung«

Davon, dass »das« auch ein ethisches Problem ist kein Wort. Stattdessen versetzte die Präsidentin der Apotheker die Nutzen-Risiko-Abwägung des Einzelnen in den Raum von »Emotion« und »Sorge«. Dorthin, wo es keine Ratio gibt.

Auf derselben Pressekonferenz hatte man noch Gesundheitsminister Spahn zur Entscheidung des 71-jährigen Kabinettskollegen Horst Seehofer gefragt, sich nicht mit AstraZeneca impfen zu lassen: Ob Spahn den Innenminister um eine medienwirksame Impfung mit dem umstrittenen Vakzin »gebeten« habe?

Spahn erklärte, dass er niemanden, weder Seehofer noch »Personen, die er nicht namentlich kennt«, zu so etwas auffordern würde. Schließlich sei das »am Ende immer eine individuelle Entscheidung«.

Rettungshubschrauber, Not-OP

Drei Wochen zuvor hatte ein Handwerksmeister aus dem Saale-Holzland-Kreis eben diese Entscheidung für sich getroffen. Gut informiert von den Medien und der Bundesregierung hatte sich der 54-Jährige am 10. März mit dem Vakzin von AstraZeneca impfen lassen. Elf Tage später kam er in die Notaufnahme des Krankenhauses Gera. Sprachverlust, halbseitige Lähmung. Diagnose: Sinusvenenthrombose. Nach weiteren Blutgerinnseln kamen Krampfanfälle hinzu. Also Hubschraubertransport ins Uniklinikum Jena. Not-OP. Um den Druck auf das Gehirn zu senken, musste ein Teil der Schädeldecke entfernt werden. »Das war der Zeitpunkt, wo wir uns auf seinen Tod vorbereitet haben. Und mit der Frage, was für ein Leben mein Vater führen wird, wenn er das überlebt«, so sein 32 Jahre alter Sohn Robert G.

Fünf Tage später befand sich Roberts Vater noch immer im künstlichen Koma, schwebt aber nicht mehr in Lebensgefahr. G.s Sohn geht davon aus, dass sein Vater »unzureichend über die Risiken« im Impfzentrum aufgeklärt worden ist, so die Thüringische am 3. April.

»Keine weiteren Fragen«

»Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Thüringen wies die Vorwürfe… zurück… Der Mann habe sowohl die Aufklärung wie auch die Anamnese unterschrieben, die Dokumente lägen der KV vor, sagte… eine Sprecherin. ›Das Aufklärungsgespräch mit dem Arzt gehört unbedingt dazu. Falls der Impfling ankreuzt, keine weiteren Fragen zu haben, werden nicht viele Worte gewechselt‹«, so die Thüringer Allgemeine am 9. April.

G.s Impfung hatte am 10. März stattgefunden. Erst am 23. März wurde ein Hinweis zum Auftreten von Sinusvenenthrombosen in das offizielle »Aufklärungsblatt zur Schutzimpfung COVID-19« für den Vektorimpfstoff von AstraZeneca aufgenommen.

Drei Wochen später fand dann die zentrale Gedenkfeier für die »Opfer der Pandemie« statt. An die Trauernden gerichtet erklärt der Initiator Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: »Ihr seid nicht allein in Eurem Leid.« Auf Ähnliches werden die Opfer, Angehörigen und Hinterbliebenen von Impfschäden wahrscheinlich sehr lange warten müssen.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen, und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
 

Der Autor ist in der Medienbranche tätig und schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock
Text: Gast

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