Lockdown bis in den Sommer? Hat sich das Finanzministerium "verplappert"?

Hier finden Sie mein aktuelles „reitschuster.live“, in dem ich mit Ihnen den Lockdown diskutiert habe.
Ganz offen gestanden: Ich bin ziemlich zusammengezuckt, als mir ein Leser heute eine Infografik des Bundesfinanzministeriums zusandte, die es in sich hat. „Die aktuellen Corona-Hilfen auf einen Blick“ lautet die Überschrift dort. Weiter heißt es: „Für jedes Unternehmen die passende Hilfe zur richtigen Zeit“. Auf dem Papier wird dann fein säuberlich nach Zeiträumen unterschieden. Aber was soll ich es lange darlegen: Sehen Sie am besten selbst:
Haben Sie die Stelle entdeckt, die meinen Leser und mich so erschreckt? Wenn nicht: in der rechten Bildhälfte, mittig, unter den Januar-Hilfen, in der ganz linken Spalte der orangefarbenen Tabelle. „Schließung Januar bis Juni 2021“ steht dort. Schwarz auf weiß bzw. schwarz auf orange.
Das Wichtigste vorweg: Nein, das ist kein Beweis, dass eine Schließung bis Juni schon vorbereitet wird. Aber es ist ein sehr triftiges Indiz dafür, dass man in der Bundesregierung offenbar schon ein entsprechendes Szenario durchspielt. Denn wie sonst käme man auf die Idee, einen Zeitraum von Schließungen bis Juni 2021 zu nennen? Oder, noch defensiver gedacht: Nehmen wir einmal an, der Ersteller habe von sich aus in Halbjahreszeiträumen gedacht, also sozusagen „schlafwandelnd“ den Juni als Endzeitpunkt eingesetzt. Dann hätte auch irgend einem der sicher vielen Beamten, durch dessen Hände die Grafik ging und die sie nach Veröffentlichung sahen, das genauso auffallen müssen wie meinem Leser und mir. Und er hätte sich genauso wundern müssen. Und dann sofort „Stopp“ rufen müssen. Und den Zeitraum ändern lassen.
Das ist aber nicht geschehen. Somit ist die Grafik durchaus ein Indiz: dafür, dass man in unserer Regierung durchaus auch schon einen Lockdown bis Juni für möglich hält anders als die meisten Menschen hierzulande, mich eingeschlossen, bei denen allein das Lesen einer solchen Passage schon die Haare zu Berge stehen lässt. Gerade eine solch mentale Gewöhnung an den Gedanken einer langen Schließung halte ich für besonders gefährlich. Denn egal, ob notwendig und sinnvoll oder nicht: Gerade die Regierenden dürfen nie vergessen, dass das Wegsperren der eigenen Bevölkerung und das Schließen von Geschäften, Kultur-, Sport und Freizeiteinrichtungen etwas Außerordentliches ist. Über das man sich jeden Tag neu wundern und das man jeden Tag neu hinterfragen muss. Und nicht einfach schon mal für ein halbes Jahr gedanklich mit einkalkulieren darf.
PS: Inzwischen hat das Bundesfinanzministerium auf diesen Artikel reagiert und die Infographik geändert. Jetzt heißt es dort: „Bei Schließung in einem Monat Januar bis Juni 2021). Das bestätigt genau das im letzten Absatz ausgeführte – denn eigentlich hätte die Sache schon vorher intern jemandem auffallen müssen.

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Bild: Trismegist san/Shutterstock
Text: br

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