Massiver Anstieg von Erkältungen Kinder auf dem Altar der Corona-Maßnahmen?

Von Alexander Wallasch

Sind Sie auch gerade ziemlich erkältet, aber froh, dass es kein Corona ist? Dann gehören Sie zu denjenigen, über die meine Apothekerin gerade erzählte, die ihr den Laden leerkaufen würden, sie müsste zur Zeit so viel Erkältungsmedikamente nachbestellen, wie schon lange nicht mehr.

Und die, die es erwischt hat, die würden sich über die Hartnäckigkeit der Erkältungen wundern und auch darüber, dass es in der Familie keinen auslässt – das wäre früher anders gewesen, da wären immer einige Familienmitglieder, Freunde und Bekannte ganz oder mindestens besser davongekommen als andere.

Und noch etwas: Hätten Sie Sätze wie den Folgenden früher gesagt, wären Sie relativ schnell in die Ecke der Corona-Leugner gestellt worden: „Coronaviren sind keine unbekannten Krankheitserreger. Sie kamen bislang meist als harmlose Erkältungsviren daher.“

Viele werden sich erinnern: Solche blasphemische Feststellung wurde von Kritikern auch ins Feld geführt, um zu verdeutlichen, dass es Corona schon immer gegeben hätte.

Es soll sogar so sein, stellten Mediziner der Berliner Charité fest, dass, wer früher Erkältungen durchgemacht hat, wegen der Artverwandtschaft der Viren eine gewisse Immunität von Haus aus gegen COVID-19 erworben hätte.

Das wiederum passt zu aktuellen Aussagen, dass der Körper die sogenannten T-Helferzellen, die er gegen die bisherigen Erkältungscoronaviren gebildet hatte, auch gegen SARS-CoV-2 mobilisiert.

Pharmaindustrie freut sich über jeden Huster

Aber Erkältungen sind dank Lockdowns und Schutzmaßnahmen Mangelware geworden. Das hat nicht nur Vorteile, wie Sie gleich lesen werden. Einen Vorteil aber schon: Die Pharmaindustrie kann sich über gesteigerte Umsatzzahlen freuen. Beispielsweise Engelhardt Arzneimittel als Hersteller von Prospan schreibt ganz aktuell:

„Die Corona-Maßnahmen haben auch dazu beigetragen, die klassischen Atemwegserkrankungen einzudämmen. So zählte das Robert Koch-Institut (RKI) bis zur Kalenderwoche 12 beispielsweise weniger als 500 Influenza-Infizierte. Zum Vergleich: Letztes Jahr verzeichnete das RKI zur selben Zeit mehr als 145.000 Grippefälle.“

Und Engelhardt fragte weiter:

„Doch was passiert eigentlich, wenn es – wie jetzt – zu Lockerungen der Maßnahmen kommt? Wird es zur Erkältungswelle im Herbst und Winter kommen?“

Betroffen sind vor allem Kinder, aber auch Erwachsene mit einem deutlichen Anstieg bei der Rate der allgemeinen Atemwegserkrankungen. Woher kommt der plötzliche Anstieg an Erkältungen in Corona-Zeiten?

In den USA soll es laut Aussagen eines Teams aus Epidemiologen mit der Dauer der Corona-Einschränkungen zu einer steigenden Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen gekommen sein.

Hier stellt sich auch die beklemmende Frage, ob Kinder von 1 bis 4 Jahren nicht auch deshalb so betroffen sind, weil sie aus Kontaktarmut gar nicht die Gelegenheit hatten, leichte Vorerkrankungen mit entsprechenden Immunisierungstendenzen auszubilden.

Das sogenannte „Social Distancing“, vielbesprochen wenn es um psychische Folgen der Lockdowns ging, hat demnach jetzt auch einen spürbaren Effekt auf körperliche Erkrankungen. Wo unsere körpereigene Abwehr erst aus dem Kontakt mit Erregern lernt, war sie während der Lockdowns zur Untätigkeit verdammt.

Das immunologische Gedächtnis steht vor einem Rätsel

Also sind im schlimmsten Falle die Erinnerungsspeicher leer, die Infektion trifft mit der Wucht eines unbekannten Eindringlings, die Gegenwehr ist schlecht aufgestellt, das „immunologische Gedächtnis“ sucht verzweifelt nach Antworten, aber das Blatt ist leer, keine Blaupause vorhanden.

Der MDR fragt: „Wie gefährlich ist diese verzögerte Erkältungswelle und was kann dagegen getan werden?“

Es ist so furchtbar, wie es klingt: Die gegen das Corona-Virus quasi vollkommen geschützten Kinder (Ausnahme Vorerkrankungen) wurden vom Lockdown krank gemacht, weil man ältere Menschen vor ihnen schützen wollte. So krank sogar, dass Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie und Chefarzt der Kinderklinik am Sana-Klinikum Berlin-Lichtenberg gegenüber dem MDR erklärte:

„Das sind Kinder, die dann mit Fieber, vermehrtem Husten oder auch verstärkter Atemnot in die Klinik kommen. Und wenn die dann relativ krank sind, müssen sie stationär aufgenommen werden und benötigen teils eben auch Sauerstoff.“

Einige bräuchten unter Umständen sogar eine Atemunterstützung, so Tenenbaum weiter. Das heißt: „Sie brauchen auch mal eine Beatmung.“

Aber es wird noch bedenklicher: Um diese Kinder und vor allem Kleinkinder jetzt vor dieser durch Lockdown geschaffenen Bedrohung zu schützen, wird wiederum eine Impfung (gegen das Respiratorische Synzytial-Virus) empfohlen.

Auch das Robert Koch-Institut hatte schon auf diese Problematik hingewiesen. Und Tenenbaum sagte dazu: „RSV ist so ein Keim, den möchte man eigentlich nicht bekommen.“

Impfen gegen Impffolgen

Kinder sollen vor dem zweiten Lebensjahr geimpft werden, ansonsten würde die Krankenkasse diese Impfung nicht mehr bezahlen, erklärte Ingeborg Krägeloh-Mann. Die Expertin für Kinderheilkunde an der Universität Tübingen gibt sich allerdings unaufgeregt: Sie glaubt sogar, dass die durch den Lockdown verschobenen Infektionen milder ausfallen.

Aber wäre das argumentativ nicht erst dann sauber, wenn zwischenzeitlich keine Kinder mehr geboren werden?

Meine Apothekerin freut sich über Mehrumsatz, die Erkältungserkrankungen nehmen wieder rapide zu und sie treffen die zuvor isolierten Menschen härter als in den Jahren zuvor.

Corona-Geimpfte fühlen sich wieder auf der sicheren Seite und lassen vermehrt Kontakte zu. Möglicherweise sind sie ja tatsächlich besser gegen Corona geschützt. Aber es wird immer deutlicher, gegen was sie diesen Schutz eingetauscht haben: Wer einmal eine hartnäckige schlimmere Erkältungskrankheit hatte, der weiß, dass es hier durchaus empfindliche Eskalationen gibt.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine.

Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger und betreibt den Blog alexander-wallasch.de. Er schrieb schon früh und regelmäßig Kolumnen für Szene-Magazine. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Automotive tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann) schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“ Seit August ist Wallasch Mitglied im „Team Reitschuster“. Dieser Artikel erschien zuerst auf seiner Seite  alexander-wallasch.de

Bild: Shutterstock
Text: wal

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