Sympathie für Islamismus – ein Kavaliersdelikt? Nationalspieler kommt glimpflich davon

Das Bild ist unerträglich. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron ist darauf zu sehen. Mit einem schwarzen Fußabdruck im Gesicht. Daneben steht: „Möge der Allmächtige das Gesicht dieser Kreatur und all ihrer Anhänger entstellen, die unter dem Motto der Meinungsfreiheit die Gefühle von mehr als eineinhalb Milliarden Muslimen verletzen.“ Erschienen ist diese Zumutung auf dem Instagram-Account von Chabib Abdulmanapowitsch Nurmagomedow. Der ist ein bekannter Mixed-Martial-Arts-Kämpfer, der 25 Millionen Follower in dem sozialen Netzwerk hat.

Der menschenverachtende Post ist schlimm genug. Noch schlimmer, dass er 35 Millionen „Likes“ erhielt. Auch von Salafisten wie Pierre Vogel und Sven Lau. Besonders pikant: Auch dem Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger und Ex-Nationalspieler Mesut Özil gefiel er. Beide markierten ihn mit „Gefällt“.

Einerseits sind „Likes“ in sozialen Netzwerken Privatsache. Und die so genannte „Like-Polizei“, also das Denunziantentum, was solche „Likes“ angeht, ist eine bedenkliche Entwicklung. Schon so manchen Menschen brachte ein falscher Mausklick hier um die Karriere. Nicht jedes Like wird auf die Goldwaage gelegt. Insofern stellt sich die Frage: Muss nicht auch für Fußball-Profis gelten, dass sie in den sozialen Netzwerken Anspruch auf ihre Privatsphäre haben?

Offen gestanden tue ich mich mit einer eindeutigen Antwort schwer. So sehr ich die „Like-Polizei“ ablehne, so schwer wiegt andererseits das öffentliche Interesse, wenn jemand, der als Sportler eine Vorbildfunktion hat und sich zudem noch als großer Vorkämpfer gegen Rassismus zeigt wie Rüdiger, Sympathien für Extremismus hat. Auslöser für das Posting war die bedingungslose Verteidigung der Meinungsfreiheit durch Macron nach dem Mord an dem Lehrer Samuel Paty. Nurmagomedow ging später auf Instagram sogar noch weiter und schrieb: „Und möge Allah all diejenigen bestrafen, welche die Ehre der besten Menschen des Propheten Mohammed verletzen.“

Antonio Rüdiger (Mitte) auf dem Platz

Rüdiger, dessen Mutter aus Sierra Leone stammt, lenkte schnell ein und entfernte sein Like wieder. „Das war ein Fehler. Natürlich sollte man keine Beiträge liken, die in Sprachen verfasst sind (ursprünglich in Kyrillisch – Anm.), die man gar nicht versteht. Ich lehne jede Art von Gewalt ab, möchte mich deshalb klar von diesen Inhalten distanzieren“, sagte er am Freitag der Bild.

Wenn es ein übergeordnetes Thema in seinem Leben gebe, „dann ist es der Kampf gegen Gewalt und Rassismus, den ich auch selbst erfahren habe. Glaubt es mir, dass ich diesen Weg aus tiefstem Herzen auch weiterhin gehen werde“, beteuerte der Nationalspieler weiter.

Da er als Kämpfer gegen Rassismus auf der richtigen Seite steht, wird Rüdiger wohl eine weitere Diskussion erspart bleiben. Und auch Fragen, ob er wirklich so ahnungslos sein konnte angesichts des Bildes mit dem Fußabdruck auf dem Gesicht Macrons und der automatischen Übersetzungs-Funktion auf Instagram. Man stelle sich vor, Rüdiger hätte einen ähnlich menschenverachtenden Post mit rechtsextremen Inhalten mit einem „Like“ versehen und hätte keinen Persilschein als „Anti-Rassist“…

Bild: viewimage/Shutterstock
Text: red

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