Gestern hatte Greta dann noch einmal ein mediales Comeback: In seiner Verzweiflung über die Folgen der Corona-Pandemie in der brasilianischen Stadt Manaus hat deren Bürgermeister Neto die fast vergessene Schwedin um Hilfe gebeten, wie „Arte“ berichtet: „,Das neuartige Coronavirus habe in Manaus ,eine Katastrophe, eine Barbarei´ verursacht, klagte Neto. Wegen des Leidens seines Volkes wende er sich nun an Thunberg. ,Ich kenne den Einfluss, den Sie haben, und ich kenne Ihre Fähigkeit, Mitgefühl mit anderen zu haben“, sagte der Bürgermeister. ,Helfen Sie dem Amazonas, der Amazonas und der Wald müssen gerettet werden.´“Diese Meldung belegt, wie irrational der Kult um die junge Schwedin inzwischen ist. Früher flehten Stadtfürsten statt Schulabbrecherinnen Gott oder zumindest Heilige an, wenn Elend nahte. Oder sie legten Gelübde ab. Wie die Bewohner des oberbayerischen Oberammergaus. Als 1633 die Pest das Dorf befiel, schworen sie, regelmäßig ein Passionsspiel aufzuführen, wenn sie von der Epidemie befreit würden. Sie hatten gleich doppelt Glück: Das Kalkül ging auf, und die neue Pflicht wurde zur Kür – sie brachte weltweite Bekanntheit und einen Touristenansturm. Insofern drängt sich die Frage auf, ob ein Gelübde nicht ein besserer Weg wäre als ein Appell an Greta, wenn man schon nicht mehr auf reale Schritte im realen Leben vertraut.
So unbestreitbar der Klimawandel ist: Genauso unbestreitbar ist, dass die Überzeugung vieler Deutscher, die winzige Bundesrepublik könne das Klima auf der ganzen Welt retten, zumindest fragwürdig scheint. Ebenso wie der vermeintliche „wissenschaftliche Konsens“, dass der Mensch die einzige (!) Ursache für den Temperaturanstieg ist.
Lange Zeit war der Klimawandel das alles beherrschende Thema in zwischen Garmisch-Partenkirchen und Flensburg (während er in vielen anderen Ländern mit realeren Problemen kaum eine Rolle spielte). Manche Gemeinden riefen gar den Klimanotstand aus. Covid-19 offenbarte, wie lächerlich das war.
Tatsächlich schien der Klimawandel für viele ein Glücksfall zu sein: Armeen von Lobbyisten und Politikern sowie ganze Industriezweige hatten ihr Auskommen mit der Angst vor dem Weltuntergang. Und anders als jetzt bei der Pandemie haben die Klima-Prognosen den großen Vorteil, dass sie so weit in die Zukunft reichen, dass kaum einer Angst haben braucht, sich daran messen lassen zu müssen. Und sollte sich der Trend umkehren, könnte man sich immer noch auf die eigene Schulter klopfen und sagen: „Unsere Gegenmaßnahmen haben uns gerettet!“ Insofern ist der jetzige Virus weitaus weniger handsam.
Weil die Angst vor der Apokalypse in einigen Jahrzehnten jetzt von der Urangst vor dem Sterben in sehr unmittelbarer Zukunft abgelöst wurde, sind die Klima-Retter in einem Abwehrkampf. Teilweise, so scheint es, in einem sehr verzweifelten. Diese Woche bekam eine sehr enge Verwandte von mir zu Ihrem siebten Geburtstag ein Bilderbuch geschenkt mit dem Titel: „Wie viel wärmer ist ein Grad? – Was beim Klimawandel passiert.“ Neben bedrohlichen Zeichnungen von Industrieanlagen ist dort zu lesen: „Für fast die Hälfte des Ausstoßes von Treibhausgasen ist die Industrie verantwortlich.“ Schon den Kleinsten wird nicht nur ein Misstrauen gegen die Wirtschaft, sondern auch ein Schuldgefühl eingeimpft: „Fast alles, was man tut, wirkt sich auf das Klima aus“, steht neben dem Bild eines hüpfenden Kindes.
Wurde im Sozialismus früher Lenin schon in Bilderbüchern gelobt und die bösen Kapitalisten als Schreckgespenst hingestellt, so ist zumindest letztes in angepasster „light-Version“ wieder da: Ideologisierung schon für die Kleinsten.
Für die Erwachsenen erfolgt die Polit-Instruktion dezenter. So traute ich meinen Ohren nicht, als gestern gegen Ende der Tagesthemen der ARD die stets etwas säuerlich dreinblickende Moderatorin sagte: „Bleibt noch der Blick aufs Wetter. Karsten Schwanke, was bringt uns denn die neue Woche?“ Ich war erleichtert, dass der ideologische Teil zu Ende war. Und taute förmlich auf, als Karsten Schwanke das Wort ergriff: „Die neue Woche bringt auf alle Fälle für alle Menschen in Deutschland mehr Sonnenschein, wenngleich am Anfang noch ein paar Wolken dabei sein.“
Als ich gerade begann, mich richtig zu entspannen, fuhr Schwanke fort: „Aber bevor ich das genauer erläutere, eine kurze Nachricht aus der Klimaforschung, die uns heute erreicht hat!“ Ich stutzte. Was bitte hat die Klimaforschung mit dem Wetterbricht zu tun? Statt einer Reklame-Einblendung eine Polit-Instruktionspause? Sofort war eine Grafik zu sehen, mit einer steil ansteigenden Kurve:
„Es gibt einen neuen Rekordwert, in Sachen Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre, und zwar 418 wurden erreicht, und das ist der höchste Wert seit 800.000 Jahren“, so Schwanke in einem Tonfall, als würden er einen neuen Tor-Rekord von Bayern München vermelden und es gäbe etwas zu feiern. Sodann zeigt er auf die Grafik: „Das hier sind Daten aus Eiskernbohrungen, was wir hier sehen sind natürlich Klimaschwankungen während des Eiszeitalters. Und das hier, das ist der menschgemachte Treibhauseffekt. Und er wächst immer weiter.“ (anzusehen hier, ab Zeitmarker 18.15)
Warum ausgerechnet seit 800.000 Jahren, fragte ich mich. Und machte mich ans googeln. Und siehe da: Wenn man weiter zurückgehen würde, wäre der Wert wieder weitaus höher. 800.000 Jahre sind im Vergleich mit dem Alter der Erde von 4,6 Milliarden Jahren ein Kleks. Umgerechnet auf das Leben eines 70jährigen wären das so viel wie die letzten viereinhalb Tage. Und wäre es besonders erkenntnisreich, wenn wir schreiben würden: „Rekordgewicht: Hans Meier wiegt so viel wie seit viereinhalb Tagen nicht mehr.“ Das würde uns nur ein müdes Lächeln entreißen!
Gehen wir – umgerechnet auf ein Menschenleben – in der Erdgeschichte mehr als viereinhalb Tage zurück (und auch noch verhältnismäßig wenig), nämlich 60 Millionen Jahre (umgerechnet auf ein Menschenleben 333 Tage, also ein knappes Jahr) kommen wir auf ganz andere Zahlen – Kohlendioxid-Konzentrationen fast viermal so hoch wie heute. Und eine völlig andere Grafik:
Googelt man dann noch „Rekordwert“ und „CO2“, erfährt man, dass in geradezu beeindruckender Regelmäßigkeit seit langem Rekordwerte vermeldet werden, ob 2011, 2013, oder 2016 – bei einer ansteigenden Kurve kein Wunder.
Was aber viel verwunderlicher ist, und was sich als Frage geradezu aufdrängt, aber von der ARD und Kollegen verschwiegen wird: Warum steigt der CO2-Gehalt weiter, ja erreicht ein neues Rekordniveau, wo in Folge der Corona-Krise der weltweite Ausstoß von CO2 massiv eingebrochen ist? Laut Internationaler Energieagentur (IEA) erleben wir den größten Rückgang von Treibhausgas-Emissionen, den es je gegeben hat.
In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, dass der Anteil des vom Menschen produzierten CO2 in der Atmosphäre am gesamten CO2 dort nur vier Prozent beträgt.
Ich bin kein Wissenschaftler und hüte mich, in Bereichen, in denen ich nicht kompetent bin, irgendwelche Wahrheiten zu verkünden. Ich bin Journalist, und sehe meine Aufgabe darin, vermeintliche Wahrheiten zu hinterfragen und an ihnen zu zweifeln. Und man braucht kein Wissenschaftler zu sein, um es für in mehrfacher Hinsicht dubios zu halten, wie die gebührenfinanzierte ARD als Teil des Wetterberichts hier Klimanachrichten präsentiert.
Leider steht der Sender damit nicht alleine. Die Klima-Hütchenspielerei in unseren Medien ist atemberaubend – sie dazu auch meinen Beitrag von Februar hier. Ebenso atemberaubend wie die Diffamierung von allen, die auch nur leiseste Zweifel an der vorherrschenden Theorie haben, als „Klimaleugner“. Allein der Begriff zeigt, welch pseudo-religiösen Charakter der Umgang mit dem Klimawandel erreicht hat. Aber „Zweifler daran, dass ausschließlich und alleine der Mensch verantwortlich ist für den unbestreitbaren, seit Menschheitsgedenken vorhandenen Klimawandel“ – so eine sachliche Beschreibung wäre für Diffamierungen nicht so gut geeignet.
Bild: ARD/Screenshot