Zweierlei Maß für Sklavenhalter: Böser Washington, guter Mohamed

Wie viel Doppelmoral und Heuchelei steckt hinter der aktuellen Anti-Rassismus-Bewegung und ihren Anhängern und Unterstützern? Dieser Frage wollte der US-Filmemacher Ami Horowitz nachgehen, den seine Gegner als „rechts“ brandmarken. Der Amerikaner startete ein Experiment: Er bat Passanten in einer US-Großstadt um Unterschriften für das Abreißen von Denkmälern des Gründervaters der USA, George Washington. Mit der Begründung, dieser sei ein Sklavenhalter gewesen. Wie die offenbar verdeckt aufzeichnende Kamera zeigt, reagierten die Passanten mit großem Wohlwollen und schienen fast schon begierig darauf, ihre Unterschrift abzugeben. Manche drückten ihre Begeisterung für die Sache – den Protest gegen Washington – noch gesondert aus. Das Bild änderte sich schlagartig, als Horowitz dann darum bat, auch für den Abriss von Denkmälern eines anderen Sklavenhalters zu unterschreiben – des Propheten Mohamed, des Gründers des Islam. In dem Film weigern sich alle Passanten. Einige rennen fast schon fluchtartig davon. Das Argument von Horowitz, dass Mohamed aber doch auch Sklaven gehabt habe, genauso wie Washington, schienen viele kaum zu Ende anhören wollen. Sie können das Video auf englisch hier sehen.

Gut informierte Moslems waren offenbar gar nicht unter den Befragen. Denn die hätten wissen müssen, dass es im Koran ein Verbot für Abbildungen des Propheten gibt, und deshalb auch keine Denkmäler zu seinen Ehren, die man abreißen könnte. Zumindest keine offiziellen. Umso erstaunlicher ist das Kuschen der Nichts-Moslems vor dem Propheten. Und die gleichzeitige Missachtung für den Gründervater der amerikanischen Demokratie.

Über das Experiment von Horowitz ist in deutschen Medien nichts zu finden. Wohl aber in Russischen, wo ich es auch fand. Horowitz hatte mit einem provokativen Film über Probleme mit der Migration in Schweden in deutschen Medien vor Jahren für Aufregung gesorgt – weil der Streifen offenbar US-Präsident Donald Trump inspiriert hatte. In die gleiche Stoßrichtung wie der rechte Aktivist äußerte sich Ayaan Hirsi Ali, eine Islamkritikerin, die aus ihrem Heimatland Somalia geflohen ist und heute in den USA lebt: „Was die Medien Ihnen nicht sagen, ist, dass Amerika der beste Ort auf der Welt ist, um schwarz, weiblich, schwul, trans oder was auch immer zu sein. Wir haben unsere Probleme, und wir müssen sie angehen. Aber unsere Gesellschaft und unser System sind alles andere als rassistisch.“

Mit ähnlichen Gedanken äußerte sich eine farbige US-Amerikanerin in einem Video, das derzeit vor allem in den USA im Netz kursiert. Sie wirft darin den Anhängern der „Black Lives Matter“-Bewegung (BLM) Doppelmoral vor. Unter anderem beklagt sie, BLM würde schweigen, wenn Schwarze von anderen Schwarzen getötet werden. „Sie wollen nur Drama machen, es geht Ihnen nicht um Schwarze“, hält sie in dem Video weißen BLM-Aktivisten vor: „Sie sagen, Schwarze werden unterdrückt. Ich bin schwarz. Ich werde nicht unterdrückt. Ich bin frei.“ Und weiter: „Das ist ein Land, in dem Sie machen können, was Sie wollen, wenn Sie die Fähigkeiten dazu besitzen! Hören Sie auf, den Menschen einzureden, sie würden unterdrückt! Ich werde nicht unterdrückt, Gewalt ist falsch! Es geht nicht um Schwarze.“ Hier sehen Sie das bewegende Video mit deutschen Untertiteln:

Sehr bewegend auch ein Leserbrief, den ich dieser Tage erhielt zum gleichen Thema – mit der ausdrücklichen Bitte, ihn zu veröffentlichen:

Heute hatten Sie einen Gastartikel einer Russin. Diese fühlte sich hier noch nie diskriminiert. Womöglich lag es daran, daß sie europäisch aussieht. Womöglich aber auch nicht, und die Russin hat recht, dass sich Leute wie die im Text beschriebene Türkin gerne als Opfer gerieren.

Denn:

Meine Frau ist Asiatin (und das sieht man sehr deutlich, dunkle Haut, Schlitzaugen, Nasenwülste). Sozusagen auch POC, also Farbige. Sie ist jetzt acht Jahre hier in Deutschland, hat einen Führerschein, einen Bombenjob bei der Bahn, ist voll integriert – aber nicht assimiliert, sie lebt weiter ihre philippinische Kultur.

Sie hat NOCH NIE eine einzige Diskriminierung erfahren, zumindest nicht von der Seite wo man es erwarten sollte, nämlich von weißer, deutscher, autochtoner Seite. Das Gegenteil ist der Fall: Sie ist schlicht dankbar für all die Chancen und Angebote. Und auch ihr Weg war ein harter, vor allem gegen die Ausländerbehörde. Diese kann durchaus bockig und widerspenstig agieren, wenn der Antragsteller nicht „Asyl“ ruft, sondern regulär einwandern will.

Beim Fahrkartenkontrollieren auf der Bahn aber wird meine Frau regelmässig beschimpft, beleidigt und und sexistisch bedroht. Als Nazi, Schlitzauge und Fotze. Machen kann man nichts dagegen. Wenn man die Polizei ruft, gibt es Verspätung, und der Schwarzfahrer steigt einfach in den nächsten Zug. Diese Leute werden in keinster Weise sanktioniert, ist ja nichts zu holen, und politisch nicht gewünscht im grünen Baden-Württemberg.Und wer sind diese Schwarzfahrer? Oh Wunder, keiner hätts gedacht.Von den Zahllosen Schwarzfahrern, im Fachjargon „Doppelschwarze“ genannt, sind neun von zehn wirklich schwarz.Diese verursachen durch den Ärger, den sie machen, ständig Verspätungen, und nach Stuttgart rein fahren die Züge derzeit auch nicht immer, es ist ja Party und Event. Meine Frau, (Asiatin, dunkelhäutig!) möchte jetzt in die AFD eintreten. Jedoch fürchtet sie um ihren Job, da ein Kollege bereits wegen „rassistischer Äußerungen“ gekündigt wurde.Intern schätze ich den AFD-Wähleranteil bei der Bahn (ich war selbst dabei) bei Lokführern und Zugbegleitern bei locker 50%, denn diese stehen an der Front, und müssen täglich das Zusammenleben neu aushandeln.Im Gegensatz zur Kölner Bürgermeisterin kann sich meine Frau sehr wohl vorstellen angegriffen, beleidigt, begrapscht und bedroht zu werden, denn sie erfährt dies täglich „reallife“, also das reale Leben, ohne Personenschutz.“

PS: Zu diesem Beitrag erreichte mich folgende Leserzuschrift: „Kein Leserbrief, nur Bestätigung ihres Artikels. Ich saß mit mehreren Schaffnern der Strecke Ulm-Donaueschingen zusammen. Einheitliche Aussage, eine bestimmte Gruppe Schwarzfahrer kontrollieren wir grundsätzlich nicht. Begründung: Uns hilft keiner. Eine Schaffnerin auf derselben Strecke versuchte es im letzten Jahr dennoch. Sie wurde aus dem Zug geschmissen und erlitt mehrere Knochenbrüche. Als Bürgermeister Palmer das Problem mit bestimmten Schwarzfahrern aufgriff, meinte Verkehrsminister Hermann aus Baden-Württemberg: Schauen sie doch in die Statistik, das Problem gibt es nicht.“


Bild: flickr.com/Montecruz Foto/CC BY-SA 2.0, twitter-Screenshot, Boris Reitschuster

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