Platz 1 – und niemand darf es erfahren Wie der NDR eine Oxford-Studie zurechtstutzt

Dieser Text ist persönlicher als viele andere. Er handelt von einem bizarren Vorgang – und davon, was er über unser Mediensystem sagt. Aber auch davon, was er mit mir macht. Ich teile ihn mit Ihnen, weil ich glaube: Manchmal verrät das Schweigen mehr als das Sprechen.

Ich habe gezögert, diesen Text zu veröffentlichen. Nicht, weil ich unsicher bin – sondern weil ich nicht klingen will wie jemand, der ich nicht bin. Der Text erschien zuerst als „Persönliches Briefing“ für meine treuesten Leser (kostenlos hier zu abonnieren). Aber er war mir zu wichtig, um ihn nicht auch mit gebotenem zeitlichen Abstand hier auf meiner Seite zu bringen.

Ich bin mir sicher, Sie lesen diesen Text mit offenem Blick – nicht nur auf mich (ich will viel weniger im Mittelpunkt stehen, als es in diesem Text notgedrungen der Fall ist), sondern auf das Phänomen, von dem er erzählt.

Eigentlich müsste ich mich ja ärgern über den jüngsten öffentlich-rechtlichen Propaganda-Streich. Aber, so erstaunlich es ist: Ich kann nur noch darüber lachen. Vielleicht ist das ja ein Schutzmechanismus der Seele. Oder ein Akt geistiger Notwehr gegen ein System, das sich selbst zur Karikatur gemacht hat.

Worum geht es diesmal, werden Sie fragen, vielleicht leicht gähnend, weil Agitprop-Husarenritte der Zwangsgebühren-Journalisten nun wirklich alles andere als die Ausnahme sind und man wahrscheinlich inzwischen eher als Neuigkeit vermelden müsste, wenn mal ein Tag vergeht ohne eine neue Volte. Das eigentliche Novum ist inzwischen nicht mehr die Manipulation – sondern, dass sie noch jemandem auffällt.

Auf den neuesten Streich hat mich ein Bekannter aufmerksam gemacht, der diesen Tweet bei dem X-Account fand, der wohl am meisten gehasst wird in den Anstalten:

Es geht um eine Sendung im Zapp-Medienmagazin des NDR. Dort berichten die rot-grünen Kulturkrieger über eine gemeinsame Studie des Reuters Instituts und der Universität von Oxford über „News Creators“ und „Influencers in Social and Video Networks“, neudeutsch also Newsfluencer, in normalem Deutsch könnte man wohl sagen „Nachrichtenmacher“.

Die Forscher (im Ideologie-Deutsch wird ja der schreckliche Begriff „Forschende“ verwendet) haben dazu Umfragen in Auftrag gegeben und dann eine Rangliste erstellt von den Einzelpersonen, die im jeweiligen Land am häufigsten genannt wurden von den Befragten („Most mentioned individuals for news on social and video networks by Germany survey respondents“, anzusehen hier, Seite 41).

Linkes Umfeld

Man höre und staune und schnalle sich fest: Meine Wenigkeit kam im Ranking für Deutschland auf Platz 1. Noch vor Elon Musk, Rezo und Alice Weidel. Abgeschlagen: Tilo Jung (Jung & Naiv) auf Platz 10, Sahra Wagenknecht (Platz 13), Lanz & Precht (Platz 14) und Oliver Pocher (Platz 15).

Man kann diese Liste durchgehen – und sich fragen: Wer davon wird täglich in Talkshows, Nachrichtenportalen, Podcasts oder Dokus präsentiert? Es sind selten die am häufigsten Genannten. Sondern die, die politisch am besten passen. Wer in Rankings vorne liegt, aber medial nicht existiert – das zeigt, wie groß die Lücke geworden ist zwischen öffentlicher Relevanz und veröffentlichter Realität.

Ich sage das jetzt ohne jede Bitterkeit, ja mit einem Lächeln: Dass die öffentlich-rechtlichen Medien die Nummer eins konsequent ausblenden und totschweigen – nicht nur bei Zapp, sondern generell – spricht Bände. Ich nehme es als unfreiwilliges Kompliment – das man nicht kaufen kann. Sie müssen riesige Angst vor mir haben. Und offenbar fühlen sie sich mir nicht gewachsen – sonst müssten sie die Auseinandersetzung und den Diskurs geradezu suchen, statt ihn zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Kopp Vertreibung 2
Das ideale Weihnachtsgeschenk

Dass auch Zapp, in gewohnt staatsfrommer Pose, zwar Pocher erwähnt und einen zweiten „Newsfluencer“, den ich nicht kenne, aber den Spitzenplatz verschweigt – und die Grafik mit meinem Namen gerade lang genug einblendet, um juristisch sauber zu bleiben, aber zu kurz, um es wahrzunehmen –, belegt, wie unsicher sich die Realitäts-Allergiker in den zwangsfinanzierten Redaktionen fühlen müssen.

Vor Julian Reichelt scheinen sie weniger Furcht zu haben: Ihn erwähnen sie immerhin – ausgerechnet ihn, der es nicht einmal auf die Liste der meistgenannten News-Influencer geschafft hat. Das allein wäre schon absurd. Denn man macht ihn damit sichtbarer, als es die Studie je getan hätte. Man spricht über ihn, während man den Erstplatzierten konsequent verschweigt. Und genau darin liegt die Logik: Reichelt darf erwähnt werden, weil er nicht gefährlich ist – offenbar, weil der Ex-Chef der „Bild“ zwar inzwischen umgekehrte Inhalte vertritt als früher, aber im vertrauten Habitus: gleicher Tonfall, gleiche Dramaturgie, gleiche Pose, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Der Spitzenreiter dagegen darf nicht erwähnt werden, weil er anders rüberkommt und nicht ins vertraute mediale Raster passt. Das ist keine Informationsauswahl, das ist Zensur durch Gewichtung.

Ich habe mich nach Corona bewusst zurückgezogen. Keine Interviews mehr, keine Bühnen, keine großen Auftritte. Kein Medienzirkus mehr – weder staatlich gefördert noch alternativ gestylt. Auch meine Seite habe ich bewusst verschlankt – Konzentration auf das Wesentliche statt Dauerfeuer und Klick-Jagd. Mit dem Ziel: Tiefgang statt Hamsterrad. Qualität statt Quantität. Zwischentöne statt Geschrei.

Denn ganz gleich, ob „Tagesschau“ oder Telegram-Kanal: Wenn die Lautstärke wichtiger wird als die Substanz, wenn die Grautöne verschwinden oder es nur noch um Bestätigung vorhandener Überzeugungen geht, dann ist nicht mehr Information das Ziel, sondern Erregung. Ich will diesen Weg nicht mitgehen.

Sich nicht ständig zeigen

Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – tauche ich offenbar weiterhin in den Köpfen vieler Menschen auf. Mehr als so mancher Dauer-Präsente, den die großen Medien regelmäßig auf dem Präsentierteller durchs Programm tragen. Offenbar gerade, weil ich nicht mehr überall auftauche. Vielleicht ist das die einzige Form echter Unabhängigkeit: sichtbar zu sein, ohne sich ständig zeigen zu müssen.

Was für ein eigentümlicher Erfolg: Die öffentlich-rechtlichen Medien tun so, als gäbe es mich nicht – und liefern damit unfreiwillig den besten Beweis dafür, dass ich ihnen weiterhin unbequem bin. Dafür braucht es keine Werbekampagne, keine Schlagzeilen – nur einen einzigen Ranglistenplatz, den sie offensichtlich sehr gerne ungeschehen machen würden.

Wenn man mich nicht bekämpfen kann, dann muss man mich aus dem Bild schneiden – das scheint der neue Code zu sein. „Wie einst bei Stalin“, schrieb mir ein Leser in einer Reaktion – in Anspielung darauf, dass der Sowjetdiktator missliebige Personen einfach von Fotos weg retuschieren ließ. Frei nach dem sozialistischen Motto: „Ist der Mensch weg, ist das Problem weg“.

Wenn Sie gegenhalten wollen, wenn Sie das Gefühl haben, dass unabhängiger Journalismus wichtiger ist denn je – gerade in Zeiten, in denen Schweigen zur Strategie geworden ist –, dann sind Sie nicht allein. Dann bin ich dankbar für Ihre Unterstützung.

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Öffentlich-rechtlicher Ritterschlag

Ich bin nicht systemrelevant. Aber ich bin offenbar relevant genug, um verschwiegen zu werden.

Und vielleicht ist das die schönste Form der Anerkennung.

Wie immer gilt: Ich freue mich über Ihr Feedback (ich lese alles, auch wenn ich kaum etwas beantworten kann, weil ich sonst nicht mehr zum Artikel-Schreiben käme). Und ich freue mich, wenn Sie diesen Text mit Menschen teilen, denen Unabhängigkeit noch etwas bedeutet.

Ich danke Ihnen für Ihre Treue, und dafür, dass Sie echte Demokraten sind, die nicht beleidigt davonlaufen, sondern es als Bereicherung sehen, wenn jemand ihnen nicht nach dem Mund redet und es als Bereicherung sieht, auch mal mit konträren Ansichten konfrontiert zu werden; denn wer das fürchtet, hört auf, zu wachsen.

In diesem Sinne – herzliche Grüße

Ihr

Boris Reitschuster


P.S.: Sollte jetzt jemand diesen Text so lesen, als würde ich mich beklagen, außen vor zu sein – dann täuscht der Eindruck. Ganz ehrlich: Talkshows und mediale Dauerpräsenz wären für mich ein Albtraum. „Hart aber fair“, ARD-Boulevard & Co. – das wäre für mich eher Strafmaß als Ritterschlag.

Ich vermisse nichts. Im Gegenteil.

Aus persönlicher Erfahrung – nach diversen Talkshows in jüngeren Jahren – kann ich sagen: Man sieht klarer, wenn man draußen steht. Und man atmet besser, wenn man nicht im Studio sitzt.

P.P.S.:

Die Leser meines „persönlichen Briefings“ haben diesen Text als Erste zu lesen bekommen. Wenn Sie künftig auch unter den Ersten sein wollen, können Sie dieses hier abonnieren, kostenlos und jederzeit abbestellbar per Mausklick. Keine Angst – die Briefings kommen selten, ich werde Sie nicht bombardieren. Falls Sie diesen Text weiterverbreiten wollen, freue ich mich über jede Unterstützung – ob still oder öffentlich.

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