Aus der ganzen Republik bekommt man in diesen Tagen Meldungen, dass es in Klinken an Schutzkleidungen und Atemmasken fehlt (nur in den wichtigsten Nachrichtensendungen bei ARD und ZDF, die wir selbst mit unseren Gebühren finanzieren müssen, ist davon zwischen all den Meldungen über das erfolgreiche Krisenmanagement unserer Regierung nichts zu hören). Jeder normal denkende Mensch sollte also annehmen, dass sich die Mitarbeiter einer Klinik über zusätzliche Schutzmasken freuen sollten. Dem ist aber nicht so, wie jetzt eine erstaunliche Geschichte aus Sachsen zeigt.Landtagsabgeordnete hatten dort das Nähen von 200 Schutzmasken in Auftrag gegeben, und diese dann an ein örtliches Krankenhaus in Dresden selbst geliefert. Doch statt Dankbarkeit lösten sie damit Empörung und Entrüstung aus. Warum? Nein, nicht etwa, weil die Masken defekt gewesen wären – davon ist nichts bekannt. Die Masken hatten den gleichen Defekt, den die Stimmen im Thüringer Landtag für den Liberalen Kemmerich im Februar hatten: Sie waren befleckt. Durch falsche Herkunft. Die Abgeordneten bzw. ihre Mitstreiter, die sie in die Klinik brachten, waren Mitglieder der AfD.„AfD lässt Masken für Klinik nähen – die fühlt sich ausgenutzt“, titelte im Duktus der Empörung das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND), das viele deutsche Zeitungen mit seinen Artikeln versorgt und eng mit der SPD verbandelt ist – ein Schelm, wer Böses bei so einer Verquickung denkt. Weiter empört sich das – was für ein Zufall – für seine eher rote Ausrichtung bekannte Reaktionsnetzwerk: „Angekündigt war die Spende vorab telefonisch als milde Gabe von Abgeordneten des Landtags – ohne Nennung der Fraktion.“Was für ein dreister Betrugsgversuch! Man stelle sich das nur vor: Da will jemand einem Krankenhaus helfen mit dringend benötigtem Material – und wagt es, vorher nicht zu warnen, dass dieses Material kontaminiert ist. Nicht viral – das wäre in Deutschland zur Not vielleicht noch durch gegangen, sondern politisch. Und noch schlimmer: „Am Donnerstag feierte die Fraktion ihre Mildtätigkeit breit per Pressemitteilung und in den sozialen Netzwerken. In einem Video von AfD-TV sprechen Wendt und die Dresdner Modeatelierbesitzerin Heike Winter ausführlich über die Aktion. Winter ließ die Masken anfertigen, Wendts Fraktion zahlte – und nutzte die Aktion weidlich aus.“Unfassbar! War doch von anderen politischen Kräften noch nie auch nur der Versuch unternommen worden, Gutes zu tun, und dann auch noch darüber zu reden. Selbstverständlich verschweigen alle anderen Parteien Wohltätigkeit eisern! Umso größer war, wie das Redaktionsnetzwerk beklagt, die Empörung bei den beschenkten Medizinern: „Ausgenutzt fühlt sich nun auch das Klinikum. Pflegedirektorin Jana Luntz nennt die PR-Aktion der AfD ,perfide´. Dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagt sie: ,Wir werden politisch instrumentalisiert. Uns hat niemand gesagt, dass die Spende von der AfD kommt.´“
Ganz klar und logisch, dass die größte Sorge von chronisch unterversorgten Medizinern in diesen Tagen ist, durch Spenden von den Falschen politisch instrumentalisiert zu werden. Weiter heißt es dann in dem Artikel: „Schutzmasken brauchen sie im Klinikum dringend. … Nur die AfD nutzt ihre Spende für politischen Profit. ,Das vergiftet alles andere´, sagt Luntz. Sie möchte eines klarstellen: ,Wir sind ein weltoffenes Haus. Wir helfen jedem, egal, woher er oder sie kommt.´”Man verzeihe mir meinen Galgenhumor, aber ansonsten würde ich weinen angesichts solcher Meldungen, die für mich wirken, als wären sie aus „Neuen Deutschland“ oder der „Prawda“. Weil einem solche Artikel wirklich die Sprache verschlagen. Dass Ideologie Hirn frisst, ist bekannt. Aber anscheinend scheint Ideologie auch den Überlebensinstinkt zu schwächen. Die Mitarbeiter der Dresdner Klinik mögen sich pflichtschuldig so geäußert haben, wie es die offenbar ideologisch stramm auf Linie stehende Redaktion hören wollten. Man denke nur zurück an einen Artikel beim Spiegel unter der Überschrift: „“Wir haben viel mehr Angst vor der AfD als vor dem Virus“. Das Zitat stammt von einer gewissen Annegret Ptach, 71, die seit fünf Jahren einen Seniorentreff in Hamburg leitet. Was das Hamburger Magazin seinen Lesern vor enthielt – die AfD-Phobikerin, vorgestellt als gewöhnliche Seniorin, sitzt im SPD-Vorstand Elmsbüttel Nord in Hamburg. Ähnliche Geschichten gab es in der Vergangenheit auch schon – als etwa eine Grünen-Bundestagsabgeordnete im ZDF bei einem Boykott von Produkten einer Firma, die einem AfD-Sympathisanten gehört, als einfache Kundin vorgestellt wurde. Im Bundestag wurde sogar schon „Rassismus“ für das Virus verantwortlich gemacht (nachzulesen hier)
Die massive Ideologisierung der gesamten Gesellschaft in einem Ausmaß, wie man sie sonst nur von autoritären Staaten mit einem geschlossenen Weltbild kennt (und nicht einmal von Putins autoritärem, aber unideologischen Russland) hat in Deutschland ein Ausmaß angenommen, dass schon in normalen Zeiten in Norm brandgefährlich war. Weil es die Gesellschaft spaltet, von den echten Problemen ablenkt und dazu führte, dass Entscheidungen, auch personelle, oft nicht nach sachlichen Gesichtspunkten, sondern nach ideologischer gefällt werden.Jetzt in der Krise zeigt sich, wie verheerend dies ist. An manchen Schaltstellen von Regierung, Verwaltung und auch anderen Instituten hat man den Eindruck, dort sitzen die Verantwortlichen nicht aufgrund ihrer Qualifikation, sondern weil sie sich als ideologisch besonders zuverlässig erwiesen haben. In einer Extremsituation wie heute brauchen wir an den entscheidenden Positionen aber keine verdienten Vorkämpfer gegen den „Rassismus“, für Unisex-Toiletten oder politisch zuverlässige Genossen, sondern anpackende, entscheidungsfreudige Männer und Frauen – genau der Typus, der weggemobbt und zur Mangelware wurde in Angela Merkels Kakistokratie (= Herrschaft der Schlechtesten), wo – man entschuldige meine derbe Wortwahl, aber die Zeiten sind derb – wichtigstes Kriterium für politische Karriere das Fehlen von Eiern zu sein scheint. Wie fehlt heute einer wie zu Guttenberg, den die Kanzlerin wie so viele dank zufällig sehr zeitgünstig auftauchendem „Kompromat“ – kompromittierenden Materials – weggemerkelt hat.
In Extremsituation kommt es in einer Demokratie auch darauf an, dass ein Korrektiv in Form einer Opposition vorhanden ist, die gehört wird und auf Fehler aufmerksam machen kann. Ebenso kommt es auf eine Presse an, die ihrer Kontrollfunktion gerecht wird. Aber weder Politik noch Medien können aus ihrer ideologischen Fixierung und „Haltung“ heraus schlüpfen. Sie spielen die alten ideologischen Spielchen weiter. Bestes Beispiel dafür sind frühere Aussagen von Gesundheitsminister Spahn, er fürchte Verschwörungstheorien mehr als das Virus, und Infizierte dürfe man nicht ausgrenzen.Solche Fisimatenten sind in ruhigen Zeiten lächerlich, in Krisenzeiten können sie tödlich sein. Deshalb ist die entscheidende Frage in der Corona-Krise: Kann sich unsere Gesellschaft, oder genauer gesagt können sich Politik, Medien und die anderen Verantwortlichen aus ihrem Ideologie-Gefängnis lösen, bevor ihr ideologisches Weltbild krachend zusammenbricht? Im Moment sieht es danach aus, dass die meisten dieses bis zum letzten Atemzug verteidigen, gegen jede Realität. Etwa, wenn ohne jegliche Anhaltspunkte so getan wird, als würden Migranten benachteiligt bei der medizinischen Versorgung. Oder wenn nach Gewalt-Ausbrüchen in Asylbewerber–Unterkünften wegen Corona-Quarantäne diejenigen als Faschisten beschimpft werden, die über diese Gewalt-Ausbrüche berichten.Dass unser linksgrünes, Merkelsches Neo-Biedermeier an Corona und seinen wirtschaftlichen Folgen zerbrechen wird, dass die Krise die Unfähigkeit unseres Pippi-Langstrumpf–Politik-Models vor Augen führen wird, ist eindeutig. Die Frage ist, wie viel Schaden seine Protagonisten in ihrem letzten Widerstandskampf gegen die Realität noch anzurichten in der Lage sind. Je später die Landung in der Realität erfolgt, je später die von ARD und ZDF täglich geschaffene virtuelle Welt, in der alles im Griff ist, auch noch für den letzten wie eine Seifenblase zerplatzt, desto höher wird der Preis ausfallen, den wir alle für die lange Wirklichkeits–Allergie zahlen müssen. Die größte Hoffnung ist, dass einige Protagonisten von sich aus zur Besinnung kommen und über sich heraus wachsen – trotz aller bisherigen Fehler ist etwa Markus Söder ein Kandidat dafür. Das krasse Gegenbeispiel ist Armin Laschet – der selbst in der Krise immer noch wie ein Faschingsprinz an der Realität vorbei schreitet und den Ernst der Lage einfach nicht verstehen will. Vieles spricht dafür, dass sich die Bundesrepublik in den nächsten vier Wochen so stark verändern wird, wie seit der Wiedervereinigung nicht. Alle Karten könnten neu gemischt werden. Die normative Kraft des Faktischen wird dabei massiv gegen das rot-grün Neo-Biedermeier Merkelscher Fasson wirken. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, und das zeigt die Geschichte unseres Landes, dass das Pendel allzu massiv in die andere Richtung ausschlagen kann und radikale Kräfte, von links wie rechts, die Nutznießer des Zusammenbruchs sein können.
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