Manche deutsche Medien legen beim Thema Russland seit Jahren eine Blindheit an den Tag, die im Resultat Manipulation gleicht. Jüngstes Beispiel: Ein Bericht über Kremkritiker Nawalnij bei Spiegel Online, wohl übernommen von den Nachrichtenagenturen, die meinungsbildend sind. In dem Bericht wird über die Schau-Prozesse gegen Nawalnji geschrieben, als seien es ganz normale Gerichtsverfahren, und der Kreml-Gegner ein ganz normaler Betrüger.* Kein Wort dazu, dass Straßburg das Verfahren als „willkürlich“ und „politisch“ verurteilt hat.**
Wer so über einen Unrechtsstaat berichtet, ist nicht nur dumm, sondern macht sich mitschuldig.
*) Schon beim Prozess gegen Yukos-Chef Chodorkowskij vor mehr als zehn Jahren konnte man oft das gleiche Phänomen beobachten. Alles weitere aufzuzählen würde ein Buch füllen.
**) „Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat die Verurteilung des prominenten Regierungskritikers Alexej Nawalny zu fünf Jahren Lagerhaft als „willkürlich“ gerügt. Es sei zu befürchten, dass dieses Urteil aus dem Jahr 2013 politischer Natur war, stellten die Straßburger Richter fest….Das russische Strafgesetz sei zu Lasten der beiden Beschuldigten willkürlich interpretiert worden. Die Straßburger Richter verwiesen darauf, dass Nawalny zuvor auf seinem Blog den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Verbindung zu einem Finanzskandal gebracht hatte.“ (DIE ZEIT vom 23. Juni 2016)