Nein, es ist kein Witz. Die politische Korrektheit hat jetzt auch James Bond erreicht. Im Auftrag ihrer Majestät. Die jamaikanischstämmige Schauspielerin Lashana Lynch hat angekündigt, im neuen Bond-Streifen mit dem Titel „Keine Zeit zu Sterben“ als erste Frau den Titel 007 zu übernehmen. Der eigentliche Bond, gespielt von Daniel Craig, befände sich in dem Film, der im neuen Jahr in die Kinos kommen soll, laut Drehbuch im Exil. Lynch spielt in dem Film die MI6-Agentin Nomi. Sie spielt somit nicht James Bond selbst, übernimmt zeitweise aber seinen Codenamen.
Die Hauptdarstellerin sagte der Zeitschrift Harper’s Bazaar, sie sei dankbar, dass die klassische Erzählung infrage gestellt werde, um Stereotypen in Bezug auf Rasse und Geschlecht entgegenzutreten. Die Gesellschaft bewege sich allmählich weg von „toxischer Männlichkeit“, weil Frauen offen und lautstark auf ihr Recht bestünden und Fehlverhalten schnell benennen würden. Als ihre persönliche Hauptaufgabe betrachtet die dunkelhäutige Schauspielerin den „Kampf ihrer Kultur“ und verweist dabei auf die „Black Lives Matter“-Bewegung.
Ich dachte bisher, das, was Lynch als „toxische Männlichkeit“ bezeichnet, sei der Markenkern der Bond-Geschichte. Zumal ich die Filme immer als durchaus (selbst-)ironisch betrachtet habe. Aber all das zählt heute offenbar nicht mehr, wenn es darum geht, der vorherrschenden Ideologie zu huldigen. Die geht im Zweifelsfall offenbar sogar über das Geschäft. Bestes Beispiel dafür sind etwa deutsche Film- und Serienproduktionen wie Tatort. Sie erinnern teilweise eher an Polit-Instruktionen als an Unterhaltungskunst. Sogar die Spannung leidet – in der Regel entpuppt sich der Underdog als der Gute. Und als die Bösen stellen sich die gut Betuchten oder „Privilegierten“ heraus. Mit der Lebensrealität, klagen Kriminalbeamte, hätten etwa die Tatort-Filme nur noch wenig zu tun.
Was kommt als Nächstes? Eine Quote für die richtige Besetzung? Als ich das gerade als absurde Idee hier schreiben wollte, googelte ich sicherheitshalber – und fand heraus: Das gibt es schon! „Oscar-Gewinnerfilme müssen künftig nach vorgeschriebenen Kriterien besetzt sein“, wurde schon im September vermeldet. Die Academy hat eine sage und schreibe 20 Seiten lange Checkliste mit sogenannten „Standards“ ausgearbeitet. Mehrere davon müssen erfüllt werden, damit ein Film überhaupt einen Preis gewinnen kann. Beispiel: „Mindestens einer der Hauptdarsteller oder wichtigen Nebendarsteller muss von einer unterrepräsentierten ethnischen Gruppe stammen.“ Oder: Die „Haupt-Story des Films“ muss sich konzentrieren auf eine unterrepräsentierte Gruppe.
Selbst eine Neuverfilmung eines Films wie „Schindlers Liste“ hätte damit wohl Probleme – wenn KZ-Kommandant Amon Göth nicht von einem Schauspieler aus einer ethnischen Minderheit gespielt würde.
Man kann hier nur noch den großen William Shakespeare zitieren: „Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode.“
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Text: br