Meine Mitarbeiterin staunte nicht schlecht, als sie gestern ein Kaufhaus in Berlin mit offenen Türen erblickte. An einer Tür stand „für Kunden mit Terminbestätigung“, an einer anderen „ohne Terminbestätigung“. Sie war verwundert, aber ein Mitarbeiter eröffnete ihr tatsächlich, sie könne auch ohne Termin hereinkommen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. „Das war VIP-Einkaufen, in dem großen Kaufhaus waren vielleicht zehn Kunden, und es gab sehr viele Sonderangebote. Wobei ich es schon verrückt fand, dass andere einen Termin machen müssen, und ich einfach so reinkam, unangemeldet, durch Zufall, sozusagen.“
Einiges spricht dafür, dass es das Unternehmen nicht so ganz genau nimmt mit den Berliner Vorschriften. Die werden von der „Berliner Morgenpost“ wie folgt zusammengefasst: „Es darf wieder in Berlin eingekauft werden, aber nur mit Termin.“ Ich hätte den Bericht meiner sehr vertrauenswürdigen Mitarbeiterin als Einzelfall abgetan, hätte ich nicht fast parallel diesen Brief vom Mitarbeiter einer großen Elektronik-Handels-Kette, deren Namen die meisten von Ihnen kennen werden, erhalten:
Hallo Herr Reitschuster,
Ich bin Mitarbeiter eines XXXX in XXXX. Vielleicht ist hier eine interessante Geschichte für Sie. Die XXXXX hat trotz der Inzidenzzahlen ihre Türen für jeden geöffnet. Natürlich wird das nicht öffentlich kommuniziert, aber die Firma stemmt sich endlich gegen die Ungerechtigkeiten, die wir in unserem Land erleben, was auch meinen Job vermeintlich rettet. Neben uns ist ein Baumarkt, der am Montag seine Türen geöffnet hat und warum sollen wir das nicht auch dürfen. Wir halten uns schließlich auch an alle Vorgaben.
Sollte Ihrerseits noch dazu die eine oder andere Frage offen sein, können Sie mir gerne zurückschreiben.
Natürlich bitte ich um Diskretion.Schöne Grüße aus XXXXX
XXXXX XXXXXXX