Bislang liegt noch kein einziger Patient in der provisorischen Corona-Notfall-Kinik in Halle 26 auf dem alten Messegelände in Berlin mit ihren 488 Betten. Seit zwei Monaten ist das „Geisterkrankenhaus“ betriebsbereit. Dass es so schnell aufgebaut wurde, kann man aus der Lage-Einschätzung im Frühjahr heraus ja noch nachvollziehen. Nicht so leicht verständlich ist dagegen, warum jetzt die Vorbereitung für einen Umbau für die Aufstellung von weiteren 330 Notfall-Betten für die leere Klinik in Halle 25 auf Hochtouren läuft. Die offizielle Begründung: Weil es so geplant war. Noch weniger verständlich wird all dies, wenn man hört, dass es gleichzeitig Pläne gibt, die für 31 Millionen aufgebaute Klinik in Halle 26 schon Anfang 2021 wieder abzubauen – weil die Halle für die internationale Bahnverkehrs-Messe InnoTrans gebraucht wird – weil sie einen für die Bahnmesse so wichtigen Gleisanschluss hat.
Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Es ist alles so absurd, wie geschildert. Aber der Reihe nach: Am Auftrag der Gesundheitsverwaltung habe sich nichts geändert, es gelte weiterhin, Platz für knapp 800 Notfall-Betten zu schaffen. So begründete Projektleiter Albrecht Broemme gegenüber dem rbb, dass weiter umgebaut werden müsse für neue Betten. Allein die Sanierung der Halle 25 werde sechs bis sieben Wochen dauern; Teile von ihr seien asbestverseucht. Gleichzeitig begründete die Messeführung die Pläne, das Notkrankenhaus in Halle 26 für die Bahnmesse abzubauen, damit, dass die Verträge für die Krankenhaus-Nutzung ohnehin zum Jahresende abliefen. Wie das mit den Plänen zu vereinbaren ist, Halle 25 jetzt noch in der zweiten Jahreshälfte zum Krankenhaus umzubauen, wurde in den Medien nicht thematisiert.
Die Miete für die Nutzung von drei Messe-Hallen (24, 25, 26) kostet eine Million Euro im Monat. Für das Personal, das nur auf Abruf da ist (180 Ärzte und Pflegekräfte, die monatlich für 13 Stunden bezahlt werden) fallen 145.000 Euro im Monat an. Der Umbau der Halle 26, die nun wegen der Bahnmesse wieder zurückgebaut werden soll, kostete 31 Millionen Euro, zuzüglich 25 Millionen für die medizinische Ausrüstung. Für den Umbau der zweiten Klinik in Halle 25 sind weitere 15 Millionen veranschlagt, von denen 6,5 Millionen schon bereitstehen.
Kritik kam ausgerechnet von einem Politiker der „Linken“, die selbst in der Stadtregierung sitzt: Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Wolfgang Albers sagte dem rbb: „Das kommt mir eher wie eine politische Trotzreaktion vor. Unser worst-case-Szenario ist nicht eingetroffen, aber wir behalten dennoch recht. Mit der realen Entwicklung der Pandemie ist das jedenfalls nicht zu begründen.“
Genauso absurd wie der fast zeitgleiche Aufbau und Abbau der Notfallkliniken sind Pläne des Grünen-Bezirksbürgermeisters Stephan von Dassel, die Berliner Friedrichstraße für fünfeinhalb Monate autofrei zu machen – ab Ende August. „Für mehr Aufenthaltsqualität sollen unter anderem 65 Bäume sorgen, die der Friedrichstraße laut von Dassel ,Alleecharakter’ verleihen sollen, schreibt der „Tagesspiegel“: „,Hochwertige Parklets mit Tischen und Sitzgelegenheiten bieten Oasen der Erholung und gastronomischen Betrieben die Möglichkeit, Gäste unter freiem Himmel zu bewirten“, so der Grüne. Kein Wort verliert der Tagesspiegel darüber, warum das Projekt ausgerechnet auf den Winter gelegt wurde und wie genau diese „Oasen unter freiem Himmel“ im November, Dezember und Januar funktionieren sollen. Umweltfreundlich mit Heizpilzen? Oder durch kostenlose Ausgabe von wärmendem Wodka?
Bezahlen müssen den ganzen Irrsinn der rot-rot-grün regierten Hauptstadt ohnehin die Bewohner von funktionierenden Bundesländern wie Bayern – die über den Länderfinanzausgleich jedes Jahr Milliarden nach Berlin senden müssen.
Bilder: Piqsels