Von Mario Martin
Immer öfter werden inzwischen auch Gegendemonstrationen zu den Anti-Coronamaßnahmen-Demos gesichtet. Nicht immer handelt es sich bei den Gegendemonstranten um organischen Protest. Gegenprotest zu den regierungskritischen Demos wird im Mainstream häufig aufgebauscht und manipulativ dargestellt.
Bereits im Herbst letzten Jahres waren Anzeigen im Internet aufgetaucht, bei denen für anstehende Fernsehproduktionen Menschen gesucht wurden, die sich nach anfänglicher Skepsis dann doch hätten impfen lassen. Damals wurden 1.400 Euro pro Person angesetzt, die in die Rolle des geläuterten Skeptikers schlüpfen sollte. Aber nun geht es um kleinere Summen.
80 Euro für Gegenprotest zur Corona-Leugner-Demo
Denn jetzt gibt es einen neuen Verdachtsfall. Über Social Media tauchten jetzt angebliche Anweisungen für am 18.1. um 16:00 Uhr stattfindende Dreharbeiten auf. Für den am Rathaus des idyllischen bayerischen Städtchens Neustadt an der Waldnaab angesetzten Dreh lässt die Produktionsfirma den Komparsen Instruktionen zukommen.
+++ Nachtrag: Inzwischen wurde der Vorfall von Spiegel TV bestätigt. Die Stellungnahme lesen Sie unten. Aus Gründen der Authentizität lassen wir im weiten unverändert den Ursprungstext stehen, in dem wir aus journalistischer Sorgfalt noch sehr vorsichtig formulierten +++
Es lässt sich nicht bestätigen, auch ein „Fake“ ist nicht auszuschließen. Bemerkenswert ist allerdings, welch hohe Wellen die Geschichte im Internet schlägt. Was sicher auch damit zu tun hat, dass das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Sender bei vielen inzwischen sehr gering ist und sie den Anstalten offenbar sehr viel, wenn nicht alles zutrauen.
“Ihr seid eine Gruppe von protestierenden Menschen, die auf einen Aufruf des Bürgermeisters gegen die Teilnahme an Corona-Leugner-Demos reagiert und über 5 Wochen hinweg zu Montagsdemos vor dem Rathaus aufgelaufen sind“, heißt es in der Szenenbeschreibung, deren Authentizität wir nicht bestätigen können.
Sollten sich die Anweisungen als echt und nicht als Fake erweisen – und damit muss man rechnen in Zeiten von Böhmermann und Co., die mit Methoden wie einst KGB und Stasi arbeiten – bedeutet dies: Demonstranten sind allesamt „Corona-Leugner“. Wie da noch eine neutrale Berichterstattung möglich sein sollte, ist schwer zu verstehen. Den Screenshots zufolge produziert Spiegel TV als Produktionsfirma Bildmaterial für die im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgestrahlte Sendung ZDF “TerraXpress Zivilcourage”.
Es folgen die mutmaßlichen Anweisungen zum bevorzugten Kleidungsstil der „Gegendemonstranten“ und der Hinweis auf Sprechchöre, die von dem Komparsen erwartet werden. Die Komparsen sollen sich auf ein bis zwei Stunden Drehzeit einstellen, für die sie mit 80 Euro entschädigt werden.
Die angebliche Ansprechpartnerin vor Ort ist Autorin Jelena Altenberg. Von ihr erhalten die Komparsen dann auch direkt die Aufwandsentschädigung. Auch eine Spiegel TV-Produktionsassistentin, Nelly Burmeister, ist auf dem Screenshot zu sehen.
Die Personalien stimmen zumindest. Eine Presseanfrage an das ZDF zur Bestätigung der Echtheit des Vorgangs wurde gestellt.
Komparsen bei TerraX
Es sei fairerweise erwähnt, dass TerraX immer wieder auf Komparsen für nachgestellte Szenen zurückgreift. Diese Szenen werden dann in der Sendung auch als “nachgestellt” gekennzeichnet.
Trotzdem ist die vermeintliche Vorgehensweise an dieser Stelle manipulativ, da doch auch trotz Kennzeichnung ein falscher Eindruck erweckt werden würde. Denn die Szenenbeschreibung, samt Kleidungsstil der “Gegendemonstranten”, hat wenig mit der Realität zu tun. Schwer vorstellbar, dass die nachgestellte Szene versucht, die harte Realität abzubilden.
Intentioniert ist – so wie es sich derzeit anhand der ungeprüften Beschreibung darstellt – wohl vielmehr, Material zu produzieren, das einen möglichst zivilisierten Gegenprotest darstellt, der den Zuschauern suggerieren soll, hier würde aus der Mitte der Gesellschaft dagegengehalten.
Ein realistisches Bild einer Gegendemonstration konnte am gestrigen Samstag z.B. in Hamburg und Berlin begutachtet werden. Der tatsächliche Gegenprotest ist oft alles andere als zivilisiert, sondern soll offensichtlich die Gegenseite abschrecken, an den Demonstrationen teilzunehmen. Eine Taktik, die nun aber nicht mehr zu greifen scheint, da inzwischen auch vermehrt Frauen und Kinder auf den Veranstaltungen zu sehen sind. Und eine Taktik, die weiß Gott nicht nur von der Antifa praktiziert wird, sondern ebenso von gewissen Einheiten der Polizei.
Der echte Gegenprotest besteht aus meist jugendlichen, schwarz vermummten Antifa-Anhängern, die den Demonstranten den Mittelfinger entgegenhalten, sie als Nazis beschimpfen und ab und an sogar Gegenstände – Eier, Wasserbomben etc. – nach den Menschen werfen.
Auch extremistische Gewaltandrohungen sind immer wieder Teil des Gegenprotests, wie hier auf einem Plakat der Antifa am 15.1. in Hamburg festgehalten:
Was ich in diesem Bild sehe: Jede Menge Doppelmoral.Was andere darin sehen: Gewaltbereite Linksextremisten maschieren ohne Abstand durch Hamburg #HH1501 pic.twitter.com/q4DRa3utFt
— Joschu82 (@Joschu821) January 15, 2022
Und nochmal Szenen aus Hamburg vom gestrigen Samstag:
Im Antifa-Block wird Pyrotechnik gezündet. #hh1501 pic.twitter.com/vsu6KDnLNx
— finn andorra (@finnandorra) January 15, 2022
Natürlich handelt es sich bei diesen Gegendemonstranten stets um “Aktivisten”, die sich den extremistischen Verfechtern des Grundgesetzes in zivilcouragierter Weise entgegenstellen.
Trotzdem sei auch festgehalten, dass es durchaus zivilisierten Gegenprotest zu den Corona-Demos gibt, wie er z.B. durch die Gruppe “Omas gegen Rechts” praktiziert wird. Allerdings ist das eher die Ausnahme. Schwarz vermummte Antifa-Gruppen sind die Regel.
Antifa - Medien - Politik
Inwieweit Gruppen dieser Aktivisten von V-Leuten durchsetzt sind und sich für politische Zwecke instrumentalisieren lassen, steht auf einem anderen Blatt. Gezielt eingesetzter Staatsterror gegen die eigene Bevölkerung ist jedenfalls ein Thema, das von den Medien fast vollständig ausgeblendet wird.
In einem Zeit-Interview aus dem Jahre 2007 (Paywall) deutet Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt jedenfalls genau dies an:
Schmidt: Ich habe den Verdacht, dass sich alle Terrorismen, egal, ob die deutsche RAF, die italienischen Brigate Rosse, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus.
ZEIT: Ist das Ihr Ernst? Wen meinen Sie?
Schmidt: Belassen wir es dabei. Aber ich meine wirklich, was ich sage…
Die Zusammenarbeit der Staatsgewalt mit der Antifa scheint jedenfalls schon Tradition zu haben.
Ob organisch, gesteuert oder auch mit Gewaltandrohung – der angeblich wachsende Gegenprotest lässt Teile der Mainstream-Medien frohlocken. Hier bedankt sich „T-Online“ bei der Antifa für den Gegenprotest.
Stellungnahme von Spiegel TV:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.
Bilder: Mario MartinText: mm