Ein Gastbeitrag von Josef Kraus
Thilo Sarrazin, Ex-Finanzsenator Berlin, Ex-Bundesbanker, millionenfach nachgefragter Bestsellerautor, ganz aktuell geschasstes SPD-Mitglied, lässt seit zehn Jahren nicht locker. Jetzt kommt exakt am 31. August 2020, auf den Tag genau fünf Jahre nach dem berühmt-berüchtigten „Wir schaffen das!“ vom 31. August 2015 Sarrazins neues Buch: „Der Staat an seinen Grenzen. Über Wirkung von Einwanderung in Geschichte und Gegenwart.“
2010 veröffentlichte Sarrazin „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“. 2012 folgte „Europa braucht den Euro nicht: Wie uns politisches Wunschdenken in die Krise geführt hat“, 2014 dann „Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland“. 2016 schrieb Sarrazin „Wunschdenken: Europa, Währung, Bildung, Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert“, 2018 schließlich „Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“.
Mit der Präzision eines Kalenders schreibt Thilo Sarrazin damit seit 2010 alle zwei Jahre ein neues Buch. Wer auch nur eines der bislang fünf Sarrazin-Bücher gelesen hat, weiß, dass der Autor für jedes Buch unerschöpfliches Durchhaltevermögen, umfassendste Recherchearbeit und tiefschürfende Begleitlektüre investiert. Sarrazins Bücher gelten gleichwohl als politisch nicht korrekt, sie polarisieren, weil in ihnen Visionen und Ideologien mit Fakten und Realitäten konfrontiert werden. Eine Kanzlerin Merkel meinte gleichwohl bereits nach dem Sarrazin-Buch „Deutschland schafft sich ab“ (2010), dass sie dieses Buch nicht in die Hand nehme und dass dieses Buch „nicht hilfreich“ sei. Das hätte sie mal im eigenen, aber vor allem im Interesse Deutschlands, seiner Bürger und seiner Steuerzahler tun sollen.
Den neuen „Sarrazin“ werden Merkel samt Apanage in ihrer Abgehobenheit sowie in ihrer pseudo-humanitären Entgrenzungs-Ideologie und abgeschirmt von einem medialen Schutzmantel wieder nicht in die Hand nehmen. Aber man darf hoffen, dass das Thema Migration auch gegen das seit einem halben Jahr übermächtige Thema „Corona“ wieder auf die Tageordnung kommt. Denn nichts ist hier ausgestanden. Weder was die Kosten betrifft, noch was die zugewanderte Kriminalität betrifft. Essentielle Fragen gehören unvermindert auf die Tagesordnung: Wie geht es weiter mit dem Asylrecht? Wie geht es weiter mit der Entwicklungshilfe? Wie geht es weiter mit Seenotrettung und Schlepperdiensten? Ist Migration eine seit Jahrtausenden wirksame Naturgewalt? Was wird aus der ganz offensichtlich praktizierten „Herrschaft des Unrechts“?
Fragen über Fragen! Sarrazin stellt sie, er verfolgt sie chirurgisch messerscharf und er gibt viele Antworten. Die 480 Seiten können in keiner halbwegs überschaubaren Rezension wiedergegeben werden. Deshalb begnügen wir uns hier mit einigen Appetithäppchen von Zitaten. Siehe nachfolgend. Alles in allem schon mal vorläufig: Die Lektüre aller 480 Seiten von „Sarrazin Nummer 6“ lohnt. Das Buch ist ein Feuerwerk an Fakten, Quellen, Tabellen, Argumenten, die jeder braucht, der sich um dieses, das Land spaltende Thema kümmert oder der hier zumindest sachgerecht mitdiskutieren will. Das gilt eigentlich auch für die allermeisten Spitzenpolitiker, für so manche Kirchenfürsten, für so manchen Journalisten, für so manche, auch „christliche‘“ Seenotretter und Schleuserkollaborateure. Für die Debattenkultur in Deutschland ist der neue „Sarrazin“ in jedem Fall „hilfreich“.
Sarrazin 2020 – Zitate
Sarrazins Motivation zu diesem Buch: „Die Erkenntnis, dass Massenauswanderung aus Afrika und dem westlichen Asien den betroffenen Ländern bei der Lösung ihrer Probleme nicht hilft, für die Zielländer in Europa aber in vielerlei Hinsicht bedrohlich und potenziell destabilisierend ist, war der Anlass, dieses Buch zu schreiben.“ (S. 349)
„Staaten und deren Regierungen müssen (und dürfen) primär das Wohl der eigenen Bevölkerung und Bürger im Auge haben. Was in Südafrika oder in Somalia schiefläuft, kann nicht in Deutschland oder Europa geheilt werden.“ (S. 12)
„Historisch belegte Einwanderungsprozesse waren überwiegend zum Nachteil der indigenen bzw. autochthonen Bevölkerung … In der überwiegenden Zahl der historisch gelegten Einwanderungsprozesse erfuhr die autochthone Bevölkerung durch die Einwanderung schwere Nachteile.“ (S. 26/27)
„Eine quantitativ überragende Rolle spielte bis ins 20. Jahrhundert hinein die Sklaverei im islamischen Kulturkreis … Der sogenannte Dschihad vermischte sich untrennbar mit der Jagd nach Sklaven. Die systematische Sklavenjagd durch Raubzüge aus der islamischen Welt begann um 650 und endete erst um 1920 im Wesentlichen durch die Interventionen der Kolonialmächte in Afrika.“ (S. 90/91)
„Anders als in den USA erfolgt die Einwanderung nach Europa aber nicht aus dem christlichen Kulturkreis, auch sind die Unterschiede im ethnischen Hintergrund wesentlich größer … Was die Religion der Einwanderer angeht, wandern in die USA Katholiken aus Lateinamerika, nach Europa aber überwiegend Muslime ein.“ (S. 160)
„Es ist für ein Land ein großes Glück und eine gute Voraussetzung künftiger Stabilität, wenn seine Bevölkerung eine gewisse ethnische und kulturelle Homogenität aufweist und frei von religiösen Spannungen durch islamische Bevölkerungsgruppen ist. Im Europa und im Deutschland der frühen Nachkriegszeit waren diese Bedingungen durchweg gegeben. Durch falsche Einwanderung haben wir sie leichtfertig gefährdet und tun es weiter. Nationale Identität und deren richtige Pflege ist im Hinblick auf die Stabilität von Völkern, Nationen und Staaten ein hoher Eigenwert.“ (S. 171/172)
„Ein Wohlfahrtsstaat ohne wirksam geschützte Grenzen ist nicht überlebensfähig.“ (S. 223)
Zum UN-Migrationspakt vom Dezember 2018: „Es bleibt ein Rätsel und eine Schande, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Abkommen mit solchen Texten im Namen Deutschlands unterschrieben hat.“ (S. 234)
„Auch die Menschen in Mali können den Lebensstandard der Franzosen genießen, wenn sie eine vergleichbare Mentalität ausbilden, ihre Bevölkerungsexplosion in den Griff bekommen, vergleichbare Institutionen schaffen, ein vergleichbares Bildungssystem entwickeln und vergleichbar fleißig und produktiv sind. Das gilt grundsätzlich für jedes Land auf der Erde.“ (S. 272/273)
Über Bedford-Strohm: „Bedford-Strohm hat weder eine Idee davon, was ungesteuerte Masseneinwanderung mit Europa macht … Für die Folgen scheint er sich nicht zu interessieren.“ (S. 280)
„Mit 30 Millionen Quadratkilometern ist Afrika dreimal so groß wie Europa. Es verfügt über sehr günstige Klimazonen, über 60 % aller Böden auf der Welt, die für landwirtschaftliche Nutzung geeignet sind, und über ungeheure Bodenschätze.“ (S. 354)
„Die deutsche ‚Politik weicht der Erkenntnis aus, dass eine wirksame Steuerung und Gestaltung von Einwanderung nur bei einer wirksamen Kontrolle von Grenzübertritten und der tatsächlichen Durchsetzung von Aufenthaltsrechten möglich ist. In Deutschland ist der Status des Asylbewerbers nach wie vor das Scheunentor zur Einwanderung.“ (S. 387)
„Für alle Länder in Afrika und im Nahen und Mittleren Osten muss vollständig klar sein, dass sie Leistungen der Entwicklungshilfe nur noch erhalten, wenn sie Landsleute, die aus den Ländern der EU abgeschoben werden, unverzüglich zurücknehmen und auch bei der Verifizierung von Identitäten konstruktive Unterstützung leisten.“ (S. 403)
Zur Bilanz der Asylanträge 2007 bis 2016: „Von den 1,07 Millionen Entscheidungen über Asylanträge in dieser Zeit wurde lediglich in 9166 Fällen das Recht auf Asyl (gem. Art. 16a GG) zugesprochen. Das waren weniger als 1 % aller Fälle. Das ist auch bis heute weiter der Fall … De facto ist das deutsche Asylrecht das zentrale Einfallstor für ungeregelte Masseneinwanderung geworden.“ (S. 411/412)
Josef Kraus (*1949), Oberstudiendirektor a.D., Dipl.-Psychologe, 1987 bis 2017 ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, 1991 bis 2013 Mitglied im Beirat für Fragen der Inneren Führung beim Bundesminister der Verteidigung; Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande (2009), Träger des Deutschen Sprachpreises 2018; Buchautor, Publizist; Buchtitel u.a. „Helikoptereltern“ (2013, auf der Spiegel-Bestsellerliste), „Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt“ (2017), „Sternstunden deutscher Sprache“ (2018; herausgegeben zusammen mit Walter Krämer), „50 Jahre Umerziehung – Die 68 und ihre Hinterlassenschaften“ (2018), „Nicht einmal bedingt abwehrbereit – Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine“ (2019, zusammen mit Richard Drexl).
Text: Gast