Die Corona-Doktrin: zweifeln streng verboten!

Gespalten ist unsere Gesellschaft schon lange. Mit der Corona-Krise hat diese Spaltung aber ein ganz neues Ausmaß erreicht. Und die Gräben verlaufen ganz anders als bei den traditionellen Frontlinien zwischen links und rechts. Gestern erreichte mich eine Reaktion eines guten Freunden und Kollegen auf mein Wochenbriefing. Er schrieb mir, er habe sich sehr geärgert, dass ich die möglichen Zwangs-Corona-Tests an der Grenze kritisch sehe und auch auf einen Artikel in der „Bild“ verlinkt habe, der das Schwedische Modell positiv sieht (Titel: „Mehr Schweden wagen!“)

Ich spürte, wie stark den Freund, der bereits älter ist, das Thema emotional aufwühlt. Ich bin kein Mediziner, geschweige denn Virologe. Ich würde mich hüten, meinen Leserinnen und Lesern eine eigene, feste Meinung zu Corona vorzusetzen. Doch ich finde, dass es wie bei allen Themen auch bei Corona Aufgabe von Journalisten ist, zu hinterfragen. Und wenn sich jemand wie der Präsident des Robert-Koch-Institutes, Lothar Wieler, gestern vor die Presse stellt und sagt, die Regeln in Sachen Corona dürften nicht mehr hinterfragt werden, dann sträuben sich bei mir alle Nackenhaare.

Umso mehr, wenn ich mir die eigenen Informationen des Robert-Koch-Instituts aufmerksam ansehe und dabei feststellen muss, dass sich viele Fragen auftun. Wieler erweckt ebenso wie die meisten deutschen Medien den Eindruck, dass die Fallzahlen wieder steigen und wir unmittelbar vor einer zweiten Welle stehen, wenn nicht bereits in deren Beginn.

Genau das finde ich allerdings in den hauseigenen Information des Instituts überhaupt nicht. Sehen Sie sich hier die aktuelle Graphik an:

Meine Ansicht als Laie: Ein neuer Anstieg oder gar eine zweite Welle würde anders aussehen. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber aufs erste vertraue ich meinen Augen.

Noch erstaunlicher werden die Widersprüche, wenn man das tut, was meines Erachtens Pflicht jedes kritischen Journalisten und auch Wissenschaftlers wäre, was die Mehrheit von diesen aber heute zu vermeiden scheint wie Angela Merkel jede Nähe zu Donald Trump: Die aktuellen Corona-Zahlen ins Verhältnis setzt zur Zahl der durchgeführten Tests. Denn natürlich werden umso mehr Tests positiv ausfallen, je mehr Tests man macht. Entscheidend ist deshalb nicht so sehr, wie groß die absolute Zahl der Menschen ist, bei denen der Test positiv ausfiel, sondern wie viel Prozent der Getesteten das sind. Und auch hier fällt das Ergebnis ganz anders aus als der Eindruck, der in den meisten Medien erweckt wird:

Es sollte einmal ganz grundlegend gefragt werden, warum in den Medien immer die Zahl der Gesamtinfizierten seit vielen Monaten als wichtigste genannt wird. Die ist zwar beeindruckend hoch – aber ist das seriös? Wäre es nicht viel seriöser, die jeweils neue Zahl der positiv getesteten zu nennen und in Relation zu setzen mit der Zahl der Tests? Ersteres geschieht meistens nur im Kleingedruckten, letzteres fast gar nicht. Ist das seriöses Informieren?

Hier etwa zwei Screenshots aus der Tagesschau vom 13. Juli 2020. 159 Neuinfektionen am Tag, doch das sahen die Zuschauer nur im Kleingedruckten. Die Sprecherin verschwieg es. Im Video hörten die Zuschauer dann viel höhere Zahlen. Erst beim zweiten Ansehen des Beitrags in der Mediathek bemerkte ich: es waren die Wochen(!)Zahlen!

Warum wird kaum thematisiert, dass die Fehlerquote bei den Tests relativ hoch ist? Offenbar höher als die Quote der positiv getesteten – auch wenn das wohl eher Koinzidenz als Konsequenz sein dürfte. Es gibt diverse Berichte über Probleme mit den Tests:

Über all diese Fragen würde ich sehr gerne eine offene Diskussion zwischen Kritikern wie Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg auf der einen und Christian Drosten oder Alexander Kekule auf der anderen Seite sehen. Einen offenen Schlagabtausch, der hilft, eine eigene Meinung zu bilden. Ich wünsche mir eine Pressekonferenz, auf der RKI-Präsident Wieler wirklich kritische Nachfragen gestellt werden – und er nicht einfach so durchkommt mit der Aussage, es dürfe nicht hinterfragt werden.

Ich würde mir wünschen, dass Beiträge, die sich unter Berufung auf wissenschaftliche Studien sehr kritisch mit der Maskenpflicht auseinander setzen, wie der hier verlinkte, offen und breit in unseren Medien diskutiert werden:

Stattdessen erlebe ich, dass kritische Stimmen mundtot gemacht werden und diffamiert, während diejenigen, die stramm auf der Linie der Regierung liegen, eine Meistbegünstigungsklausel zu haben scheinen in den Medien.

Ich will überhaupt nicht ausschließen, dass die strikten Maßnahmen Sinn machen, die teilweise massiv in die Grundrechte der Bürger eingreifen. Wie etwa ein zwangsweiser Test, den man vor wenigen Tagen noch für ausgeschlossen hielt. Ich will wissen, ob es sich mit einer möglichen Impfpflicht ähnlich verhalten könnte. Und wie die dann durchgesetzt würden, wenn Menschen etwa aus Angst vor einem noch nicht gründlich erprobten Impfstoff sich verweigern würden. Käme dann die Polizei mit der Nadel? Ich habe ein gewisses Misstrauen, nachdem mir etwa der Berliner FDP-Abgeordnete Marcel Luthe ausgiebig erzählte, mit welch heißer Nadel die Corona-Maßnahmen gestrickt wurden, und wie leichtfertig da offenbar massive Grundrechts-Einschnitte verhängt wurden (siehe hier). Ich finde: Jede Einschränkungen von Grundrechten muss ständig hinterfragt und auch begründet werden. Dass wir da eine Beweislastumkehr erleben in Politik und Medien, dass Kritiker und Zweifler diffamiert werden, ist einer Demokratie unwürdig.

Ich fühle mich deshalb nicht als mündiger Bürger behandelt, sondern bevormundet wie ein kleines Kind. Ich habe den Eindruck, dass unsere Medien mehrheitlich stramm auf der Linie liegen, Angst zu verbreiten. Ob diese berechtigt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber ich will eine offene Diskussion darüber. Die ist in einer Demokratie ein Muss. Das Virus gefährdet nicht nur unsere Gesundheit. Es gefährdet massiv unsere Freiheit und unsere Demokratie.


Sehen Sie hier meine Diskussion mit Lesern zu diesem Beitrag im youtube-Livestream:


Bild: OpenClipart-Vectors/Pixabay, Freepik / Ekaterina QuehlText: red

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