Hier der Link zu meinem aktuellen „Frontbericht aus Charlottengrad“ – meine frischen Aufnahmen vom Freitag Abend. Hätte ich alles nicht mit eigenen Ohren gehört, ich würde mir schwer tun, es zu glauben.
Und hier noch mein aktuelles Wochenbriefing. Wenn Sie jeden Montag neue Hintergründe lesen möchten, können Sie es kostenlos über diesen Link abonnieren.
Guten Tag aus Berlin!
Dieses Tagesbriefing kommt etwas später, weil ich gerade noch auf eine Geschichte stieß, bei der ich nicht anders konnte, als sie sofort zu schreiben: Ein bayerischer Amtsarzt und Behördenchef kritisiert auf Twitter massiv die offizielle Corona-Politik und attackiert die Regierung – sogar „heilige Kühe“ seines oberstes Dienstherren Söder: Er fordert ein Ende der Maskenpflicht an Schulen.
Vielleicht bin ich voreingenommen, weil ich bei meiner Journalismus-Ausbildung bei der Augsburger Allgemeinen genau da stationiert war, wo der Mann seinen Dienstsitz hat: In Aichach-Friedberg. Auf jeden Fall habe ich Respekt vor dem Behördenleiter, weil er den Mut hat, seine eigene, unbequeme Meinung laut zu sagen. Heute ist das ja leider keine Selbstverständlichkeit. Hier ganz frisch die Geschichte über den „Corona-Rebellen“ – der ganz und gar kein „Corona-Leugner“ ist. Und nur einen anderen Umgang mit dem Virus fordert.
Aber jetzt zum eigentlichen Wochenbriefing. Das hätte so beginnen sollen:
Geht es nur mir so? Ich habe in diesen Wochen, ja eigentlich fast schon Monaten immer mehr den Eindruck, dass in Deutschland kaum noch Politik stattfindet. Ich meine Politik im klassischen Sinne. Einen Richtungsstreit über die großen Themen, die wichtig sind für die Menschen im Land. Eine klassische Auseinandersetzung zwischen Opposition und Regierung gibt es ja schon seit Jahren nicht mehr. Zumindest wenn man einen konstruktiven Austausch darunter versteht. Aber inzwischen scheint die Politik ganz tot. Es sind weniger als zwölf Monate bis zur nächsten Bundestagswahl. Und wir haben noch keinerlei Ahnung, wer für die Regierungsparteien ins Rennen gehen wird. Mehr noch: Es wird kaum darüber geschrieben und diskutiert.
Immer mehr komme ich mir vor wie in einer „gesteuerten Demokratie“. Ist es nur ein Zufall, dass Putin das System in Russland, dass er geschaffen hat, genau so nennt? Nein, ich würde die Systeme in Berlin und Moskau nie gleichsetzen. Aber so weh es mir tut: Ich finde erschreckend viel, was sich ähnelt. Und muss hier immer öfter an die klugen Worte der ukrainischen Schriftstellerin Oksana Sabuschko denken. Ich kenne sie sehr gut und schätze sie als einen der klügsten Köpfe unserer Zeit. Sie sagt, in Moskau sei das Schlechteste aus zwei Systemen zusammen gewachsen: die alten KGB-Traditionen aus der Sowjetunion und die Umwandlung von Politik in gehaltlose Show und Verblödung aus dem Westen. Die nahm laut Sabuschko in den 1980er Jahren in den USA ihren Ausgang. Neil Postman hat sie ausführlich beschrieben („Wir amüsieren uns zu Tode“). Seine Vorhersagen trafen mit erschreckender Genauigkeit ein.
Statt im Bundestag findet die politische Diskussion heute vorwiegend in streng vorselektierten Talkshows statt. Sachliche Debatten werden durch Emotionalisierung, Tabuisierung und Diffamierung verhindert. Durch überzeichnete Feinbilder, die von den realen Problemen ablenken und für Geschlossenheit sorgen sollen. Nicht vorher gesagt hat Postman den Dogmatismus und die Hypermoralisierung. Aber beides ist auch etwa in Russland fast gar nicht anzutreffen, dafür umso mehr in Deutschland.
Jetzt habe ich mich richtig in Fahrt geschrieben, und ich glaube, ich muss dieses Thema einmal in einem eigenen Artikel abhandeln – für das Wochenbriefing hier würde eine tiefere Analyse zu weit führen. Es soll ja kein Roman werden, sondern ein kurzer Rundbrief.
Heute haben in Berlin Linksextreme einen Brandanschlag auf die S-Bahn verübt. Die Behinderungen waren massiv, zehntausende Menschen betroffen. Mit einer Normalisierung des S-Bahn-Verkehrs wird erst morgen gerechnet. In den Medien wird nur regional berichtet, und auf Sparflamme. Laut einem Bekennerschreiben richtete sich der Anschlag gegen die geplante Räumung eines besetzten Hauses in Ost–Berlin: in der Liebigstraße 34. Mehrere Tausend Polizisten sollen dazu am Freitag anrücken. Beobachter fürchten bürgerkriegsartige Szenen. Ich bin sehr gespannt, wie die Berichterstattung darüber ausfallen wird. Und ich überlege mir, selbst vor Ort zu sein. Auch wenn das nicht ganz ungefährlich wäre, da ich in der Vergangenheit oft von Linksextremen erkannt und auch angegangen werde.
Kurz zu meiner Seite: Obwohl gestern beinahe wieder ein Rekord-Zugriff im sechsstelligen Bereich zu verzeichnen war, hielt die Technik stand. Da bin ich sehr erleichtert. Gleichzeitig gab es gestern allein binnen zehn Minuten 247 Angriffe auf die Seite, wie mein Sicherheitsprogramm meldete. Ich sehe das als Auszeichnung: Man muss etwas zu sagen haben, wenn es Leute gibt, die einen mundtot machen wollen.
Ich bekam in den vergangenen Wochen vermehrt Hinweise beziehungsweise Anmerkungen von Lesern, dass zu viele Gastbeträge auf der Seite seien. Und zu wenige von mir. Ich persönlich bin leider schon am Limit, viel mehr kann ich nicht schreiben. Regulieren lässt sich hingegen die Anzahl der Gastbeiträge. Meine spontane Idee war, diese vielleicht besser als solche zu kennzeichnen: etwa mit einem großen Hinweis „GASTBEITRAG“ schon auf der Startseite. Dann könnte jeder für sich entscheiden.
Kritik kam auch von Lesern, die mit den Meinungen der Gastbeiträge Probleme haben. Ich finde aber, in einer Demokratie gehört es dazu, dass nicht alle immer einer Meinung sein können. Und gerade ich, der den öffentlich–rechtlichen Sendern vorwirft, zu einseitig zu sein, hätte kein gutes Gefühl dabei, Gastbeiträge mit anderer Meinung zu unterdrücken.
Es ist klar, dass ich mit meiner Seite nicht das gesamte Meinungsspektrum abdecken kann, und mich vor allem auf das konzentrieren muss, was in den großen Medien zu kurz kommt. Aber dennoch will ich mich davor hüten, den eigenen Meinungskorridor zu verengen. So habe ich etwa heute in meinem Beitrag über die Corona-Zahlen extra einen Artikel von Correctiv verlinkt – der genau die gegenteilige Ansicht vertritt. So kann sich jeder Leser aus unterschiedlicher Perspektive informieren und dann selbst eine Meinung machen. Genau das, was einem die Öffentlich-Rechtlichen, etwa in Sachen Corona, aber nicht nur da, weitgehend vorenthalten.
Zu guter Letzt noch ein technischer Hinweis: Eine Leserin schrieb mir, sie vermisse Rubriken auf der Seite. Die haben wir aber seit dem Umzug der Seite bereits: Wenn Sie eines der roten Schlagwörter über den Artikeln bzw. auf der Hauptseite auf den Fotos oder unter dem Vorspann anklicken, bekommen Sie automatisch alle Artikel mit dem gleichen Schlagwort angezeigt. Hier zum Beispiel für das Schlagwort Corona.
Sehr zu empfehlen ist auch die neue Seiten-Suche, mit der Sie schnell alles finden, was Sie interessiert. Sie ist ganz oben in der Mitte zu finden. Hier als Beispiel eine Suche nach Schlagwort „Tagesschau“.
Ihnen allen ein ganz herzliches Dankeschön. Für Ihr Interesse. Für Ihre Treue. Für Ihre Unterstützung. Ohne Sie wäre meine Arbeit nicht möglich.
Auf viele Wiedersehen auf der Seite!
Herzlich
Ihr
Boris Reitschuster