Jetzt kommt auch aus der SPD Widerstand gegen das Gendern Song gegen die "Genderpolizei" spaltet Rotgrün in München

Eines der Grundprinzipien, das man in der Journalisten-Ausbildung beigebracht bekommt, lautet: „Hund beißt Briefträger“ ist keine Nachricht, aber sehr wohl dagegen „Briefträger beißt Hund“.

Wenn heute jemand von der Union, der AfD, oder andere der üblichen Verdächtigen wie meine Wenigkeit das „Gendern“ kritisiert, ist das so aufregend wie die Nachricht „Hund beißt Briefträger“.

Ganz anders ist das aber, wenn ein gestandener sozialdemokratischer Mandatsträger, jemand, der vor der letzten Landtagswahl in Bayern zum inneren Kreis einer Initiative mit dem Namen „Künstler mit Herz“ gehörte, die sich in einem Video gegen die AfD wandte, plötzlich zur Generalmobilmachung gegen das „Gendern“ bläst.

Der Mann, der diesen Mut hat, heißt Roland Hefter. Er ist gelernter Schildermacher und Graphiker und sitzt in seiner Heimatstadt München im Stadtrat. Daneben ist er als Kabarettist und Liedermacher aktiv, zuweilen schauspielert er auch. Auf Youtube hat er nun einen Song mit dem Titel „Genderpolizei“ eingespielt (anzusehen hier). Der gnadenlos mit der Verunstaltung der Sprache abrechnet.

Weizenlimonadeneuropäer*innenbier

Schon der Anfang ist eine Provokation für sein eigenes Milieu: „Ich lauf´ auf dem Bürgersteig, und denk mir nix dabei. Doch plötzlich kommt, Tatü-Tata, die Genderpolizei. Ich werd‘ verhaftet wegen grober Sprachfahrlässigkeit – denn es heißt, des woaß doch jeder: Bürger*innensteig!“ In breitem Bayerisch geht es in diesem Stil weiter. Statt einem ‘Russn‘ bzw. einer ‘Russ*in‘ muss er ein ‘Weizenlimonadeneuropäer*innenbier‘ bzw. eine ‘Radler*in‘ bestellen.“

Der Refrain lautet: „Kinderkrankenschwester*in, Chef*innensekretär*in, Onkel*innen, Tant*innen und Samenspender*innen – Bürger*innenmeister*in, Gott Mutter in der Höh‘. Hilf uns heil‘ge Jungfrau*in – vom König*innensee.“

Am Ende leistet der Ur-Münchner zwar noch Abbitten an die Genossen. Er singt: „Wer mich kennt, der weiß, ich bin für Gleichberechtigung, für Inklusion, Diversität und Spracherneuerung, die alle integriert, egal ob Frau, divers, ob Mann, doch des Gendern, des mit Paus-innen, hört sich halt so beschissen an“.

Viel Beifall

Auch auf Facebook versucht Hefter dem rotgrünen Volkszorn vorzubeugen: „Aber Taten zählen mehr als Worte, daher sollten sich alle, die für Gleichstellung kämpfen, nicht mit Worterfindungen aufhalten, die beim Großteil der Bevölkerung, auch aus Gründen, die im Lied beschrieben werden, keine Zustimmung finden“, schreibt er da.

Ob ihn diese beiden Abbitten vor dem Zorn der rotgrünen Kulturkrieger und Sprach-Revolutionäre bewahrt? Nein. Dazu gleich mehr. Erst die Hoffnungsschimmer. Der Münchner Chef der Gewerkschaft Verdi, die als stramm links gilt, legt in einem Kommentar sogar noch eines drauf: „Meine Kritik geht noch weiter. Wir haben inzwischen eine richtige ‘Sprachpolizei“. Auch andere Kommentatoren zeigen sich angetan. „Klasse! Und das einzige Rot-Mitglied mit einer eigenen und klaren Meinung. Alle anderen nur hinter vorgehaltener Hand, wenn kein Genosse in der Nähe ist. 😂“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer kommentiert: „Als braver städtischer Beamter habe ich bereits vor Jahren beantragt, 50% der städtischen Wasserhähne durch Wasserhennen zu ersetzen. Was soll ich sagen: NICHTS ist passiert!

Allergische Reaktion

Doch auch das Hyperventilieren der dauerbeleidigten Grünen bleibt erwartungsgemäß nicht aus – allen Abbitten zum Trotz. Deren Lokalpolitiker Arne Brach schreibt auf Facebook: „Worte SIND Taten. Lassen Sie das Gendern einfach, es zwingt Sie niemand. Engagement abzuwatschen von Menschen, die Personen ansprechen möchten, die seit 2018 nicht Mann oder Frau sein müssen, ist moralisch wirklich grenzdebil. Und sich argumentativ auf die Seite von rechten Ignorant*innen zu stellen ist: armselig. Aber hey, egal! Aufmerksamkeit auf dem Rücken diskriminierter Menschen generiert. Herzlichen Glückwunsch!“

Ganz ehrlich: Mir lief es bei diesem Kommentar eiskalt den Rücken herunter. Der ganze Irrsinn, der ganze (Moral-)Größenwahn, die Lebensferne, die Moralinsäure, die Verbissenheit und die Humorlosigkeit des rotgrünen Kulturkampfes und seiner Methoden in wenige Zeilen komprimiert – das ist schon fast ein Kunststück. Und auch ein Dokument der Zeitgeschichte für künftige Historiker. Ebenso wie die zahlreichen bösen Reaktionen, die Brach erntete. Hier nur ein winziger Auszug:

Allein dafür, dass er die Kulturkrieger zu solcher Selbstentlarvung bringt, muss man Hefter dankbar sein.

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Mein aktuelles Video:

„Es geht um die Abschaffung des Mittelstands“: Nach viralem Video – Unternehmerin klagt weiter an.

YouTube player

Bild: Roland Hefter/Youtube/Screenshot

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