Flirt mit einem Massenmörder

Die „Linke“ (vormals bekannt als SED) sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen – diese Botschaft war noch im Februar allgegenwärtig in Deutschland. Bevor Corona unser Leben, auch das politische, auf den Kopf stellte. Weil die Kanzlerin unbedingt einen Mann der Ex-Diktatur-Partei als Ministerpräsidenten in Thüringen durchdrücken wollte, und keinen Liberalen mit befleckter Empfängnis bzw. Wahl. Dafür wurde die „Linke“ weichgespült bis zum Exzess: Sie musste salonfähig wirken.

Tatsächlich haben sich manche Spitzenkader der Partei heute wie nach einer Windkanal-Anpassung stromlinienförmig an die Moderne angepasst. Zumindest, wenn man nicht so genau hinsieht. Etwa bei einem Tweet, in dem Bodo Ramelow Nostalgie für Stalin zu erkennen gab und Opfer des DDR-Regimes verhöhnte (siehe mein Beitrag „Genosse Stalin). Dann waren auf dem Strategie-Kongress der „Linken“ Ende Februar in Kassel plötzlich Stimmen zu hören, dass man die Reichen erschießen oder zu Zwangsarbeit verpflichten solle. Das wurde zwar nachträglich zur Ironie (v)erklärt. Aber zumindest einige wachten aus ihrem Dornröschenschlaf auf, was die Partei angeht. Nicht aufgewacht sind manche Journalisten, die auf dem Kongress waren und die Brisanz der Aussagen verschlafen hatten.

Die Liste der linksextremen Strömungen und ihre Auswüchse in der Partei „Die Linke“ aufzuzählen wäre müßig. Selbst den Jahrestag der DDR-Gründung feiern manche heute noch. Sieben Gruppierungen der Ex-SED werden vom Verfassungsschutz beobachtet. So sehr man sich an all diese Unzumutbarkeiten gewöhnt: Es wäre falsch, den jüngsten Exzess zu ignorieren. Die Essener „Linke“ macht jetzt Reklame mit einem linksextremen Massenmörder:

Unter diesem Plakat steht auf twitter: „Heute wäre Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin, 150 Jahre alt geworden. In Zeiten wo @hreul das Versammlungsrecht in Frage stellt zeigt sich: der Kampf für Demokratie von Unten ist lange nicht zu Ende!“

Ebenfalls auf twitter hatte erst kürzlich eine Journalistin ihre Sehnsucht nach Lenin geäußert:

Man könnte das nun als Verirrung von Ewiggestrigen und/oder Ahnungslosen abtun. Aber leider wäre das zu einfach. Sympathien für linksextreme Massenmörder sind auch heute noch in Deutschland gesellschaftsfähig – ob für Che Guevara oder Lenin.

Jetzt im Zuge der Corona-Krise ist viel die Rede von einem Umbau der Gesellschaft. Und gemeint ist meistens ein Umbau nach links. Als ob wir noch nicht weit genug in diese Richtung gekommen wären.

Es ist erfreulich, dass wir in der Bundesrepublik einen Konsens gegen Rechtsextremismus und damit auch eine starke Immunität gegenüber diesem haben. Auch wenn diese heute massiv verwässert wird, weil zunehmend auch Konservative als „rechtsextrem“ diffamiert und echte Rechtsextreme auf diese Weise bagatellisiert werden. Es ist erschreckend, dass uns ein Konsens darüber fehlt, wie gefährlich Linksextremismus ist (und übrigens auch Islamismus). Linksextreme sind heute in der Politik und gerade auch in den Medien, allen voran den öffentlich-rechtlichen, salonfähig geworden. Schlimmer noch: Oft geben sie den Ton an.

In jeder Krise wachsen die Ränder, die extremistischen Stimmungen nehmen zu. Die Corona-Krise wird zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen, die wir uns derzeit noch gar nicht vorstellen können. Sie wird großen sozialen Druck erzeugen. Und bringt Deutschland die Gefahr eines weiteren, noch massiveren Linksrucks. Das Lenin-Plakat in Essen ist leider ein Fanal.


Bild: Pixabay

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