Öffentlich-rechtliche Ohrfeige

Gestern habe ich hier über das aktuelle „Wort zum Sonntag“ in der ARD berichtet. Pastorin Annette Behnke hatte da die Opposition in Deutschland als „Neonazis“ gebrandmarkt, mit einem gefährlichen Virus verglichen und gleich auch noch zum Sturm der Volksvertretungen – also zum Umsturz – aufgerufen: „Wir müssen die Parlamente stürmen in denen Neofaschisten sitzen, die uns in Schreckstarre verfallen lassen wie das Corona-Virus“ (anzusehen hier).

Unter dem Text veröffentlichte ich die Kontaktangaben des ARD-Beauftragten für das evangelische Wort zum Sonntag mit dem Hinweis, jeder der sich sachlich äußern möchte, könne das gerne tun. Eine Leserin hat darauf folgenden Brief an den Beauftragten des gebührenfinanzierten Senders geschrieben: „Sehr geehrter Herr Born,

was da am Sonntag auf die Zuschauer losgelassen wurde, ist wirklich übelste Propaganda und Verunglimpfung  der Steuer- und Beitragszahler, von denen Sie ja recht üppig leben. Kein Wunder, dass den Amtskirchen die Schäfchen in Scharen davonlaufen. Vielleicht täten Sie gut daran, sich mehr um die eigentlichen Aufgaben, nämlich Seelsorge und Verkündung des Wortes Gottes , zu kümmern. Sagte nicht einst Jesus ‚Mein Reich ist nicht von dieser Welt‘?

Besinnen Sie sich auf Ihre eigentlichen Aufgaben, statt dazu auffordern zu lassen, Parlamente zu stürmen.

Es ist ja so wohlfeil, mentales Masturbieren auf Kosten derer, die einen durch füttern müssen.

Hoffentlich sind Sie in der Lage, mal darüber nach zu denken, was Sie mit Ihrer Volksverhetzung anrichten.

Trotzdem freundliche Grüße

XXXXX“

Sicher schwerer Tobak – aber gerade ein Sender, der von zwangsweise erhobenen Gebühren aller Menschen in diesem Land lebt, muss sich auch mit starker Kritik auseinandersetzen. So war das selbst bei all den privaten Medien, für die ich gearbeitet habe, immer. Auf jede Zuschrift, so die eiserne Regeln, musste eine sachliche Antwort kommen, die sich mit der Kritik auseinandersetzt – auch wenn die Schreiben harsch waren.

Anders als die privaten Medien hat die ARD so einen Umgang mit ihren (Zwangs-)Kunden offenbar nicht nötig. Der Beauftragte des Senders setzte sich nicht im geringsten mit der Kritik der Leserin auseinander – sondern kopierte einfach ein paar Textstellen von positiven Zuschriften zusammen und baute darum Gruß- und Abschiedsformel. Und nicht nur die Absendering des oben aufgeführten Briefes bekam diese Antwort – ein anderer Leser schrieb mir gerade, er habe haargenau das gleiche Schreiben erhalten. Eine Ohrfeige für die Gebührenzahler – ja eine Verhöhnung. Und faktisches Framing bzw. Manipulation, denn die unzufriedenen „Zwangs-Kunden“ sollen offenbar in dem Glauben gewogen werden, sie stünden alleine mit ihrer Kritik (warum sonst wären nicht der Fairness halber auch andere kritische Zuschriften aufgeführt?):

Sehr geehrte Frau XXXXX,

danke für Ihre Reaktion auf das aktuelle Wort zum Sonntag.

Hier weitere Reaktionen von Zuschauern auf dasselbe Wort:

Sehr geehrte Frau Behnken,

….soeben habe ich im Web der ARD Ihr Wort zum Sonntag gehört. Herzlichen Glückwunsch! Dieses Wort zum Sonntag war dringend nötig und ist beste Verkündigung….

….ich möchte mich auf diesem Wege bei Ihnen für Ihr Wort zum Tag ganz herzlich bedanken. Ich war am Samstagabend bei Ihren Worten zuerst angenehm überrascht und konnte Ihnen dann nur zustimmen. Sie haben mir und vielen Engagierten, aber auch anderen menschlich Denkenden aus dem Herzen gesprochen….

… die Situation beim Namen genannt, klarer geht es nicht. TOLL….

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Born

ARD – Beauftragter

Die Leserin schrieb darauf folgende Antwort:

Danke, dass Sie mich so gründlich informieren,

also geht’s der Kirche jetzt um einen Anbiederungswettbewerb, und ich altmodisch katholische war immer davon ausgegangen, es ginge um Seelsorge und Verkündung des Wortes Gottes.

Mit freundlichen Grüßen

XXXXXXX

Darauf schrieb der ARD-Beauftragte zurück:Hier noch mehr:

Sehr geehrte Frau Behnken!

….es ist mir ein ganz großes Bedürfnis, Ihnen zu schreiben und Ihnen von ganzem Herzen zu danken!….

….Endlich einmal so klare, richtige, überzeugende und so dringend notwendige Worte!

…Es müsste noch mehr solche Stellungnahmen  v.a. auch seitens der Kirche! geben; das ist doch unsere Pflicht!….

….Die ungeschminkten Aussagen, in prophetisch-offener Sprache und literarisch ansprechender Form, haben uns tief beeindruckt und bestärkt…..

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Born

Die Korrespondenz Brief ist ein Musterbeispiel dafür, wohin es führt, wenn für Anstalten wie die ARD das Konkurrenzsystem ausgeschaltet ist – sie können sich erlauben, was sie wollen.

Hier noch einmal die Koordinaten für alle, die nachhaken wollen (oder eine Programmbeschwerde einreichen – über den Link hier:ARD-Beauftragter für das evangelische Wort zum Sonntag Stephan Born Emil-von-Behring-Straße 3 60439 Frankfurt Tel.: 069-58 09 81 58 Email: [email protected]


Bild: ARD/Screenshot

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