Es klingt wie eine Geschichte aus dem alten Schildbürgerbuch, aber nein, es ist 2024 und wir sind in Berlin: Die Deutsche Bahn lässt nachts ICE-Züge leer durch die Stadt und den Außenring fahren. Fünf bis sechs dieser 300 Stundenkilometer schnellen Geisterzüge kurven durch die Dunkelheit – ohne Passagiere, nur begleitet von ihrem CO₂-Fußabdruck. Das ist kein Witz. Das ist leider Realität. Der Grund? Es gibt zu wenige Stellplätze. Und weil die Züge nicht einfach irgendwo parken können, müssen sie – Schildbürger lassen grüßen – im Kreis fahren, bis es wieder Tag wird.
Der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, dass die Lokführer dabei mehrere Stunden beschäftigt sind, nur um Zeit totzuschlagen – Zeit, die dann tagsüber im Dienstplan fehlt. Ach, und wenn der Zug mal stehen bleibt, dann auch nicht zu lange: Sonst wird es auf den Gleisen eng. Ein Sprecher der Bahn bezeichnet das Ganze gegenüber der „Welt“ als „einen ganz normalen betrieblichen Vorgang“. Ja, klar! Geisterfahrten mit bis zu sechs Hochgeschwindigkeitszügen ohne Passagiere? Das klingt in etwa so normal wie ein Kühlschrank in der Antarktis. Und die Reaktion der Bahn ist eigentlich noch viel erschreckender als die Absurdität selbst! Denn dass die Absurdität sofort, geradezu reflexartig zur Normalität erklärt wird, ist ebenso typisch für das neue Deutschland wie fatal.
Doch wie kam es zu diesem Irrsinn – und wer trägt die Verantwortung? Eine Frage, die sich angesichts der absurden Geisterzüge geradezu aufdrängt. Doch wer hofft, in den Medien klare Antworten darauf zu finden, wird enttäuscht. Der „Tagesspiegel“ nennt zwar Details, doch konkrete Verantwortlichkeiten? Fehlanzeige. Kein Wort darüber, ob es strategisches Versagen der Bahnführung war oder ob die Politik – mal wieder – mit Planungsversäumnissen brilliert. Auch die „Welt“ lässt die Frage unbeantwortet, obwohl sie das Thema aufgreift.
Dabei ist die Misere ein Paradebeispiel für Fehlmanagement: Die Bahn hat ihren Fuhrpark aufgestockt, ohne rechtzeitig für ausreichende Abstellplätze zu sorgen. Eine Kapazitätsplanung wie aus dem „Hauptsache, wir bestellen erst mal“-Handbuch. Und die Politik, die für die Genehmigung und Finanzierung von Infrastrukturprojekten zuständig ist? Schweigt offenbar genauso laut wie die Diesel-Loks leise sind. Vor diesem Hintergrund wirkt die Aussage des Bahn-Sprechers, es handle sich um einen „ganz normalen betrieblichen Vorgang“, wie purer Hohn – und eine Frechheit gegenüber all jenen, die für den absurden Schildbürger-Irrsinn zahlen dürfen.
Doch warum bleibt die öffentliche Debatte so zaghaft? Vielleicht, weil wir uns längst daran gewöhnt haben, dass niemand mehr Verantwortung übernimmt. In einer Zeit, in der Minister auch bei handfesten Skandalen an ihren Stühlen kleben wie mit Pattex fixiert, erscheint die Suche nach Verantwortlichen wohl als zu anstrengend. Warum sich die Mühe machen, wenn die nächste Krise eh schon vor der Tür steht?
Ich habe mir den Spaß gemacht, das Thema weiterzuspinnen. Und mich zu fragen, was man denn dann noch alles an Absurditäten in Deutschland erwarten könnte. Hier ein paar Ideen – den Bahnvorstand bitte ich, nicht mitzulesen – sonst setzen die das am Ende noch um!
Was wäre es, wenn wir das Konzept erweitern? Etwa ein nächtliches „ICE-Ballett“ über Deutschlands Schienen. Wie wäre es mit beleuchteten Zügen, die synchron durch die Hauptstadt fahren, während ein Klimaschutzsprecher erklärt, dass dies eine „symbolische Hommage an die Mobilität der Zukunft“ sei? Dazu könnten die Lokführer mit bunten Uniformen verkleidet werden – damit die Vielfalt-Quote erfüllt wird. Und schließlich fehlt es in Deutschland ohnehin an Fachkräften, die tagsüber Züge fahren können.
Und warum beim Bahnverkehr stoppen? Vielleicht könnte man Autobahnen nachts mit leeren E-Autos füllen – sie könnten im Kreis fahren, um die Ladesäulen-Statistiken aufzupeppen. Ein weiteres Projekt, das zum neuen Absurdistan Deutschland passen würde, wäre es, ungenutzte Windräder nachts in Betrieb zu nehmen, selbst wenn der Strom gerade gar nicht benötigt wird – so könnte man doch den Schein der Nachhaltigkeit noch erhöhen.
Klimaschutz à la Schildbürger
Was das alles kosten würde, fragen Sie nun vielleicht! Falsche Frage im neuen Deutschland! Denn schließlich lässt sich auch die Bahn die Geisterfahrten einiges kosten. Und noch teurer wird es, sie künftig zu vermeiden. Dazu sollen bis 2028 acht Abstellgleise in Berlin-Schönholz gebaut werden. Für einen „Klecks“ – einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Wer hat, der hat. Der Bahnkunde und der Steuerzahler haben es ja. Bis 2028 – oder vielleicht auch viel länger – heißt es: weiter im Kreis fahren. Und was sind schon ein paar Millionen Euro, wenn dafür nachts tonnenweise CO₂ für den Klimaschutz produziert wird, unter unserem „Klimakanzler“?
Das Ganze wirkt wie ein perfektes Symbol für das, was Kritiker an der deutschen Umweltschutzpolitik – ich vermeide absichtlich das gruselige und dumme Wort „Klimaschutz“ beklagen: Maßnahmen, die mehr Schein als Sein sind. Man spricht von Nachhaltigkeit und Umweltschutz und verschleudert gleichzeitig Energie und Ressourcen – von Vielfliegerin Annalena Baerbock gar nicht zu reden. Aber gut, wenn wir eines von den Schildbürgern gelernt haben, dann das: Manchmal muss man ein Haus ohne Fenster bauen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Oder eben Züge durch die Nacht schicken, um den Fortschritt zu symbolisieren.
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sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:
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