Soldaten – unsere Prügelknaben vom Dienst?

Angehörige der Bundeswehr haben es nicht leicht in Deutschland. Und das ist noch sehr beschönigend ausgedrückt. Seit einigen Jahren unterrichte ich recht regelmäßig für die Truppe, als Russland-Experte. Und was ich dort erlebe, entsetzt mich. Nein, nicht die Soldaten und (Unter-)Offizier. Vor denen habe ich hohen Respekt. Und die Überzeugung, dass wir eine tolle Truppe haben – wenn auch eine von der Politik unglaublich geschundene und von den Medien allzu oft schlecht geschriebene.

Was mich entsetzt hat, ist das Maß an Anfeindungen, ja Hass, dass Menschen in Bundeswehr-Uniform in Deutschland entgegen schlägt. Bei fast jedem Unterricht erzählen – zumindest in den Pausen – Angehörige der Truppe davon. Wer so mutig ist, in Uniform in einer deutschen Großstadt unterwegs zu sein, muss fest damit rechnen, angepöbelt zu werden. Im schlimmsten Fall sogar geschlagen – auch das habe ich schon öfter gehört.

Und jetzt das. Auf twitter finde ich gerade zwei Aussagen von einer Journalisten-Kollegin und einer Politikerin, die sich unwohl fühlen, weil sie in Zügen Menschen in Uniform sehen (das hat mit einer Neuregelung zu tun, wonach Soldaten ab Jahreswechsel kostenlos mit der Bahn fahren dürfen, wenn sie ihre Uniform tragen).

Wegen dieser Neuregelung überwinden viele Bundeswehr-Angehörige ihre Scheu, wenn nicht gar ihre Angst. Deshalb sind seit Neujahr wieder mehr Militär-Uniformen in der Öffentlichkeit zu sehen in Deutschland. Einer der Hintergedanken ist wohl auch, dass dies die Sicherheit in Zügen erhöht.

Als Reaktion gibt es Kommentare wie diese beiden:

Die Autorin stellt sich auf twitter so vor:

Und ein weiterer Kommentar:

Und die Selbst-Vorstellung:

lijusolid steht für:

Den twitter-Profilen der beiden Damen nach zu urteilen, sind sie den schöneren Seiten des Lebens nicht abgewandt. Damit sie diese genießen können, halten Soldaten und Offiziere ihren Kopf hin. Riskieren im Zweifelsfall ihr Leben. Weil die Welt eben kein Kindergeburtstag ist, und nicht alle Pazifisten – so schön das auch wäre.

Wenn Menschen aus dem linken Wohlfühl-Milieu allein den Anblick von denjenigen, die sie im Ernstfall beschützen sollen, nicht mehr ertragen, ohne zu klagen, macht mich das wütend.

Es zeigt, wie weit sie sich in ihrer Blase von der Realität entfernt haben. Wie sie diese Realität sogar als Zumutung empfinden: Jeder Hinweis darauf ist eine potentielle Gefahr für das Wohlfühlen. Und wenn das in Gefahr ist, spielen offenbar selbst sonst so laut zelebrierte Dinge wie der Klimaschutz auf einmal keine Rolle mehr – denn wenn Soldaten mit dem Zug nach Hause fahren statt mit dem Auto, müssten ihnen alle, denen Umweltschutz am Herz liegt, dankbar sein. So ungern ich dieses Wort verwende: Aber mehr als „Wohlstandsdekadenz“ fällt mir dazu nicht ein.

Wie diese Menschen reagieren würde, wenn es wirklich zu einer ernsten Krise käme – und das halte ich, leider, leider, für alles andere als ausgeschlossen – vermag ich mir kaum vorzustellen. Sie wären wohl die ersten, die sich schutzsuchend hinter den Männern und Frauen in Uniform verstecken würden.

Auch deshalb möchte ich mich heute als Bürger bei allen Angehörigen der Bundeswehr für diese beiden Damen entschuldigen – und auch für die vielen, vielen, die ähnlich denken. Ich bin fest überzeugt: Sie sind in der Minderheit, wenn auch in einer lautstarken, die es geschafft hat, die Mitte zu überschreien. Ich bin mir sicher: Die Mehrheit der Deutschen versteht, dass für den Frieden Wehrhaftigkeit notwendig ist. Und ist den Männern und Frauen in der Bundeswehr dankbar, dass sie für sie den Kopf hinhalten.


David gegen Goliath

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Bild: Pixabay

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