Die linke Tageszeitung „taz“ übertrifft sich in diesen Tagen immer wieder aufs Neue. Gerade hat eine Kolumne ihrer „Autor:in“ Hengameh Yaghoobifarah tagelang für Schlagzeilen gesorgt, weil diese dort zur Entsorgung der Polizisten auf der Müllhalde aufgerufen hatte – und sich kurz darauf via Redaktion hilfesuchend an die Polizei wandte. Jetzt hat die taz ein ganz anderes Problem entdeckt. Unter der Überschrift „Botanischer Sexismus: #allmaletreesaretrash“ (alle männlichen Bäume sind Abfall) empört sich die Autorin Viktoria Morasch in dem Blatt: „In vielen Städten stehen vor allem männliche Bäume. Das ist ein Problem. Besonders für Allergiker und alle, die etwas gegen Sexismus haben.“
Weiter heißt es in dem Text: „Männlichkeit kann problematisch sein, toxisch: Dominanzverhalten, ausschließende Machtstrukturen…Aber was ist mit Bäumen? Inzwischen wissen wir: Die reden auch“, schreibt die Autorin: „Ich sage: Bäume haben zumindest ein Problem, das wir auch haben, und das heißt Sexismus, botanischer Sexismus….Oft ist es ja so, dass Diskurse aus den USA nach Deutschland rüberschwappen. So auch hier. Der US-amerikanische Gärtner Tom Ogren hat die theoretische Grundlage geschaffen und herausgefunden: Wir Menschen sind schuld am Sexismus, auch am botanischen – und wir leiden darunter.“
In den 1940er Jahren habe das US-Landwirtschaftsministerium empfohlen, in Städten vor allem männliche Bäume zu pflanzen, weil die weniger Müll (also Samen und Früchte) machten – einfacher für die Straßenreinigung. Deswegen gebe es jetzt mehr Pollen. Die Schlussfolgerung: „Botanischer Sexismus führt laut Ogren zu mehr Allergien. Außerdem sind männliche Bäume schlechter darin, Luft zu filtern…toxisch halt.“
Die Schlussfolgerung der Autorin: „Keine Ahnung, wie weibliche Bäume das sehen. Man müsste mal zu ihnen fahren in die Vorstädte und aufs Land und ein Ohr auf die Erde legen. Vielleich sind da leise Stimmen, die rufen: ,Wir brauchen eine Quote!’ Und: ‚All male trees are trash‘.“
Ich muss ganz offen gestehen: Als ich auf diesen Artikel stieß, hoffte ich zuerst, dass es sich um Satire handelt – wenn auch um schlechte. Und recherchierte erst mal im Internet zum Geschlecht von Bäumen – mea culpa, Asche auf mein Haupt, der Biologie-Unterricht ist schon lange her, und ich war mir da nicht mehr so sicher. Es brauchte eine Weile, bis ich verarbeitet hatte, dass der Beitrag keine Satire ist. Und die Autorin lediglich, wie das bei linken Ideologen oft vorkommt, eine völlig absurde These mit ein paar satirischen Begleittönen versieht – um sich dann im Zweifelsfall, wenn der Versuchsballon scheitert, darauf zurückziehen zu können, es sei ja nicht ernst gemeint gewesen.
Ob es L´Oreal ist, das Begriffe wie „Aufheller“ aus seinen Kosmetikprodukten streicht, oder Tausende Bundesbürger, die eine Petition gegen eine Mohrin im Stadtwappen in Möhringen unterschrieben bis hin zum Sexismus bei Bäumen: Es ist faszinierend, mit welchen Scheindebatten von den wirklichen Herausforderungen unserer Zeit abgelenkt wird – umfassender Verblödung, geistiger Verwahrlosung und massivster Verdrängung schwerwiegender Probleme wie etwa Zuwanderung und Integration. Es ist eben viel einfacher und weniger riskant, für Gleichstellung von Bäumen zu kämpfen als etwa gegen Gewaltimport.
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