Corona-Pandemie – bedingt abwehrbereit?

Nach 16 Jahren in Russland, nach erschütternden Erfahrungen im Krieg und in Tschernobyl bin ich eher gelassen, was Katastrophen angeht. Es mag fatalistisch sein – aber auch der Corona-Virus macht mir persönlich eigentlich keine große Angst. Was mir aber wirklich Furcht einjagt: Wer bei uns in Deutschland für das Krisenmanagement zuständig ist. Politiker, die nicht mal einen Flughafen bauen (lassen) können, sich dafür aber den Kopf zerbrechen, wie die Bauruine klimaneutral zu machen ist. Politiker, die allein für Gender-Politik in einem kleinen Bundesland wie Sachsen-Anhalt fünf Milliarden Euro ausgeben – im Jahr wohlgemerkt, während es in Krankenhäusern massiv an Geld mangelt. Ein Gesundheitsminister, der gelernter Bankkaufmann ist und derzeit massiv mit dem Machtkampf in seiner Partei beschäftigt, und der noch vor weniger als einem Monat im Angesicht des Corona-Virus „aufmerksame Gelassenheit“ empfahl.

Zwischenzeitlich warnte Spahn sogar vor der Ausgrenzung Infizierter. Das muss man sich einmal vorstellen: Seit Einführung der modernen Medizin setzt man weltweit darauf, Infizierte „auszugrenzen“, um Verbreitung von Infektionen zu verhindern – aber für den deutschen Gesundheitsminister ist die „Ausgrenzung“ das Problem. Er befürchtet „“Diskriminierung“. Symbolischer kann der Politik-Irrsinn in Deutschland eigentlich nicht auf den Punkt gebracht werden. Offen gestanden habe ich die Nachricht erst für Satire gehalten – aber sie ist leider keine.

Im konkreten Fall beschwerte sich Spahn, dass sich Kfz-Werkstätten in Bayern geweigert hätten, die Autos von Mitarbeitern einer Firma zu reparieren, unter deren Beschäftigten mehrere Infektionsfälle aufgetreten waren. Warum dies „Diskriminierung“ sein soll, und nicht eine durchaus nachvollziehbare Position – zumal das Virus ja offenbar auch an Oberflächen viele Tage überleben kann, erschließt sich mir offen gestanden nicht. Steht im Zweifelsfall die politische Korrektheit über der Sicherheit?

Ganz ehrlich, auch wenn es drastisch klingt: Mit den Süßwasser-Matrosen, die heute in Berlin auf der Kommandobrücke stehen, lässt sich vielleicht die bundesweite Versorgung mit Unisex-Toiletten im Fünf-Jahresplan anvisieren oder die ausreichende sexuelle Diversität bei der Bundeswehr – aber auf stürmischer, hoher See oder bei einer Pandemie fühle ich mich mit dieser Mannschaft am Steuer so sicher wie mit Ursula von der Leyen am Schießstand.

Bis vor wenigen Tagen hörte man in Deutschland nichts von vorbereitenden Aktionen der zuständigen Behörden. Die Bundesregierung beschwichtigt und sieht das Land (wie auf alles) gut vorbereitet auf den Virus, dessen weitere Ausbreitung bei uns nur noch eine Frage der Zeit ist. Experten dagegen bezweifeln, ob unser Gesundheitssystem dem Virus wirklich gewachsen ist. Etwa wegen fehlender Tests: Die Krankenkassen übernehmen nur bei Risikopatienten die Kosten – was nach Ansicht etwa des Virologen Alexander Kekulé von der Universitätsklinik Halle nicht ausreicht, um die Ausbreitung einzudämmen.

Auch fehlt es an Isolierstationen, und die Krankenhäuser sind ohnehin schon hochgradig ausgelastet: Sollte da noch ein großer Corona-Ausbruch hinzukommen, werde es schwierig, die normale Versorgung aufrechtzuerhalten“, wie Christian Drosten warnt, Virologe an der Berliner Charité-Klinik

Manche Maßnahmen wirken geradezu grotesk hilflos: So werden derzeit laut Bild alle Aussteller der diesjährigen ITB-Messe in Berlin aufgefordert, eine Erklärung auszufüllen, die Voraussetzung für den Zutritt zum Messegelände ist. Mit ihr sollen „Risikogruppen“ identifiziert werden, die eine erhöhte Gefahr aufweisen, mit „COVID-19“ in Kontakt gekommen oder gar infiziert zu sein.

Nach einem Polizeieinsatz am Mittwoch in Berlin wegen Corona-Verdachts bei einem Flüchtling rumorte es sogar bei den Sicherheitsbehörden in der Hauptstadt: Beamte lehnten Vernehmungen ab und sehen sich nicht ausreichend mit Schutzausrüstung ausgestattet.

Gar nicht davon zu reden, dass in Deutschland aktuell 260 Medikamente nur eingeschränkt oder gar nicht lieferbar waren, was zu Verunsicherung von Patienten führt, wie der RBB schon am 6. Februar mitteilte. Schon seit Jahren sind laut Tagesschau Lieferprobleme bei wichtigen Medikamenten bekannt.

Die Versicherungen von Gesundheitsminister Spahn, alles sei im Griff, und das Versprechen Laschets „wir haben die Corona-Lage unter Kontrolle“, klingen denn auch ein wenig wie das berühmte „Wir schaffen das“ der Kanzlerin. Umso mehr, wenn Spahn beschwichtigt und dabei die Bürger in die Irre führt wie gerade in der Tagesschau (siehe meinen Beitrag „Irreführung statt Aufklärung“).

Was mich persönlich umtreibt: Dass ausgerechnet diejenigen, die wegen des Klimawandels völlige Klarsicht für sich in Anspruch nehmen und das Ende der Welt in greifbarer Entfernung sehen, beim Corona-Virus das Ausmaß so lange völlig unterschätzt haben und zum Wegsehen und Beschwichtigen neigen. Wegschauen bei der konkreten Gefahr, Dramatisieren bei der abstrakten – in meinen Augen sagt das viel über unsere Medien und unsere Politik aus. Und es schafft nicht gerade Vertrauen, was die Fähigkeit im Umgang mit realen Krisen angeht. So unsinnig, ja gefährlich das Verbreiten von Panik wäre – so gefährlich ist es, dass so lange beschwichtigt und das Problem nicht ernst genug genommen wurde.


Bild: PIXABAY

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert