Gebührenfinanzierte Hexenverbrennung im NDR Journalisten als Gesinnungswärter

Sie sollten sich dringend folgende beiden Fragen stellen: Kennen Sie alle Menschen, mit denen Sie auf Facebook, twitter oder Instagram vernetzt sind bzw. denen sie folgen, wirklich gut? Und können Sie ausschließen, dass Sie in einem dieser Netzwerke unter ein Foto von einem schönen Wasserfall mit der Unterschrift „Defend Europe“, also „Europa verteidigen“, ein „Like“ machen würden? Wenn Sie auf eine dieser beiden Fragen mit nein geantwortet haben, ist nicht auszuschließen, dass Sie sich in Gefahr befinden. Und zwar in der Gefahr, ins Visier der Sittenwächter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu geraten, die Sie mit Ihren Gebühren auch noch selbst finanzieren müssen. Denn die kontrollieren jetzt ganz offensichtlich, wer im Internet mit wem befreundet ist, und wer wo ein „Like“ macht. Wehe, man macht da einen Fehler. Dann droht öffentlich-rechtlicher Rufmord.

Den erlebte jetzt ein Offizier der Bundeswehr namens Marcel B.. Er geriet ins Visier des NDR-Magazins „Panorama“. Dessen Autoren verwenden Methoden, die an das erinnern, was einst der Schriftsteller Heinrich Böll über die „Bild“-Zeitung schrieb, in seinem Roman „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. Nur dass diesmal die Rollen umgekehrt sind. Der Offizier versucht über die Bildzeitung, seine Ehre wiederherzustellen. Bzw. seinen Kragen vor der neudeutschen Inquisition und dem medialen Scheiterhaufen zu retten, indem er öffentlich Abbitte leistet.

„Panorama“ bringt den Offizier öffentlich in Verbindung mit Rechtsradikalen, stellt sein Porträt-Bild wie ein Fahndungsfoto online, mit brandmarkender Beschriftung (verpixelt ist es nur hier bei mir, aus Rücksicht auf den armen Mann, beim NDR ist er bestens zu erkennen):

Die Indizienkette des Sender ist dabei nicht nur dünn. Sie ist geradezu abwegig, ja absurd. So zumindest mein Fazit, nachdem ich den Beitrag mehrmals gelesen habe, und meinen Augen immer noch nicht glauben konnte. Denn was da mit vielen Worten und wulstig, in alarmierendem Duktus beschrieben wird, schrumpft bei aufmerksamen Lesen darauf zusammen, dass der Offizier auf Instagram einen Freund hatte, der wiederum rechtsextreme Freunde hat. Und dass er ein Bild geliked hat, unter dem stand „Defend Europe“, also „Europa verteidigen“, sowie ein Bild mit diversen Buchrücken, deren Aufschriften gar nicht nicht erkennen sind – die sich aber als „neurechts“ herausstellten.

Phänomenal ist, wie die Autoren ihren Text so formulieren, dass man beim flüchtigen Lesen den Eindruck bekommt, der Offizier selbst sei der Rechtsextreme, und die beschriebenen Sachverhalte seien ihm zuzuschreiben – und nicht, wie in Realität, nur seinem virtuellen Freund. Insofern ist der Beitrag eine Meisterleistung der Manipulation. Nachlesen und die perfide Technik des Textes studieren können Sie hier. Das Werk ist ein Angriff auf die Intelligenz des Lesers. Offenbar orientieren sich die Autoren an der alten Redensart, wenn man nur genügend mit Dreck schmeißt, bleibt schon etwas hängen.

Ich selbst habe etwa auf Facebook fast 5000 Freunde und kann nicht ausschließen, dass sich da auch ein Extremist eingeschlichen hat. Und dass ich vielleicht einmal ein „Like“ setze unter ein Bild mit einer Unterschrift, die unverdächtig klingt, aber es angeblich nicht ist. Dass man in Deutschland für so etwas öffentlich vom gebührenbezahlten Fernsehen an den Pranger gestellt wird – wenn mir das vor drei Jahren jemand gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt.

Für noch abwegiger hätte ich es gehalten, wenn mir jemand gesagt hätte, das Verteidigungsministerium würde in so einem Fall sofort Ermittlungen einleiten und den Betroffenen von seinen Aufgaben entbinden.

Die Autoren des Beitrags sollten sich vielleicht als Like-Polizisten bzw. Gesinnungswärter in Staaten wie dem Iran bewerben. Und bei der Bundeswehr sollte man vielleicht „Meinungs-Hygiene-Tests“ einführen und sämtliche „Likes“ aller Militärs dauerüberprüfen.

So kommt wenigstens niemand auf die Idee, die Formulierungen der NDR-Autoren unter die Lupe zu nehmen. Die sind massiv irreführend: „Er ist Referent im Verteidigungsministerium, zuständig für soziale Medien und damit auch Vorbild für soldatisches Verhalten im Internet“, heißt es in dem NDR-Beitrag über Marcel B.. Und weiter: „Er plant Kampagnen, um für die Bundeswehr Nachwuchs zu gewinnen….Marcel B., der für Social Media zuständige Oberstleutnant, entscheidet, wie sich die Truppe nach außen präsentiert.“

Fakt ist: Laut Verteidigungsministerium ist Marcel B. als Referent ohne Leitungsfunktion in einem Referat des PresseInfoStabes des Ministeriums tätig, das sich unter anderem auch mit einem kleinen Teil der Social-Media-Aktivitäten der Bundeswehr befasst. Damit zerplatzt die nächste Seifenblase in dem Bericht vom Panorama-Team der Anja Reschke.

Nicht einmal die goldene Grundregel des Journalismus, immer die andere Seite anzuhören, berücksichtigten die NDR-Journalisten: Marcel B. kam nicht zu Wort in ihrem Beitrag.

So verteidigte sich der Offizier in seiner Not via „Bild“: „Ich distanziere mich von der ‚Identitären Bewegung‘ und allen Rechtsradikalen. Ich habe mit diesen Menschen und diesem Gedankengut nichts zu tun, ich habe keinen Kontakt zu Rechtsradikalen. Ich stehe selbstverständlich hinter unserer Verfassung. Ich habe sieben Bücher veröffentlicht, trete seit Jahren öffentlich auf und halte Vorträge – jeder der will, kann sich davon überzeugen, dass ich hinter unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung stehe. Und diese als Bürger in Uniform verteidige.“

Mich erinnert das an finstere Zeiten. Ans Mittelalter oder die Sowjetunion, als Menschen, die denunziert wurden, öffentlich Abbitte leisen mussten – auch wenn die Vorwürfe noch so absurd waren.

Interessant ist auch, dass die NDR-Autoren offenbar nur belastende Likes suchten – aber Material, das nicht zu ihrer These passte, einfach ignorierten. Sonst hätten sie entdecken müssen, dass Marcel B. sich gegen Rassismus engagierte:

Doch was stören schon Fakten, wenn jemand an den Pranger soll? Selbst aus dem Bundestag wurde Marcel B. diffamiert – vom SPD-Abgeordneten Felgentreu, der ihn im Duktus finsterster Zeiten mit einem Insekt verglich:

„Linke“-Chef Bernd Riexinger schrieb: «Der social-media-Leiter der #Bundeswehr sympathisiert mit #Nazis». Cem Özdemir von den Grünen befand: Wer mehr Sympathien für die Identitäre Bewegung als für das Grundgesetz habe, muss die Bundeswehr verlassen. Der FDP-Politiker Benjamin Strasser erklärte Marcel MB. sofort für «untragbar».

In so einem medialen Kreuzfeuer gehen dann Entlastungszeugen schnell unter:

Doch gegen Kritik scheinen viele bei den Öffentlich-Rechtlichen immun:

„Unser Land wird sich verändern“, sagte Katrin Göring-Eckardt vor nicht allzu langer Zeit. Dass es sich derart verändern wird, hätte ich mir nicht träumen lassen. Es macht Angst, wie weit totalitäres Denken inzwischen um sich gegriffen hat. Wir kehren mit Siebenmeilenstiefeln in finstere Zeiten zurück. Genauer gesagt: Wir werden dorthin getrieben. Von völlig entfesselten Glaubenskriegern in Medien und Politik, die offenbar kaum noch Hemmschwellen haben. Und von feigen Mitläufern, die nicht den Mut haben, den Mund aufzumachen.


Bilder: NDR/Screenshot

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert