Von Mario Martin
Die an der dänischen Roskilde Universität forschende Epidemiologin Prof. Lone Simonsen überrascht aktuell mit Aussagen zum baldigen Pandemie-Ende in Dänemark. Simonsen ist ebenfalls Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften und leitet das PandemiX-Forschungscenter.
„Anhand meiner Erfahrungen aus anderen historischen Pandemien bin ich mir ziemlich sicher, dass wir mit dem Kommen von Omikron in die Endphase gehen, in der der aktuellen Corona-Pandemie die Puste ausgehen wird, bevor der Frühling da ist“, so Simonsen.
Simonsen ist aber bei weitem keine Kritikerin der Impfung. Schon Mitte Dezember äußerte sie sich zur Booster-Impfung: “Wir führen daher zügig ein Programm mit einer dritten Dosis ein, sodass alle über 40-Jährigen sehr bald einen vollständigen Schutz haben werden.”
Omikron könne Menschen, die vollständig geimpft sind oder sich zuvor mit anderen Varianten infiziert haben, erheblich infizieren, würde aber auch mildere Erkrankungen verursachen, so Simonsen weiter.
Omikron ist wie Booster-Impfung
Zu dieser Einschätzung gelangt sie, da sich die Omikron-Variante des Virus immer stärker verbreitet. Diese Verbreitung gebe den Menschen eine „natürliche Auffrischungsimpfung“.
Bereits im Dezember gelangte Simonsen zu der Einschätzung, dass Omikron bereits die dominierende Variante sein könnte: “Wir gehen davon aus, dass es hier in dieser Woche dominieren wird, nach unseren Modellen sogar schon jetzt, zumindest in der Region Kopenhagen.”
Es sind also gerade die rasche Verbreitung und „Durchseuchung“ – ein Wort das so manchem Politiker die Schweißperlen auf die Stirn treibt – die laut der Forscherin die Lösung des Problems darstellt.
Sie schätzt, bis Ende Januar werde jeder Zweite im Land eine Corona-Infektion gehabt haben, womit in Dänemark eine Herdenimmunität erreicht wäre – in Verbindung mit der Impfstoffaufnahme werde dies eine starke Abwehr gegen das Corona-Virus darstellen.
Zuspruch erhält Simonsen auch von anderen dänischen Corona-Experten. Jens Lundgreen, Professor an der Universität Kopenhagen sowie Søren Riis Paludan, Professor an der Universität Aarhus, stimmen Simonsens Einschätzung zu.
Omikron dominiert in Dänemark
Bereits Mitte Dezember gelangte Simonsen zur Einschätzung, dass Omikron die dominierende Variante sein könnte: “Wir gehen davon aus, dass es hier in dieser Woche dominieren wird, nach unseren Modellen tut sie es sogar schon jetzt, zumindest in der Region Kopenhagen.”
Inzwischen beträgt der Omikron-Anteil an den in Dänemark entdeckten neuen Fälle bereits 90 Prozent, berichtet das Statens Serum Institut des dänischen Gesundheitsdienstes.
Werfen wir nun einen Blick in den letzten Variantenreport des Instituts, sehen wir, dass auch in Dänemark von Omikron als einer Variante der Geimpften gesprochen werden muss.
Nur 8,5 Prozent der Omikron-Fälle entfallen auf die nicht-geimpften Menschen. Dänemark hat eine Impfquote von 80 Prozent. Demnach ist diese Gruppe in der Statistik unterrepräsentiert. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Impfung eine Infektion mit Omikron zu begünstigen scheint.
Jedenfalls ist somit auch in Dänemark festzustellen, dass Omikron die Variante der Geimpften ist – so wie wohl auch in Deutschland.
Bestätigung von der WHO
Auch der Direktor der WHO Europa, Hans Kluge, äußerte sich am Dienstag in die gleiche Richtung. Seit Anfang des Jahres habe es in Europa mehr als sieben Millionen gemeldete neue COVID-19-Fälle gegeben. Die Anzahl hätte sich damit innerhalb von zwei Wochen mehr als verdoppelt.
Mit Verweis auf das Forschungsinstitut der University of Washington sagt Kluge: „Bei diesem Rhythmus sagt das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) voraus, dass sich mehr als 50 Prozent der Bevölkerung der Region in den kommenden sechs bis acht Wochen mit Omikron angesteckt haben werden.“
Das erklärte auch bereits am Jahresende der Virologe und Leiter des Influenza-Programms der WHO Klaus Stöhr. Er sagte voraus, der Virus würde durch die Omikron-Variante endemisch werden.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.
Bild: ShutterstockText: mm