Von Daniel Weinmann
Es liest sich wie ein Aprilscherz im Spätsommer. Doch in Zeiten immer praller aufgeblähter Woke-Blasen bleibt einem das Lachen immer öfter im Halse stecken. Das jüngste Beispiel ist besonders erschreckend. Nachdem kürzlich das jüngste Transgender-Model der Welt den Laufsteg erobert hat (reitschuster.de berichtete), treibt ein Fall in Australien neue Woke-Blüten.
Eine Achtklässlerin an einer Privatschule in Melbourne fühlt sich im falschen Körper. So weit, so „normal“ in den 20er-Jahren des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Aber ihr Fall geht weit über die Entdeckung der Geschlechtsidentität – ob binär, nichtbinär oder transgender – hinaus. Es geht vielmehr um eine Grundsatzfrage: Das Mädchen identifiziert sich nämlich nicht als Mensch, sondern als Katze.
Die Schülerin sei hochintelligent, berichtet die Zeitung „Herald Sun“. Doch in der Schule gibt sie sich nonverbal ganz wie ihre tierischen Vorbilder. Passend zur Woke-Bewegung tolerieren die Lehrkräfte ihr Verhalten. Die jeder Beschreibung spottende Begründung auf der Internetseite der Schule lautet: Es gehe immer um die psychische Gesundheit der Heranwachsenden. Man gehe daher individuell auf Schüler und Schülerinnen ein und respektiere deren Wohlbefinden.
Allerdings gebe es kein offizielles Protokoll, wie mit Fällen umgegangen werde, bei denen sich Kinder als Tiere identifizieren. „Unsere Herangehensweise ist immer individuell auf den Schüler zugeschnitten und wir werden den Rat von Fachleuten und das Wohlbefinden des Schülers berücksichtigen“, versuchte die Schule gegenüber der „Herald Sun“ zu beschwichtigen.
»Du sitzst auf meinem Schwanz!«
Ralph Babet, Senator der United Australia Party, sieht in diesem Verhalten ein „Symptom dafür, dass die woke-radikale Linke in der Gesellschaft unkontrolliert wuchern kann“. „Dieses Gebaren wird zur Normalität. Jetzt identifizieren sich immer mehr Menschen als das, womit sie sich identifizieren wollen, auch als ‚furries'“.
‚Furries‘ ist eine Ableitung der englischen Bezeichnung für Pelzartige. ‚Furries‘ putzen sich wie ihr tierisches Alter Ego, indem sie ihre Handrücken lecken. Um ihrem wahren Wesen Ausdruck zu verleihen, bewegen sie sich mit zum Boden geneigten Armen. Im März berichtete die australische Tageszeitung „Courier Mail“, dass Schülerinnen an einer Elite-Privatschule in Brisbane, die sich als Katzen oder Füchse identifizieren, auf allen Vieren laufen und Löcher in ihre Uniformen schneiden, um Schwänze zu tragen.
„Als ein Mädchen sich auf einen freien Platz setzen wollte, schrie eine Mitschülerin sie an und sagte, sie säße auf ihrem Schwanz“, berichtete ein Elternteil der Zeitung. In der Uniform dieses Kindes befinde sich ein Schlitz, wo offenbar der Schwanz sei.
Boxen als Katzenklos für die Schüler
Psychologen halten diese Entwicklung gerade angesichts der überbordenden Gender-Fluidität und des „Woke“-Gefühls für ein gleichermaßen beunruhigendes wie brisantes Phänomen, das immer bizarrere Ausmaße annimmt. US-Medien zufolge hatte eine Schule in Michigan darüber nachgedacht, Boxen als „Katzenklos“ für die Schüler aufzustellen. Ein Schüler machte angeblich auf den Boden, nachdem sich die Lehrer geweigert hatten, ihm ein Katzenklo zur Verfügung zu stellen.
Sich als Tier zu identifizieren wird angesichts der aktuell sämtliche Ausmaße sprengenden Woke-Bewegung erheblich an Zulauf gewinnen. Neu ist diese Subkultur allerdings nicht. „Als Mensch habe ich mich in meiner Haut nie richtig wohl gefühlt, wie so viele. Also begann ich zu suchen, nach mir, nach meinem Platz in der Gesellschaft“, zitierte der „Spiegel“ eine damals 29-Jährige schon im Juni 2016. „Die Mischung aus tierischen und menschlichen Eigenschaften, das hat schon was.“
»Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich den Tigerwolf auf der anderen Seite«
Sie habe zwei Charaktere, erzählte die junge Frau: einen Tigerwolf mit dem Namen „Sitka“ und einen Hengst der Pferderasse ‚Shire‘ namens ‚Levin‘. „Beide sind anthropomorph und gehören untrennbar zu mir, so wie ich zu ihnen.“ Wenn sie in den Spiegel schaue, sehe sie nicht das, was ihre Kollegen sehen, sondern den Tigerwolf auf der anderen Seite. Nach Angaben der einschlägigen Plattform ‚Furscience‘ identifizieren sich 84 Prozent der ‚Furries‘ als männlich, 13 Prozent als weiblich und 2,5 Prozent sind transgender.
Kirralie Smith, die sich in Melbourne mit ihrer Organisation ‚Binary‘ dem Kampf gegen die Abschaffung des biologischen Geschlechts verschrieben hat, mahnt eindringlich, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Kinder, die in „solchen Marotten“ gefangen seien, brauchten Hilfe und keine Bestätigung, dass ihre Fantasie real sei, denn das sei sie nicht und würde sie auch nie sein. „Es ist unbegreiflich, dass Erwachsene, ob Eltern oder Schulpersonal, die psychische Störung eines Kindes auf diese Weise billigen.“
Fragt sich, ob dies die Vordenker der hiesigen Woke-Bewegung auch hierzulande so sehen, wenn die ‚Furry‘-Welle nach Deutschland schwappt.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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