Von Daniel Weinmann
Es gehört zu den dunkelsten Kapiteln der Coronakrise, die sich bald zum dritten Mal jährt: Unter dem Deckmantel der besonderen Schutzbedürftigkeit mussten betagte Menschen in Pflegeheimen einsam und würdelos sterben, weil ihren engsten Verwandten verboten wurde, sie zu besuchen.
Diese mussten ihre Nächsten gleichermaßen macht- und fassungslos dem überforderten Personal anvertrauen. Was angesichts der menschenunwürdigen Zustände in den meisten Pflegeheimen blieb, waren Resignation und Traumatisierung. Interessiert für diese Menschenrechtsverletzungen haben sich allenfalls kritische Medien, während der Mainstream der Regierung Merkel ergeben salutierte.
Nun zeigt eine Studie der Berliner Charité, dass hierzulande in den Pflegeheimen nicht nur Angehörige unter den ebenso grotesken wie menschenverachtenden Besuchsverboten litten. Auch Ärzte und anderes Gesundheitspersonal mussten sich extremen Zugangsbeschränkungen beugen. Selbst Palliativhelfer, die den Vereinsamten zumindest zu einem ansatzweise würdevollen Lebensende hätten verhelfen können, wurden nicht verschont.
Psychotherapeuten wurde der Zugang in zwei von drei Heimen beschränkt
Pikant: Darüber berichtet ausgerechnet der „Tagesspiegel“, der selbst die unsinnigsten Corona-Maßnahmen stets arglos abnickte. Die Studie wurde von der Gesetzlichen Krankenversicherung in Auftrag gegeben. Dass gerade die Charité dafür auserwählt wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Mit dem Virologen Christian Heinrich Maria Drosten ist einer der vehementesten Fürsprecher harter Corona-Maßnahmen Lehrstuhlinhaber an der Berliner Hochschule. Seine permanenten Warnungen, deren schiere Anzahl nur noch von Gesundheitsminister Karl Lauterbach übertroffen wird, werden unvergessen bleiben.
Ebendiese Charité kommt nun zu dem Ergebnis, dass selbst für Hausärzte und geriatrische Fachärzte der Zutritt in jeder dritten stationären Einrichtung reglementiert wurde. Psychotherapeuten wurde der Zugang in zwei von drei Heimen beschränkt. Jedes Fünfte verwehrte ihnen den Zutritt gänzlich. Zahnärzte kamen lediglich in jeder zweiten Einrichtung problemlos zu ihren Patienten. Mehr als jedes zwölfte Heim durften sie nur von außen sehen.
Am stärksten eingeschränkt wurden Podologen, deren Arbeit besonders wichtig für Diabeteserkrankte ist. Ihre Besuche unterlagen in 94 Prozent der Heime Zugangsbeschränkungen, in knapp 40 Prozent wurden ihnen die Behandlung ihrer hilfsbedürftigen Patienten rundum verwehrt.
Bis heute werden Kranke und Schwache von sozialen Kontakten abgeschnitten
Eine dreiste Scheinheiligkeit legte die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Maria Klein-Schmeink, angesichts der erschütternden Erkenntnisse an den Tag: „Das darf nicht wieder passieren, daraus muss auch langfristig gelernt werden“, twitterte die sogenannte Gesundheitsexpertin, deren Credo „Impfen schützt – Maske auch“ lautet. „Der Schutz der Pflegebedürftigen darf sich nicht in das Gegenteil verkehren.“ Die Heimleitungen bestätigten die enormen Versorgungsdefizite. In jedem fünften Pflegeheim mangelte es an hausärztlicher, in fast jedem dritten an fachärztlicher Behandlung.
Vor diesem Hintergrund verwundert kaum, dass viele Pflegekräfte unter Stress, Depressionen und Angst litten – und teils immer noch leiden. 38 Prozent der Befragten zeigten Stress-Symptome. Davon hatten 14,9 Prozent eine schwere und 6,8 Prozent eine sehr schwere Symptomatik. Depressions-Symptome zeigten sich bei 40,9 Prozent des Pflegepersonals, während 36,3 Prozent unter Angst-Symptomen litten.
Besonders bedrückend: Noch immer schneiden Kliniken Kranke und Schwache von sozialen Kontakten ab (Reitschuster.de berichtete). Die evidenzlosen Corona-Maßnahmen werden wohl auch im dritten Jahr nach Ausbruch des Virus kranken und alten Menschen ihre letzte Würde nehmen.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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