Von Daniel Weinmann
So viel Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften gab es hierzulande nie: Laut dem Institut für Arbeitsmarktforschung stieg die Zahl der offenen Stellen im vierten Quartal vergangenen Jahres auf rekordhohe 1,98 Millionen. Es dürften noch mehr werden, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in den Ruhestand gehen.
Ohne Fachkräfte aus dem Ausland ist diese Lücke nicht annähernd zu füllen. Das hat auch die Bundesregierung erkannt. Ende März beschloss Berlin unter Federführung von Arbeitsminister Hubertus Heil und Innenministerin Faeser ein neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das Abhilfe schaffen soll. Ziel ist die erleichterte Einwanderung von Fachkräften von außerhalb der EU ab. Gerade dortige Fachkräfte sind hierzulande besonders begehrt, weil die Arbeitsmigration aus anderen EU-Staaten unter Nutzung der Personenfreizügigkeit zunehmend schwächer wird.
Das neue Gesetz enthält neben verschiedenen Erleichterungen – etwa beim Familiennachzug und der Anerkennung von Berufsabschlüssen – die Einführung einer sogenannten „Chancenkarte“ auf Basis eines Punktesystems (Reitschuster.de berichtete). Die Ampelkoalition erwartet, dass sich die – wohlgemerkt qualifizierte – Zuwanderung damit pro Jahr um rund 75.000 Personen steigern lässt. Mit diesen Neuerungen werde die Bundesrepublik „attraktiver für die klugen Köpfe der Welt“, lobte sich Nancy Faeser selbst. Deutschland sei schon längst ein Einwanderungsland.
»Das Bürgergeld hat eine Anziehungskraft auf genau diejenigen, die wir eigentlich nicht so gut brauchen«
An Letzterem ist nicht zu zweifeln. Unter Migranten aus aller Welt ist dieses Land so beliebt, dass selbst grüne Kommunalpolitiker mittlerweile das Merkelsche Mantra umkehren: „Wir schaffen das nicht“, schallt es immer öfter aus grünem Munde. Schätzungen zufolge kamen im vergangenen Jahr rund 1,45 Millionen Menschen mehr nach Deutschland, als ins Ausland wegzogen. Damit war die Nettozuwanderung mehr als viermal so hoch wie 2021. Allein: Die Flüchtlingsflut bringt kaum Fachkräfte ins Land der überbordenden Willkommenskultur.
„Jede Erhöhung der Sozialleistungen und jede Absenkung der Anforderungen für den Erhalt von Sozialleistungen macht Deutschland attraktiver für bestimmte Zuwanderergruppen“, bringt der Soziologe Ruud Koopmans die Lage gegenüber der „Bild“ auf den Punkt. „Vor allem für solche, die schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Fachkräfte wird das nicht anziehen. Sondern das Bürgergeld hat eine Anziehungskraft auf genau diejenigen, die wir eigentlich nicht so gut brauchen.“
Koopmans war einst links-grüner Aktivist und glaubte an die niederländische Multikulti-Politik. Heute zählt der Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität in Berlin zu den schärfsten Kritikern der europäischen Migrationspolitik.
»Migration steigert immer die Tendenz zu noch mehr Migration«
Dem 62-Jährigen zufolge kalkulieren viele Migranten so: „Als Familie mit vielen Kindern bekommt man mit vielen Zulagen und Kindergeld ein Einkommen dazu, das man mit ungelernter Arbeit kaum verdienen kann.“ Dann entstehe eine Sozialfalle, weil es für viele Menschen, die von Sozialleistung abhängig seien, kaum ökonomisch sinnvoll sei, Arbeit aufzunehmen. Dazu passt, dass das Kabinett Scholz den Familiennachzug erleichtern, die Einbürgerungen fördern, die Sozialleistungen erhöhen und Sanktionen abschaffen will – auch dann, wenn sich die Zugewanderten nicht um Arbeit bemühen.
„Von denen, die seit 2015 zu uns kamen, haben bisher ein Drittel einen Job, von dem sie sich selbst und ihre Familie unterhalten können“, bilanziert Koopmanns. Für Fachkräfte seien wir deutlich zu unattraktiv. Das habe mit hohen bürokratischen Hürden zu tun. Und damit, dass hochgebildete Fachkräfte aller Welt der englischen Sprache mächtig seien, aber nicht der deutschen.
Sein Blick in die Zukunft fällt düster aus: „Migration steigert immer die Tendenz zu noch mehr Migration. Ob legal oder illegal. Migration führt zu noch mehr Migrationsdruck.“ Dass dieses Land „attraktiver für die klugen Köpfe der Welt“ (O-Ton Faeser) werden könnte, bleibt somit nur ein Wunschtraum – zumal es zu viele Aktivisten und Politiker gibt, die illegale Migration legitimieren. Johann Wolfgang von Goethe hätte es vermutlich so auf den Punkt gebracht: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“
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