„Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe“ – dieses Zitat wird Winston Churchill in den Mund gelegt. Wahrscheinlich zu Unrecht. Dennoch spricht viel dafür, dass man diese Aussage auf viele heutige Umfragen übertragen kann. So war sie denn auch mein erster Gedanke, als ich folgende Überschrift in der „Zeit“ las: „Bertelsmann Stiftung: EU-Bürger wünschen sich laut Studie mehr Maßnahmen gegen Fake News“.
Das klingt wie Realsatire. Denn es ist kein anderer Konzern als Bertelsmann, der etwa auf Facebook die Zensur ausübt – und dafür auch noch kräftig bezahlt wird. Ausgerechnet der Konzern („Hitlers willfähriger Verleger“), der im Nationalsozialismus eine unschöne Rolle spielte, sich in den Dienst einer nationalistischen, schließlich rassistischen Propaganda stellte und Zwangsarbeiter beschäftigte. Und über den die „Welt“ einst schrieb: Statt Opfer der Zensur zu sein, bemühte sich Bertelsmann im Dritten Reich viel mehr „um klare Richtlinien der Zensur“.
Die Zensur scheint also in der DNA des Konzerns zu stecken, also in der Erbinformation. Dass nun ausgerechnet dieser Zensur-Verlag bzw. seine Stiftung eine Umfrage in Auftrag gibt, in der es verklausuliert um die Frage geht, ob die Menschen mehr Zensur wollen, und in der dann natürlich herauskommt, dass sich eine Mehrheit diese wünscht, ist eigentlich Realsatire. Wie Umfragen des Finanzministeriums, in denen die Menschen sagen, sie würden gerne mehr Steuern bezahlen.
Man weiß nicht, worüber man sich mehr wundern soll – über die Dreistigkeit der „Bertelsmänner“, die seit Jahrzehnten Politik machen und besonders eng mit Merkel waren. Oder die Art und Weise, wie über die Stimmungsmache von Bertelsmann berichtet wird. Die Umfrage wird einfach ohne jedes kritische Hinterfragen weitergegeben. Etwa im bereits zitierten Artikel der „Zeit“. Dort heißt es: „Der gezielte Einsatz von Desinformationen und gefälschten Fotos verunsichert einen Großteil der Bürger in der EU. Das geht aus einer Studie hervor, die die Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben hat. Demnach sind 54 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger häufig oder sehr häufig verunsichert, wenn ihnen Informationen im Internet begegnen. Zugleich haben nur 44 Prozent der für die Studie befragten Menschen schon einmal Informationen aus dem Internet überprüft.“
Ob die Befragten bei den „Fake“ News die von ARD und ZDF meinten oder etwa die vom „Spiegel“ mit seinem Relotius oder dem „Zeit“-Journalisten, der sich als Stimme der Juden ausgab, aber gar kein Jude ist – das alles bleibt unklar.
Weiter heißt es in dem „Zeit“-Beitrag: „86 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Politik mehr gegen die Verbreitung von Desinformation unternehmen solle. Von den Betreibern der Onlineplattformen erwarteten sogar 89 Prozent ein größeres Engagement.“
Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass Bertelsmann, also der Auftraggeber der Umfrage, genau damit sein Geld verdient – mit „Zensur-Dienstleistungen“ für Onlineplattformen wie Facebook.
Mehr Propaganda!
Sodann zitiert die „Zeit“ noch Cathleen Berger, Expertin für Digitalpolitik der Bertelsmann Stiftung: „Für den Einsatz gegen Desinformationen müssen viele Räder ineinandergreifen. Neben einer Regulierung von oben braucht es einen Kompetenzaufbau von unten“. Ersetzen Sie das „Einsatz gegen Desinformationen“ durch „Zensur“, und dann kommen Sie der Wahrheit nahe. Weiter sagt Berger: „Es müsse gelingen, die Bevölkerung in der Breite stärker auf die Risiken von Desinformationen aufmerksam zu machen.“ Mit anderen Worten: Die Propaganda muss noch einmal verstärkt werden.
Die Realsatire geht noch weiter. Berger sagt: „Verlässliche Informationen sind die Grundlage für eine fundierte Meinungsbildung und damit für den demokratischen Diskurs.“ Mit anderen Worten – Informationen aus „falschen“ Quellen – also etwa von meiner Seite – dürfen nicht „für eine fundierte Meinungsbildung und damit für den demokratischen Diskurs“ herangezogen werden.
Es kommt noch dicker – mit einem Zitat von Kai Unzicker, Autor der Studie und Experte für Demokratie und Zusammenhalt bei der Bertelsmann Stiftung. Der sagt: „Die Menschen in Europa verspüren eine große Unsicherheit darüber, welchen digitalen Inhalten sie noch vertrauen können und welche absichtlich manipuliert worden sind“. In der Tat. Doch diese Unsicherheit liegt eben genau an denen, die uns Unzicker & Co. als verlässliche Quelle verkaufen wollen. Und an solchen Studien wie seiner, die wie eine Parodie wirken.
Ich finde, auf solche Zumutungen für den Intellekt kann man nur noch mit Galgenhumor antworten. Und habe mich deshalb gefragt, was man noch für „Umfragen“ und „Studien“ herausgeben könnte. Hier meine spontanen Ideen – ich freue mich auf Ihre:
- Studie der Tabakindustrie: Rauchen fördert Ihre Gesundheit
- Umfrage der Öffentlich-Rechtlichen: Bürger wollen höhere Rundfunkbeiträge
- Umfrage von „Pro Asyl“: Bürger wollen mehr Flüchtlinge
- Umfrage von Habeck: Bürger wollen stärkere Regulierung bei Heizungen
- Studie von „Letzter Generation“: Bürger begeistert von Klimaklebern.
Auf Sie kommt es an – auf Ihre Unterstützung! 1000 Dank!
Mein Dechiffrier-Video über die Methoden von Markus Lanz hat das ZDF dreimal auf Youtube sperren lassen. Der Schuss ging nach hinten los. Ich habe es im freien Internet auf Rumble hochgeladen. Da wurde es sage und schreibe 6,5 Millionen Mal aufgerufen. Offenbar, weil die Algorithmen „kritische“ Inhalte nicht ausbremsen wie bei Youtube. Ein Leser rechnete aus, dass damit mehr Zuschauer meine kritische Analyse der Sendung gesehen haben als die Sendung selbst. Auch mein Dechiffriert-Video zu dem Hetzstück des ZDF über Hans-Georg Maaßen wurde auf Rumble 6,2 Millionen Mal geklickt. Das macht Mut! Aber es kostet auch sehr viel Zeit und Energie – im konkreten Fall eine Nachtschicht. Umso dankbarer bin ich für Ihre Unterstützung. Ohne die wäre meine Arbeit nicht möglich, weil ich weder Zwangsgebühren noch Steuermillionen bekomme, und auch keinen Milliardär als Sponsor habe. Dafür bin ich unabhängig!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
DECHIFFRIERT: Wie sich Ricarda Lang um Kopf und Kragen redet im ARD-Sommerinterview
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