Ein russischer Bekannter von mir hat vor ein paar Jahren eine Pension in Berlin-Charlottenburg gepachtet. Die Zimmer vermietete er an die Stadt, die dort Flüchtlinge unterbrachte. Stolz zeigte er mir damals die Pension und schwärmte, es sei das Geschäft seines Lebens. Mir fielen die Putzfrauen auf. Warum die Flüchtlinge nicht selbst putzten, fragte ich ihn. Mit einem verächtlichen Kopfschütteln meinte er: Die Verwaltung will das so. Wir waren uns beide einig, dass es sich dabei um eine Perversion im deutschen Sozialsystem handelt. Denn schließlich bekommt der deutsche Steuerzahler, der den ganzen Asylbetrieb zwangsfinanzieren muss, auch nicht vom Staat eine Putzfrau gestellt.
An das Treffen von damals musste ich mich erinnern, als ich jetzt einen Artikel der früheren SPD-Oberbürgermeisterin von Kiel, Susanne Gaschke, über „Deutschlands größtes Flüchtlingslager“ in der „Neuen Zürcher Zeitung“ las, der leider nur für Abonnenten unbegrenzt zugänglich ist. Gemeint ist damit der ehemalige Berliner Flughafen Tegel, in dem heute Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht sind.
Beim Lesen kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Zum einen aufgrund der ziemlich unschönen Verhältnisse, in denen die Menschen dort auf engstem Raum in Massenunterkünften zusammengepfercht sind – ohne jede Privatsphäre. In Zelten. 5000 Frauen, Männer und Kinder – rund 4000 Ukrainer, knapp 1000 Asylsuchende aus Ländern wie der Türkei, aus Afghanistan, dem Irak, Georgien, Vietnam, wie Gaschke schreibt.
„Im Grunde führen wir hier einen gigantischen Hotelbetrieb“, sagt Kleo Tümmler, Betriebsleiterin vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Tegel.
Nur die Preise sind andere.
Denn es haute mich fast vom Hocker, wieviel diese fast schon unmenschliche Unterbringung kostet: sage und schreibe 200 Euro pro Tag. „Das sind 6000 Euro pro Person und Monat. Für alle 5000 Menschen zusammen: gut 30 Millionen Euro im Monat“, so Gaschke. Die inzwischen sehr kritisch gewordene Ex-Sozialdemokratin merkt dazu an: „Und es handelt sich hier eben nicht um ein gehobenes Mittelklassehotel, sondern um eine grenzwertige Notunterbringung. Selbst wenn man hohe Kosten für die Errichtung des Lagers, für Wasser, Strom, Heizung und Lüftung, Verpflegung und die etwa tausend Mitarbeiter von Security, Catering, Reinigungsfirmen und sozialen Diensten veranschlagt, fragt man sich, wo das viele Geld bleibt.“
Haargenau. Mein Verdacht: Ein großer Teil bleibt bei dem hängen, was man nicht als „Asyl-Industrie“ bezeichnen darf.
Gaschke merkt in korrektem Neu-Deutsch an, „dass die Geflüchteten ihre kostspielige Unterkunft nicht als Segen, sondern eher als Katastrophe“ empfinden. So sei etwa das Essen furchtbar: „Zu salzig. Zu stark gepfeffert. Zu essigsauer. Kaum Vitamine. Das Essen mache krank. ‘Warum dürfen wir nicht selbst kochen?‘“, fragt die 60-jährige Lilia Kopilenko, die in der Ukraine eine hauswirtschaftliche Ausbildung absolviert hat.
Weil das die Geschäfte stören würde?
„Unser Caterer würde sogar eine Grossküche vor Ort einrichten“, sagt Betriebsleiterin Tümmler: „Für Frische und Qualität des Essens wäre das sicher gut. Aber uns fehlen der entsprechende Stromanschluss, Wasser und vor allem die Fläche.“ Gaschke stellt dazu treffsicher fest: „Angesichts der Tatsache, dass sich das Ankunftszentrum auf dem Gelände eines ehemaligen internationalen Flughafens befindet und dass es ein monatliches Budget von 30 Millionen Euro verschlingt, wirkt diese Begründung ein wenig rätselhaft.“
Als es um die schlechten hygienischen Zustände geht, schreibt Gaschke dann das, was bei mir das eingangs erwähnte Déjà-vu ausgelöst hat: „Die reflexartige Frage an dieser Stelle des Lagerrundgangs lautet: Warum können die Flüchtlinge denn nicht selbst putzen? Deutsche Steuerzahler tun das zu Hause doch auch. ‘Das entspricht aber nicht unseren Grundsätzen‘, sagt Kleo Tümmler vom Deutschen Roten Kreuz (DRK): ‘Wer hier lebt, sollte nicht zugleich hier arbeiten. Nach unserer Erfahrung führt das sonst fast zwangsläufig zu Konfliktsituationen, schafft ungute Hierarchien, verursacht Probleme beim Datenschutz.'“
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – aber mich packt bei solchen Sätzen die Wut.
Offenbar gilt hier das Motto: Die blöden Steuerzahler müssen ja eh bezahlen, was soll´s?
Noch wütender macht mich allerdings, dass die ganz überwiegende Mehrheit genau dieser Steuerzahler, wie die Wahlergebnisse zeigen, solche Zustände apathisch hinnehmen.
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