Ein Gastbeitrag von Steffen Meltzer
Islamist Sarmad A. stieg in sein Fahrzeug und beschloss, sein Auto gezielt als Mordwaffe gegen Motorradfahrer einzusetzen. 2017 war der Iraker mit seinem Asylantrag gescheitert, seitdem wurde er in Berlin geduldet. Zwischendurch fiel er immer wieder mit verschiedenen Straftaten auf, zum Beispiel Körperverletzung, auch gegenüber Vollzugsbeamten. Der Staatsschutz scheint sich für den sich zunehmend Radikalisierenden nicht interessiert zu haben. Es ist das altbekannte Berliner Lied der verpassten Abschiebungen. Diese bleiben gegenüber der Öffentlichkeit stets solange verborgen, bis wieder einmal mehr ein aufsehenerregendes Verbrechen die Gesellschaft aus dem Dornröschenschlaf erwachen lässt. Damit verbunden ist immer die Schuldfrage, wer ist verantwortlich, wenn geduldete Kriminelle nicht abgeschoben werden? Dann heißt es in den Amtsstuben: Rette sich wer kann.
Nach den Anschlägen beginnt sich in Deutschland das große Räderwerk zu drehen. Lieber Gott, lass es keinen Terroranschlag sein! „Islamistischer Terror“, das klingt hierzulande schlimmer als der allerorts verkündete Weltuntergang durch Corona oder den Klimawandel.
Lass uns besser erst einmal abmildernd von einem „islamistischen Anschlag sprechen“, dann sehen wir weiter. Der öffentlich-rechtliche RBB verkündet schon wenige Stunden nach dem Geschehen den Titel seiner Sondersendung: „AMOK auf der A 100“. Der RBB ist eben schon informiert, bevor die Ermittler etwas wissen. Wieder wird die Kategorie Terror gemieden wie der Teufel das Weihwasser.
Das politische und mediale Glück dieser Erde wird im Laufe der Ermittlungen noch gesteigert: Innensenator Geisel (SPD) wird sich in der Bild damit zitieren lassen „Wenn ein AUTO gezielt auf Motorradfahrer fährt, haben die keine Chance“. Hier saß also kein Mensch, geschweige Terrorist, am Steuer, sondern ein Opel-Kleinwagen, der autonom unterwegs war. Berlin war schon immer etwas anders. Und es kommt noch besser: Der Anschlag wäre nicht zu verhindern gewesen, so der Sozialdemokrat. Die Straftaten von Samara A. hätten für eine Abschiebung nicht ausgereicht. Vermutlich passiert das auch nicht, wenn man in Deutschland Menschen schwer verletzt oder tötet. Der deutsche Knast ist alle Male besser als die irakische Halbwüste. Innensenator Geisel betonte, dass der gebürtige Iraker nicht hätte abgeschoben werden können, da derzeit nicht in den Irak abgeschoben wird. Dies sei eine bundesweite Entscheidung. Dabei ist nicht mal bewiesen, dass der Mann wirklich aus dem Irak ist.
Kreative Lösungsansätze
Ach ja, noch einmal zum Problem des in Deutschland bei den Leitmedien und der herrschenden Politik so unbeliebten Begriffes „islamistischer Terror“. Die gute Nachricht, es gibt kreative Lösungsansätze.
Der erste Weg: Vermenge Begrifflichkeiten. Die ersten Experten treten bereits in den Medien auf, die die ursprüngliche Unterscheidung zwischen Amoklauf und Terroranschlag in eine Schüssel gießen und kräftig umrühren. Heraus kommt ein beliebtes Allerlei. Ein Terrorist, der psychisch gestört oder gar erkrankt ist, kann demzufolge keinen Terroranschlag begehen, höchstens einen dieser Amokläufe. Ja man kann eben alles so drehen und wenden, wie es gerade politisch opportun ist.
Der zweite Weg zur Erlösung: Bei dem Iraker wurde „religiöser Wahn“ diagnostiziert, der möglicherweise eine Schuldfähigkeit zum Tatzeitpunkt ausschließen könnte. Genaues weiß man nicht, kann sein, kann auch nicht sein, Hauptsache, man bringt es erst einmal an die Presse.
Meine Auffassung zum Tatablauf: Der Tatverdächtige war zum Tatzeitpunkt schuldfähig, zumindest deutet einiges darauf hin. Jede Ausführung kennt drei Phasen: Vorbereitung, Aktion und Nachbereitung. Dazu gehörte: einen Plan zu fassen, das Fahrzeug startklar zu machen, etwa Sprit zu tanken, die Strecke und eine günstige Verkehrszeit festzulegen und vieles mehr. Wer dazu noch in der Lage ist, seine geeigneten (!) Opfer auszusuchen, um diesen gleich an mehreren verschiedenen Tatorten aufzulauern und zielgenau auf die Sekunde anzusteuern, muss in der Lage sein, konzentriert seine voll zurechnungsfähige kognitive Leistungsfähigkeit abzurufen und mit einer praktischen Intelligenz anzuwenden.
Eine Person, die dazu in der Lage ist, kann zwar Persönlichkeitsstörungen aufweisen, ist jedoch ohne weiteres in der Lage, seine eigene Tat – hier die Mordabsicht – rational zu verstehen, zu steuern und umzusetzen. Das Anzeichen, dass es sich um einen politisch-religiös motivierten Terroranschlag handelt, wird bei der Nachbereitung des Einsatzgeschehens sichtbar. Der Ausruf „Allahu akbar“ und der mitgeführte Gebetsteppich (Achtung Vorbereitung) verweisen darauf. Berlin hat durch einen Islamisten wohl einen erneuten Terroranschlag erlebt.“
Steffen Meltzer hat als Polizeitrainer 15 Jahre lang Polizeibeamte fortgebildet (zum Beispiel Schießtraining, Amoklagen und anderes). Er ist Autor von „Ratgeber Gefahrenabwehr: „So schützen Sie sich vor Kriminalität – Ein Polizeitrainer klärt auf“, „Schlussakkord Deutschland – Wie die Politik unsere Sicherheit gefährdet und die Polizei im Stich lässt“, „Mobbing! Ursachen, Schutz und Abhilfe“ und „So schützen Sie Ihr Kind! Polizeitrainer vermittelt Verhaltensrichtlinien zur Gewaltabwehr“.
Bild: Friedrich Bungert/Pikist
Text: gast