Deutsche Wissenschaft gilt weltweit als Inbegriff von Qualität. Noch. Denn in den vergangenen Jahren litt ihr Ruf. Unter anderem, weil sie sich vermehrt Dingen wie der „Genderforschung“ zuwendet, und viele begabte Kräfte ins Ausland abwandern. Doch jetzt wird es wohl schon bald wieder aufwärts gehen. Zumindest zeichnet sich das ab. Denn die deutsche Wissenschaft bekommt Zuwachs, der eine Zeitenwende einläuten könnte: Keine andere als Ex-SPD-Chefin und Ex-Arbeitsministerin Andrea Nahles wird nun Professorin. Die Uni Duisburg-Essen gab bekannt, das sie eine Gastprofessur an der NRW School of Governance übernehmen wird. Sie soll eine Vorlesung halten und eine Seminarreihe gestalten. „Wir konzipieren ein neues Format und werden unseren Studierenden einmalige Einblicke in die außergewöhnliche politische Arbeit der Sozialdemokratin Andrea Nahles bieten können“, sagte der Direktor der School of Governance, Prof. Karl-Rudolf Korte.
Auch Korte selbst machte bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen: In der Flüchtlingsdebatte 2015 widersprach er der Ansicht, Angela Merkel habe „das Gespür für die Stimmung in der Bevölkerung verloren“, und beschrieb ihre Haltung als „humanitär und geradlinig“. Die vom heutigen Ministerpräsidenten Markus Söder und anderen Politikern erhobene Forderung nach einer Obergrenze für den Zuzug von Flüchtlingen bezeichnete der Professor als „reine Symbolpolitik“ und „absurd“.
Und jetzt dank Korte ein neuer Meilenstein für unsere Wissenschaft! Wer könnte besser darüber lehren und forschen, wie man eine Partei binnen kürzester Zeit an die Wand fährt, als die frühere Juso-Chefin? Auch beim Erforschen von Wahlniederlagen und maximaler Entfremdung von den Wählern kann Nahles möglicherweise ganz neue wissenschaftliche Dimensionen eröffnen. Oder auch bei der Erforschung der Frage, wie man selbst ohne Doktortitel und jede höhere akademische Weihe nach einem immerhin zehnjährigen (kein Schreibfehler!) Studium zur Professorin aufsteigen kann. Erstaunlich auch, wie sie das Arbeitspensum bewältigt: Ist ist bereits Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation und auch noch als EU-Beraterin aktiv.
Neben Nahles winken auch noch aus aus anderer Richtung neue wissenschaftliche Entdeckungen. Kai Gniffke etwa, der ebenso wie Nahles gerne grimmig drein schauende frühere Chef der Tagesschau und jetzige Intendant des öffentlich-rechtlichen SWR, widmet sein Tagwerk nicht nur dem Gebührenzahler. Quasi im Nebenjob ist er seit 2019 „Honorarprofessor für Journalismus in der digitalen Transformation“ an der Hochschule Mittweida. Ob er da zum Thema Framing und Propaganda lehrt und forscht?
Fragen über Fragen. Und es bleibt einem nichts als Galgenhumor. Der ist in diesem Fall Notwehr. Ein Freund von mir ist ein „echter“ Professor, den sein Titel sehr, sehr viel Schweiß und Lebenszeit gekostet hat. Er kann nur bitter lächeln über all seine neuen „Kollegen“, denen die Titel förmlich hinterher geschmissen werden. Was früher das Luxusauto war, ist für viele heute der „Professor“. Ein Accessoire für Angeber. Dass sie in den Augen vieler kluger Zeitgenossen recht peinlich dastehen lässt.
Bild: SPD Schleswig-Holstein/flickr.com/CC BY 2.0Text: br