4,9 Millionen Rentner mit unter 1.000 Euro netto im Monat 589.000 auf Grundsicherung im Alter angewiesen

Deutschland sei ein reiches Land. Und den Menschen im „besten Deutschland aller Zeiten“ ginge es so gut wie noch nie. Dieses Mantra ist ständig von Politikern und Journalisten zu hören. Aber es stimmt nicht. Wie allein schon die neuesten Zahlen über die älteren Menschen in Deutschland zeigen, die das Statistische Bundesamt (Destatis) jetzt veröffentlicht hat.

Mehr als ein Viertel der Rentner in Deutschland kommt demnach nur auf ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro, wie das Amt auf Grundlage der Mikrozensus-Ergebnisse mitteilte. Legt man die Gesamtzahl der Bezieher von Altersrenten zu Grunde – sie stieg von 16,6 Millionen im Jahr 2011 auf 17,6 Millionen im Jahr 2021 – entspricht das einem Anteil von 27,8 Prozent. Bei Frauen liegt der Anteil solcher Mini-Renten sogar noch deutlich höher: 38,2 Prozent der Rentnerinnen bekommen weniger als 1.000 Euro; bei den Männern sind es nur 14,7 Prozent.

Arbeiten gegen Altersarmut

Dass so viele alte Menschen so wenig beziehen, ist wohl auch der Grund dafür, dass immer mehr von ihnen arbeiten. Für immer mehr über 65-Jährige ist die Erwerbstätigkeit eine wichtige Einkommensquelle, schreibt Destatis. Und das nicht nur, weil das Renteneintrittsalter seit 2012 bis 2031 stufenweise von 65 auf 67 Jahre steigt. Schon jetzt sind den Angaben zufolge ältere Menschen deutlich häufiger erwerbstätig als vor zehn Jahren: Im Jahr 2021 arbeiteten 12,9 Prozent der 65- bis unter 75-Jährigen. Zehn Jahre zuvor waren es noch 7,0 Prozent. Unter den Personen mit Hochschulabschlüssen war der Anteil Erwerbstätiger 2021 mit 20,2 Prozent besonders hoch. Unter den Personen ohne einen beruflichen Abschluss betrug er lediglich 10,4 Prozent, wie Destatis mitteilt. Männer und Frauen unterscheiden sich demnach in ihrer Erwerbstätigkeit auch im fortgeschrittenen Alter: Während 2021 von den 65- bis unter 75-jährigen Männern 16,2 Prozent erwerbstätig waren, waren es bei den Frauen nur 9,9 Prozent.

Die Erklärung des Bundesamtes: Arbeiten im Rentenalter kann bedeuten, einer drohenden Altersarmut entgegenzuwirken, den Lebensstandard zu verbessern oder länger aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Für 40,8 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 65 und unter 75 Jahren war die ausgeübte Tätigkeit die vorwiegende Quelle des Lebensunterhalts. Damit gab es 2021 in dieser Altersgruppe in Deutschland 470.000 Personen, die überwiegend vom eigenen Arbeitseinkommen lebten. Für die Mehrheit der 65- bis unter 75-jährigen Erwerbstätigen war dieses Einkommen aber ein Zuverdienst. Sie lebten laut Destatis in erster Linie von ihrer Rente beziehungsweise von ihrem Vermögen (55,9 Prozent).

Eine wachsende Zahl älterer Menschen ist den Angaben zufolge auf staatliche Unterstützung angewiesen. 589.000 Menschen bekamen im Dezember 2021 Grundsicherung im Alter. Im Jahr zuvor hatten noch 564.000 Menschen Grundsicherung im Alter erhalten, also 25.000 weniger. Sehr deutlich sind laut Destatis die Unterschiede in Bezug auf die Nationalität: So liegt die Quote der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter bei Deutschen bei 2,6 Prozent, bei Ausländern dagegen bei 17,5 Prozent. Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern: In den westdeutschen Bundesländern liegt die Quote bei 3,7 Prozent, in den ostdeutschen Ländern bei 2,2 Prozent.

Trauriges Fazit

Die Zahlen belegen, dass die Mär vom angeblich so reichen Land eine Mär ist. Und eine Beruhigungspille für die Menschen, die etwa über die Mechanismen der Währungsunion massive, indirekte Transferleistungen für Südstaaten wie Italien mit finanzieren – obwohl dort das durchschnittliche Vermögen der Menschen deutlich über dem in Deutschland liegt. Vor allem wegen der höhen Quote an Immobilienbesitz (siehe auch mein Beitrag „Die Deutschen sind die armen Würstchen der EU“).

Die neuen Daten von Destatis zeigen, wie weit das mediale Bild und die von ihm genährte Selbstwahrnehmung vieler Menschen in Deutschland von der Realität abweichen. Dass ein Viertel der Rentner mit unter 1.000 Euro im Monat faktisch in Altersarmut lebt, ist eine Schande für ein Land, das sich ständig seiner sozialen Gerechtigkeit rühmt.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!


Bild: Shutterstock

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