Es ist immer wieder aufs neue erschreckend, zu sehen, wie sehr sich Teile unserer Gesellschaft von der Realität entfernt haben. Wehe, jemand spricht das Offensichtliche aus, wie jetzt gerade der junge CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor (CDU): »Antisemitismus, das darf man nicht vergessen, ist vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten.«, sagte er in einem Interview mit n-tv. Und weiter: „Vor dem Hintergrund der Migration der vergangenen Jahre seien „an dieser Stelle natürlich viele Sorgen für die jüdische Bevölkerung da.“Eine Tatsache, die kaum jemand bestreiten kann. „Wenn ich mich in meinem jüdischen Bekanntenkreis umhöre, dann sagen alle das Gleiche: Gewalt gegen Juden geht ausschliesslich von Muslimen aus“, sagte etwa der Historiker Michael Wolffsohn vor knapp zwei Jahren der Neuen Zürcher Zeitung
Amthor erntete dafür, dass er Fakten ausspricht, die vielen politisch nicht ins Konzept passen, massiven Hass und Spott. Selbst Zeitungen, die einmal als konservativ galten, wie die Welt, übernehmen in ihrer Überschrift die heute in Politik und Medien vorherrschende linke Sichtweise: „Amthor irritiert mit Äußerung über Antisemitismus.
Viele Reaktionen in den sozialen Netzwerken gehen derart weiter unter die Gürtellinie, dass ich sie hier gar nicht erst wiedergeben möchte. In Deutschlands Medien und Politik ist Glaubenskriegerei zunehmend an die Stelle von einer
wirklichen Diskussion mit dem Austausch von Argumenten getreten. Das ist mittelalterlich. Ja es ist totalitäres Denken und ist zutiefst beängstigend.
„Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.“ Wie wahr dieses (wohl fälschlich) Orwell zugeschriebene Zitat ist, zeigt die Causa Amthor. Auch der Hinweis seiner Kritiker, der Zeitpunkt seiner Äußerung am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz sei falsch, ist bizarr, ja zynisch: Warum sollte man gerade an diesem Tag nicht vor den Quellen von neuem Antisemitismus in Deutschland warnen?
Fast ebenso erschütternd wie die Reaktionen auf Amthors Aussage ist sein schnelles Einknicken. Ausgerechnet auf Kritik der Linkspartei hin sagte Amthor nun, er sei falsch interpretiert worden: „Nun spricht Amthor von einem ,Missverständnis´: Die größte Gefahr gehe von Rechtsextremisten aus.“
Egal, ob und wie massiv Amthor unter Druck gesetzt wurde: Dass er nun das zuerst ausgesprochene, Offensichtliche relativiert, ist ein Armutszeugnis und belegt das Fehlen von Rückgrat. Und wie massiv die Einschränkung der Meinungsfreiheit und wie stark die Tabuisierung bei bestimmten Themen wie etwa Islam und Zuwanderung inzwischen in Deutschland ist. Die Causa Amthor erinnert an das obligatorische Grüßen des Gessler-Huts in der Wilhelm-Tell-Saga – die öffentliche Erzwingung untertänigen Verhaltens. Das ist bitter, und eines demokratischen Staates und einer freien Gesellschaft unwürdig.
David gegen Goliath
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Bild: Pixabay, Tobias Koch (https://www.cducsu.de/abgeordnete/philipp-amthor), WikiCommons, CC BY-SA 3.0