Bei Corona: Kinder ab drei Jahren sollen von Eltern getrennt werden

Es gibt immer wieder Nachrichten in diesen Tagen, bei denen einem der Atem stockt. So auch diese, die mir gerade ein Leser zuschickte: „Gesundheitsämter in mehreren Bundesländern fordern Eltern in der Coronakrise dazu auf, ihre Kinder in häuslicher Quarantäne getrennt von der Familie in einem Raum zu isolieren, wenn ein Corona-Verdacht besteht.“ Diese Nachricht entspringt nicht irgend einem dubiosen Internet-Portal mit fragwürdigem Ruf, sondern der Online-Ausgabe der in Bielefeld erscheinenden Traditionszeitung „Neue Westfälische“. Demnach haben die Gesundheitsämter der Kreise Offenbach in Hessen sowie Karlsruhe in Baden-Württemberg in einer Anordnung gefordert, es solle in solchen Familien keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr geben. Zudem drohten sie Eltern, dass bei Zuwiderhandlung das Kind in einer geschlossenen Einrichtung für die Dauer der Quarantäne untergebracht werde. Bei den Empfängern der Anordnungen handelt es sich der Online-Ausgabe der „Neuen Westfälischen“ zufolge um Eltern von Kindern zwischen drei und elf Jahren.

Hätte ich diese Nachricht vor wenigen Monaten gelesen – ich wäre überzeugt gewesen, dass es sich um ein „Fake“ handelt, also um gezielte Falschinformation. Betrachtet man allerdings, wie schnell heutzutage Dinge, die gerade noch als „Desinformation“ abgestempelt wurden, zur Realität werden, muss man auch die Meldung der „Neuen Westfälischen“ ernst nehmen. Und tatsächlich: Sie ist inzwischen auch in vielen anderen Medien zu finden.

Die Stadt Bruchsal im Kreis Karlsruhe bestätigte inzwischen die Echtheit eines entsprechenden Schreibens, ruderte aber zurück. Sie sei nur das ausführende Ordnungsamt. Der Inhalt des Textes sei von der zuständigen Gesundheitsbehörde im Landratsamt gekommen. Die Karlsruher Behörde verteidigte die aufgeführten Vorgaben, sagte nun aber, eine Trennung von Kindern und Eltern sei nicht beabsichtigt. Was denn nun? Was ist los in einem Staat, wenn Behörden Eltern mit dem Entzug der Kinder drohen. Und wie glaubhaft sind die Dementis, die noch dazu halbherzig klingen? Und auch wenn sie glaubhaft sein sollten – sind solche Schreiben nicht schon fast Psychoterror?

Der Deutsche Kinderschutzbund schlägt Alarm: „In mindestens einem Fall, der uns vorliegt, wird der Familie bei Zuwiderhandlung mit der Herausnahme aus der Familie des 8-jährigen Kindes gedroht“, teilt der Verband mit. Und weiter: „Kinder in dieser Phase von ihren Eltern und Geschwistern zu isolieren, ist eine Form psychischer Gewalt. Der Kinderschutzbund empfindet diese Maßnahmen als unverhältnismäßig und nicht hinnehmbar.“

Es ist unfassbar, wie die Reaktionen mancher Behörden und Politiker auf die Virus-Gefahr über ihr Ziel hinausschießen. Man hat den Eindruck, das Virus wirke nicht nur auf die Lunge und Atemwege, sondern auch auf das Hirn von manchen Verantwortlichen.


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Bild: Pixabay/bearbeitet/Ekaterina QuehlText: red

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