Ein Spoiler, also Spielverderber für die staatsnahen und staatsfinanzierten Faktenchecker vorneweg: Im Gegensatz zu ihnen erhebe ich wie immer auf meiner Seite keinen Anspruch darauf, im Besitz der Wahrheit zu sein und Wahrheiten zu verkünden. Mein Anspruch ist, auch die kritischen Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die anderswo ausgeblendet werden. Nicht zuletzt aufgrund eben jener Faktenchecker. Mündige Bürger müssen aber verschiedene Perspektiven kennen, um sich selbst ein Bild zu machen. Genau das, was heute viele Medien verhindern wollen – und damit im Geiste der Inquisition folgen: neudeutsche Ketzerverfolgung. Die von dem völligen Irrglauben ausgeht, in der Wissenschaft gebe es nur eine korrekte Sichtweise, und abweichende Meinungen seien Ketzerei oder gezielte Desinformation.
Völlig offensichtlich und amtlich ist aber, dass es binnen einer Woche einen massiven Schwund bei der Zahl der COVID-19-Fälle gab, bei denen dem Robert Koch-Institut der Impfstatus der mit Symptomen (!) Erkrankten seit Kalenderwoche 5 bekannt ist. Im Wochenbericht vom 23.9.2021 waren der Bundesbehörde 1.059.516 solcher Fälle bei Erwachsenen bekannt. Eine Woche später, am 30.9.2021, sank diese Zahl plötzlich auf 839.345. Das sind 220.171 Fälle weniger. Offensichtlich hat die Behörde, die maßgeblich ist für die Corona-Politik, in mehr als 220.000 Fällen fälschlich angenommen, den Impfstatus zu kennen. Wenn mich meine Mathematik-Kenntnisse nicht trügen, wäre damit jeder fünfte Fall – also mehr als 20 Prozent – unter falscher Voraussetzung in die Statistik eingegangen. Bei der besonders wichtigen Gruppe der „ab 60-Jährigen“ betrug diese Abweichung sogar mehr als 50 Prozent (siehe Ausführungen weiter unten). Das würde dann auch alle Zahlen der Impfeffektivität, mit der sich die Bundesregierung regelmäßig brüstet, in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen.
Im „Kleingedruckten“, oder genauer im langen Fließtext, gibt die Behörde im aktuellen Wochenbericht zu:
Da für einen Teil der COVID-19-Fälle die Angaben zum Impfstatus unvollständig sind, ist von einer Untererfassung der geimpften COVID-Fälle auszugehen. In Folge dessen kann in den bisherigen Berechnungen die Impfeffektivität in einigen Fällen überschätzt worden sein. Ab dem 30.09.2021 werden daher für die Berechnung der Impfeffektivität nur noch jene COVID-19-Fälle berücksichtigt, für die eine Angabe zum Impfstatus vorliegt. Diese methodische Anpassung hat zu einer Aktualisierung der in Tabelle 4 berichteten Daten und in einigen Fällen zu niedrigeren Schätzern der Impfeffektivität im Vergleich mit früheren hier berichteten Berechnungen geführt.
Mit anderen Worten: Bisher wurden bei der Berechnung der Impfeffektivität auch jene COVID-19-Fälle berücksichtigt, für die eine Angabe zum Impfstatus nicht vorlag. Und ebenso unglaublich: Die Impfeffektivität, das „Allerheiligste“ der Impfpolitik unserer Regierung, ist geschätzt – und das erfahren wir in einem Nebensatz, ganz beiläufig.
Die Zahl der Impfdurchbrüche bei Erwachsenen lag laut dem Wochenbericht vom 23.9.2021 noch bei 47.344. Am 30.9.2021 gab das RKI diese Zahl mit 56.331 an. Das ist ein Anstieg um 8.987, also 19 Prozent, innerhalb einer Woche. Das legt, ebenso wie die oben zitierte Erklärung des RKI, den Verdacht nahe, dass die Erkrankten mit unbekanntem Impfstatus als „ungeimpft“ gewertet wurden – sonst hätte der Einfluss auf die Impfdurchbrüche umgekehrt sein müssen. Dass das RKI sich dazu nicht klar äußert, legt den Verdacht der Verschleierung nahe.
Besonders gravierend und in krassem Gegensatz zur Impf-Informationspolitik der Regierung: Der „Anteil wahrscheinlicher Impfdurchbrüche an hospitalisierten COVID-19-Fällen“ bei der Risikogruppe der „ab 60-Jährigen“ liegt nun für die Kalenderwochen 35 bis 38, also für den aktuellsten Zeitraum, bei 34,3 Prozent. Bei den Verstorbenen sind es 37,4 Prozent. Vor der Korrektur, im vorletzten Wochenbericht, betrugen diese Zahlen für den entsprechenden Vier-Wochen-Zeitraum noch 19,9 Prozent (Hospitalisierung) und 25,7 Prozent (Tod). Ebenso unglaublich: Bei den ab 60-Jährigen sind in den Kalenderwochen 35-38 von den mit Symptomen Erkrankten mit bekanntem Impfstatus 49 Prozent geimpft, also fast die Hälfte. Hierbei ist zu beachten, dass in dieser Personengruppe besonders viele Menschen geimpft sind.
Mein Eindruck dazu als Laie, den ich gerne korrigiere, sollte mir ein kardinaler Fehler unterlaufen sein: Das ist hochgradig unseriös. Das ganze bisherige Zahlenwerk, auf das sich Merkels Sprecher Steffen Seibert regelmäßig auf der Bundespressekonferenz stützt, bricht damit zusammen wie ein zu früh aus dem Ofen genommenes Soufflé. Man mag es kaum glauben, wie hier mit Zahlen umgegangen wird, die dann ausschlaggebend für die Corona-Politik sind. In meinen Augen ist das die Kernschmelze der aktuellen Impfpolitik.
Ins Rollen gebracht hat das Thema ein junger Mann, der unter dem Namen „Der subjektive Student“ einen Youtube-Kanal betreibt. Kein großes Medium hat bisher seine Enthüllungen aufgegriffen – obwohl das RKI sie ja sogar auf seiner Internet-Seite einräumt und die Daten nachlesbar sind – was aber offenbar kein „Qualitätsmedium“ zum Anlass nahm, sie zu thematisieren. Obwohl sie in einer funktionierenden Medienlandschaft und Demokratie ein zentrales Thema sein müssten. Der „subjektive Student“ beschränkte sich bei seinen Enthüllungen noch auf die Zahl der „ab 60-Jährigen“.
Dazu sagt der „subjektive Student“ in seinem Video: „Das führt dazu, dass bei den hospitalisierten COVID-19-Fällen gesamt bei den über 60-Jährigen die Zahl am 23. September noch bei 65.621 lag, eine Woche später waren es nur noch 32.264. Bei mehr als der Hälfte der Fälle lag kein Impfstatus vor. Also man wusste bei über 30.000 Fällen seit Kalenderwoche 5 – bei über der Hälfte – keinen Impfstatus. Für die Berechnung der Impfeffektivität ist man aber bis zur letzten Woche noch davon ausgegangen, dass alle 30.000, von denen man nicht wusste, ob sie geimpft sind oder nicht, dass man bei ihnen davon ausging, dass sie ungeimpft sind. Denn bei der Berechnung der Impfeffektivität werden alle Fälle genommen, von denen man weiß, dass sie geimpft sind, und die werden dann in Bezug gesetzt zu den hospitalisierten COVID-19-Fällen gesamt. Das heißt, bei mehr als der Hälfte der über 60-Jährigen hatte man keinen Impfstatus vorliegen, aber für die Berechnung der Impfeffektivität ist man davon ausgegangen, dass 100 Prozent von ihnen ungeimpft sind. Das hat direkt Einfluss auf den Anteil der Impfdurchbrüche“.
PS: Ich habe diesen Artikel vorab einer befreundeten Ärztin zum Lesen gegeben mit der Bitte, ihn aus medizinischer Sicht zu prüfen. Ihre Antwort:
Sie sehen das richtig. Ich denke, die Zahlen sind richtig gedeutet. Ein Problem hat das RKI meiner Meinung nach mit der Johnson Impfung, da sie nur einmal geimpft sind und möglicherweise als unvollständig in die Statistik eingehen. Subjektive Beobachtungen von Kollegen decken sich mit der Wahrnehmung, dass Geimpfte schwer erkranken. Eine Intensivschwester wurde jetzt von den ärztlichen Kollegen auf Station massiv unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen, obwohl nach ihren Angaben nur geimpfte Erkrankte auf Station liegen. Großes Klinikum im Osten von Deutschland.
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Text: br