Deutsch als Zweitsprache: Berliner Schulen an der Belastungsgrenze Fast die Hälfte der Schüler spricht nicht Deutsch als Muttersprache

Erst kürzlich waren zwei Mädchen aus der Ukraine bei meiner Tochter zu Besuch. Zehn und neun Jahre alt. Sie gehen von Beginn an in eine deutsche Schule. Und ich war fassungslos, wie schlecht sie immer noch Deutsch sprachen – mit Fehlern und Akzent. Ich konnte es kaum glauben. Wie kann das sein, fragte ich mich. Antworten fand ich in einem Artikel von meinem geschätzten Kollegen Gunnar Schupelius in seiner Kolumne in der „B.Z.“. Er schildert dort ein Problem, das an den Berliner Schulen überdeutlich wird: Immer mehr Kinder sprechen nicht Deutsch als Muttersprache, sondern erlernen es als Zweitsprache – mit teils gravierenden Folgen für ihre Bildung und die Gesellschaft.

Laut Schupelius ist die Muttersprache von 42,7 Prozent der Schüler an Berlins öffentlichen Schulen nicht Deutsch. Doch diese Zahl ist so aussagekräftig wie die Durchschnittstemperatur aller Patienten in einem Krankenhaus. Sie gibt keinen Aufschluss über die tatsächliche Verteilung der Schüler. In vielen Schulen, besonders in Brennpunkten wie Neukölln oder Wedding, ist der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund und fehlenden Deutschkenntnissen deutlich höher – oft liegt er sogar über 90 Prozent. Es gibt Schulen, an denen es fast keine deutschen Muttersprachler mehr gibt.

Kopp

Diese drastischen Unterschiede machen es schwer, die Situation allein mit Durchschnittszahlen zu erfassen. In diesen Schulen leiden nicht nur die Schüler mit Migrationshintergrund unter den sprachlichen Defiziten, sondern auch die wenigen Schüler, deren Muttersprache Deutsch ist, da der gesamte Unterricht verlangsamt wird, um allen gerecht zu werden. Diese Realität blendet Schupelius in seinem ansonsten exzellenten Artikel leider aus, obwohl sie entscheidend ist.

Die Kinder, die kein Deutsch sprechen, stellen das Bildungssystem vor enorme Herausforderungen. Viele von ihnen sind in ihrem Schulalltag auf Sprachunterricht angewiesen, der den regulären Unterricht erschwert. Besonders problematisch wird es, wenn diese Kinder nicht aus „bildungsnahen“ Familien kommen und Unterstützung im Elternhaus fehlt. Das ist keine Schuldzuweisung, sondern eine schlichte Feststellung – auch wenn man das in rot-grünen Kreisen ungern hört: Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Kinder aus „bildungsfernen“ Familien – unabhängig von ihrer Herkunft – sich schwerer tun mit dem Lernen. Oder, wie es im Bürokraten-Deutsch heißt, schwerer „Zugang zu Bildungsinhalten finden“. Doch anstatt das Problem an der Wurzel zu packen, flüchten sich Politiker in wohlklingende Floskeln über „Vielfalt“ und „Weltoffenheit“, wie CDU-Bürgermeister Kai Wegner bei seinem Hoffest im Roten Rathaus.

In der Schulpolitik ist Ignoranz weit verbreitet. Ein Großteil der politischen Elite hat ihre Kinder auf Privatschulen oder Schulen in wohlhabenden Vierteln. Sie kennen die Realität in den Brennpunkten nicht aus erster Hand. Der Journalist Peter Hahne brachte es einmal auf den Punkt: Wenn Politiker gezwungen wären, ihre Kinder auf Brennpunktschulen zu schicken, hätten wir sehr schnell eine andere Schulpolitik.

Und genau hier liegt der Knackpunkt: Es wird eine rosarote Brille aufgesetzt, wenn es um die Probleme des Schulsystems geht, weil die Eliten diese Probleme nicht aus erster Hand erleben. Sie schaffen sich durch Privatschulen oder Schulen in besseren Vierteln ihren Schutzraum und sind weit entfernt von den Problemen in den Brennpunktschulen. Wer diese anspricht, ist für sie im Zweifelsfall ein „Nazi“.

Die Situation an den Berliner Schulen ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Ignoranz der selbsternannten Eliten zur Verschärfung von Problemen beiträgt. Politiker, die selbst nie die Härte des Berliner Schulsystems in Brennpunktvierteln erleben mussten, sind nicht in der Lage, die Dringlichkeit der Lage zu erkennen und entsprechend zu handeln. Schulen, in denen kaum noch Deutsch gesprochen wird, sind kein Zeichen von „Vielfalt“, wie sie sich selbst und uns weismachen wollen, sondern ein Indikator für das Versagen der Integrationspolitik.

Die Realität lässt sich nicht auf Dauer ignorieren. Die Probleme, die durch die massive Zuwanderung entstehen, lassen sich nicht mit ideologischen Scheuklappen lösen. Es braucht dringend eine Politik, die sich an den Fakten orientiert und bereit ist, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Aktuell sind Mehrheiten für eine solche Politik leider nicht in Sicht.

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