Von Daniel Weinmann
Geht es um erneuerbare Energien, kann es hierzulande nicht schnell genug gehen – koste es, was es wolle. Schließlich hängt das Weltklima in den Augen der rotgrünen Klima-Apokalyptiker ja vor allem vom Verhalten der Bundesrepublik ab. Am deutschen Wesen soll das Weltklima genesen. Immer wieder zeigt sich, dass die unausgewogene ideologische Fixierung auf die Abwesenheit von CO2-Emissionen nicht nur mit Blick auf die Versorgung, sondern auch ökonomisch blanker Unsinn ist.
Das jüngste Beispiel lieferte jüngst der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr in seinem Forderungskatalog für eine nationale Energiestrategie, in dem es um die „Fallstricke einer einseitigen All-Electric-Strategie“ geht. Der Kernpunkt: Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse mit Augenmaß und auf Basis fairer Berechnungen erfolgen. Entscheidend seien nicht die von ihren Verfechtern herangezogenen betriebswirtschaftlichen Kosten, sondern die volkswirtschaftlichen Systemkosten.
Was die Adepten der Null-Emissions-Propaganda dabei geflissentlich übersehen – entweder aus Ignoranz oder schlicht aus Unwissen – deckt Dürr gnadenlos auf. Die gesamtwirtschaftlichen Systemkosten seien wegen der „Inflexibilität“ von grünem Strom besonders hoch, rechnet Dürr vor. Berücksichtigt werden müssten nämlich neben den Ausgaben für Reservekraftwerke und Speicher auch die Kosten für den Netzausbau und die Netzsteuerung.
»Die ‚Entsorgung‘ von Ökostrom kommt den Steuerzahler teuer zu stehen«
Die vertrackte Ausgangslage: Grüner Strom ist von Wetter und Tageszeiten abhängig und lässt sich kaum speichern. Weil die Erzeugung häufig nicht dort stattfindet, wo die Elektrizität benötigt wird, bedarf es darüber hinaus intelligenter Verteil- und Übertragungsnetze. Die absurde Folge der Energiewende deutscher Prägung: Seit der von Rotgrün verfügten Abschaltung der verbliebenen Atommeiler im April importiert Deutschland mehr Strom, als es exportiert. Grotesker noch: Oft stammt der Strom ausgerechnet aus Staaten, die auf Kern- und Kohlekraft setzen.
Selbst, wenn die Sonne strahlt und genügend Wind weht, zeigt unser mit der Brechstange erzwungenes System gravierende Lücken. Zwar fließt dann der Strom emissionsfrei und kostengünstig. Doch dies geschieht bisweilen in einem so hohen Maß, dass die Anlagen gegen Entschädigungen heruntergefahren werden müssen und der überschüssige Strom ins Ausland geliefert werden muss, um die hiesigen Netze nicht zu überlasten.
Der Clou: Die Übermengen fließen zu Niedrigpreisen jenseits der Grenzen, teilweise wird die Elektrizität gar verschenkt. Besonders bizarr wird es, wenn Deutschland sogar eine Abnahmegebühr zahlt, damit es seinen Strom loswird. Die Fachwelt spricht dann euphemistisch von „negativen Preisen“. An windschwachen Tagen kauft Deutschland genau diesen Strom zu deutlich höheren Preisen wieder zurück. „Die ‚Entsorgung‘ von Ökostrom kommt den Steuerzahler teuer zu stehen“, bringt FDP-Politiker Dürr diesen Irrsinn auf den Punkt.
»Die Abschaltung der Anlagen wird nicht vom Markt, sondern planwirtschaftlich gesteuert«
Laut dem Portal „Strommarktdaten, Stromhandel und Stromerzeugung in Deutschland“ (SMARD) lag der mittlere Exportpreis im zweiten Quartal bei 74 Euro je Megawattstunde, für den Import waren 102 Euro fällig. Bei einem Einfuhrüberschuss von acht Millionen Megawattstunden kam so einiges zusammen.
Ebenfalls kostspielig: Die Versorger erhalten für das Abschalten eine Vergütung. Die Bundesnetzagentur beziffert diese Zahlungen, für die die Stromkunden über die Netzentgelte aufkommen müssen, für das vergangene Jahr auf 900 Millionen Euro. Unter dem Strich beläuft sich der Aufwand für das Netzengpassmanagement laut Dürr auf 4,2 Milliarden Euro. Die Abschaltung der Anlagen werde nicht vom Markt, sondern planwirtschaftlich gesteuert, moniert er.
Angesichts der völlig verkorksten und stümperhaften Energiepolitik verwundert kaum, dass Deutschland zusammen mit Dänemark um Platz 1 bei den höchsten Strompreisen in Europa ringt. Erst in dieser Woche einigte sich die Bundesregierung auf ein Maßnahmenpaket gegen die hohen Strompreise für die Industrie. Laut der Ampelkoalition sollen sich die Entlastungen allein im kommenden Jahr auf bis zu zwölf Milliarden Euro summieren. Kurzum: Dieses System ist ein Milliardengrab – und es gibt keine Aussicht auf ein Ende, solange Rotgrün am Ruder ist.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Shuttesrtock