Die Beißhemmung unserer Medien gegen Linksextreme

Liest man in diesen Tagen Nachrichten, muss man selbst nachrecherchieren – sonst ist man sehr schnell auf dem Holzweg. Stöberte man etwa am Samstag morgen beim Tagesspiegel oder auf der Internet-Seite des gebührenfinanzierten RBB, kam man zu dem Schluss, dass im Berliner Problemkiez Neukölln vor allem Rechtsextreme das Problem sind. Zitat aus dem Tagesspiegel: „Unbekannte Täter haben in Berlin Neukölln erneut mehrere Lokale und ein Gebäude mit rechtsextremen Symbolen beschmiert. Betroffen sind unter anderem eine Kneipe sowie ein Imbiss in der Wildenbruchstraße. Außerdem mit einem Hakenkreuz sowie dem Schriftzug „SS“ beschmiert wurde der Hausflur eines Wohngebäudes in der zuletzt immer wieder von rechtsextremen Anschlägen heimgesuchten Straße.“

Ähnlich der Tenor im RBB und anderen Medien: „In der Wildenbruchstraße in Berlin-Neukölln haben Unbekannte in der Nacht zu Freitag Läden mit NS-Symbolen besprüht. Mit roter Farbe sprühten Täter SS-Runen an das Café K-Fetisch und einen ehemaligen Burger-Laden. Schon im Dezember waren beide Lokale mit Nazi-Symbolen beschmiert worden.“

Hier werden Ross und Reiter klar bekannt. Und das ist gut so. Allerdings wäre es auch gut, wenn dies bei linksextremen Straftaten ebenso geschehen würde. Ganz anders fiel die Medien-Reaktion jedoch bei den heftigen Ausschreitungen von heute Nacht im gleichen Problemkiez durch die Antifa aus, bei denen nicht Schmierereien das Problem waren, sondern massive Verwüstungen (Video siehe hier). Über die wird nur ganz wenig berichtet. Und da, wo etwas darüber erscheint, wird der linksextreme Tenor der Gewalttaten teilweise verschämt verschleiert. Etwa dadurch, dass er weder in der Überschrift noch im Vorspann erwähnt wird, sondern erst im Artikel – zu dem sich heute viele gar nicht mehr durchklicken. Statt von „Antifa“ oder „Linksextremen“ ist in manchen Überschriften verharmlosend von „Randalieren“ die Rede.

Sucht man bei Google Nachrichten des öffentlich-rechtlichen RBB zu Neukölln, kommt gar nichts zu den linksextremen Verwüstungen – bzw. es ist nur von „Unbekannten, die randalieren“ die Rede (Stand 13.30). Genauso wenig zu finden ist via google bei der ARD, also bei tagesschau.de, beim ZDF oder dem Deutschlandfunk. Erstaunlich, denn die Rundfunkgebühren werden ja mit der Grundversorgung gerechtfertigt.

Bleibt zu hoffen, dass die öffentlich-rechtlichen und die anderen Medien einfach nur langsam sind, aber nicht bewußt schweigen. Mit der Google-Nachrichten-Suche nach „Antifa“ und „Neukölln“ kommt man jedenfalls am Tag danach um 13.30 Uhr auf nur fünf Berichte über die massiven Ausschreitungen in der Hauptstadt. Man stelle sich vor, Rechtsextreme hätten eine Spur der Verwüstung hinterlassen in Berlin – das Thema wäre massiv in den Schlagzeilen, keiner könnte es übersehen. Und zwar völlig zurecht. Aber bei Linksextremen scheint mediale Beißhemmung zu herrschen. Gäbe es die sozialen Medien nicht – die meisten würden nichts erfahren von den Randalen. So aber kommen die traditionellen Medien wenigstens unter Druck – und höffentlich müssen sie im Laufe des Tages noch nachziehen.

Geht man auf die Internetseite der Pressestelle der Berliner Polizei, findet man gar nichts zu den Ausschreitungen in der Nacht (Stand: 13 Uhr, siehe hier). Erstaunlich, wo das Ausmaß doch recht groß scheint, und schon einige Zeit vergangen ist.

Sieht man sich dagegen auf diversen Seiten in den sozialen Netzwerken um, die mit der Antifa sympathisieren, spürt man da einen regelrechten Stolz auf die Krawalle.

Bemerkenswert, dass noch vor ein paar Tagen eine regelrechte Sympathie-Welle für die Antifa durch Politik und Medien schwappte, nachdem US-Präsident Trump angekündigt hatte, sie zur Terrororganisation zu erklären. Unter anderem hatte auch SPD-Chefin Saskia Esken sich auf twitter zur Antifa bekannt: „58 Jahre und selbstverständlich #Antifa.“ Eine feine Gesellschaft! Noch am Tag vor den Krawallen brachte der Tagesspiegel die Überschrift. „Demonstranten sagen auch in Berlin „Nein zu Rassismus“. Vielleicht sollten die Kollegen einmal ihre „Haltung“ überdenken.


Bilder: Montecruz Foto/flickr.com(CC BY-SA 2.0

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