Es herrscht Krieg in Europa, im Winter rät die Regierung zum Frieren, wie sie die Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen sicherstellen will, ist ebenso ein Rätsel wie die Frage, wie mit Mini-Zinsen und beim Dauer-Drucken von Geld die Inflationsbekämpfung gelingen soll. In diesen aufregenden Zeiten behält die Bundesregierung den Fokus und konzentriert sich auf die wirklich wichtigen Dinge: „Ampel stellt Plan für Selbstbestimmungsgesetz vor: Menschen sollen ihr Geschlecht leichter ändern können“, titelt triumphierend die „Bild„.
Wenn das mal keine gute Nachricht ist! Stellen Sie sich vor, wie massiv die Menschenrechte bisher in der Bundesrepublik dadurch unterdrückt waren, dass man nicht einfach so vom Mann zur Frau und von der Frau zum Mann werden konnte. Fühlten Sie sich dadurch nicht auch schon immer unterdrückt? Und schwer diskriminiert?
Die „Bild“ schreibt weiter: „Jeder erwachsene Mensch in Deutschland soll sein Geschlecht und seinen Vornamen künftig selbst festlegen und in einem einfachen Verfahren beim Standesamt ändern können. Die äußere Erscheinung solle dabei keine Rolle spielen.“ Endlich! Denn: „Welches Geschlecht ein Mensch hat, kann kein Arzt von außen attestieren“, hatte ja erst kürzlich Sven Lehmann festgestellt. Der muss es wissen, denn er ist Queer-Beauftragter der Bundesregierung (was für ein Segen, dass es dieses Amt endlich gibt – nicht vorzustellen, wie die Bundesrepublik es mehr als 70 Jahre ohne aushielt).
Die Bild beschreibt die segensreiche Änderung im Details wie folgt: „Wenn die Neuregelung so wie geplant umgesetzt wird, ist bei der Frage des Geschlechtseintrags und der Vornamen künftig unerheblich, ob es sich um einen transgeschlechtlichen, nicht-binären oder intergeschlechtlichen Menschen handelt. Gutachten zur sexuellen Identität oder ein ärztliches Attest sollen als Voraussetzung für eine Änderung nicht verlangt werden.“
Für Kinder unter 14 Jahren können demnach künftig die Sorgeberechtigten die Änderungserklärung beim Standesamt abgeben. Ist das nicht wunderbar? Endlich hört die Diskriminierung derjenigen auf, die sich einen Jungen oder ein Mädchen gewünscht haben, aber benachteiligt wurden dadurch, dass sie ein Kind mit anderem Geschlecht bekommen haben. Jetzt reicht ein Gang zum Standesamt, und ihnen widerfährt Gerechtigkeit. Ab 14 Jahren darf die Erklärung beim Standesamt selbst abgegeben werden. Die Zustimmung der Eltern ist zwar erforderlich, aber die können die Familiengerichte ersetzen. Die haben ja sonst nichts zu tun.
Auf die Frage, was mit Frauen sei, die sich in der Sauna oder in der Umkleide beim Sport womöglich unsicher fühlten, wenn Menschen, die bisher Männer waren, diese Räume betreten, antwortete Familienministerin Lisa Paus (Grüne) laut Bild: „Transfrauen sind Frauen, und deswegen sehe ich da jetzt keinen weiteren Erörterungsbedarf.“
Klar! Das wäre ja noch schöner, wenn man irgendetwas erörtern müsste! Wo kämen wir da hin! Wer sich als Frau nicht wohl fühlt, weil plötzlich jemand mit dem Äußeren eines Mannes in die Damensauna oder die Damenumkleide kommt, ist queerfeindlich, also rassistisch, also Nazi! Wo kämen wir da hin!
Auch in die Gefängnisse kommt endlich mehr Leben! Hand aufs Herz: Wird nicht mancher Mann gerne sein Geschlecht per Erklärung ändern und dann ins Frauengefängnis kommen? Auch da besteht sicher kein Erörterungsbedarf in den Augen von Lisa Paus. Wo kämen wir da auch hin, wenn politische Entscheidungen erörtert würden.
Wenn Sie als Mann in den Bundestag wollen oder in einen Vorstand eines Unternehmens, können Sie jetzt endlich Ihre Chancen erhöhen, indem sie sich zur Frau erklären, und dann die Frauenquote nutzen.
Auch ins Frauenhaus muss man(n) jetzt dürfen – alles andere wäre Diskriminierung.
Auch die Bibel muss nun endlich umgeschrieben werden. Da steht doch tatsächlich: „Gott schuf den Menschen als Mann oder Frau.“ Von Wechseln ist da keine Rede! Das ist queerfeindlich und geht natürlich gar nicht!
Und was ist mit denen, die sich nicht entscheiden können? Die sowohl Mann als auch Frau sein wollen? Werden die nicht diskriminiert durch den Zwang, sich überhaupt zu entscheiden? Müsste man es nicht erlauben, um richtig „woke“ zu sein, dass jedermann auch Mann UND Frau sein darf? Also etwa mit dem Passeintrag: m&w?
Ist der Reitschuster übergeschnappt, werden Sie sich jetzt fragen? Nein. Aber er ist kurz davor. Und er würde sicher überschnappen, wenn er sich gegen diesen Irrsinn nicht mit der wirksamsten Waffe wehren würde, die der menschliche Intellekt hervorgebracht hat: mit bissiger Ironie.
Humor ist, frei nach Freud, die Möglichkeit, das Unmögliche halbwegs erträglich zu machen.
Wir leben auf einem Narrenschiff. Genauer gesagt: Unter der Regierung eines Narrenschiffes.
Das Erwachen in der Realität wird bitter werden. Und schmerzlich.
Und dann werden wieder alle nichts gewusst haben.
Bild: Boris Reitschuster
Text: br