Frieren für Ideologie: „Deutschland hat fertig“ Wärmehallen für Arme statt Atomkraft

Alternativlos. Einzelfall. Wir haben alles richtig gemacht.
Deutschland hat fertig. Flasche leer.

Mit diesem sarkastischen Kommentar weckte mich heute ein alter, guter Freund, Unternehmer und kritischer Kopf. Anlass für seinen Schmerzensschrei war ein Artikel aus der „Bild“, den er als Link beifügte. Der Titel: „Wenn bei Gasmangel die Wohnung kalt bleibt: Städte bereiten Hallen für Arme und Alte vor“.

In dem Text heißt es: „Immer mehr Städte bilden deshalb aktuell Krisenstäbe und entwickeln Notfallpläne. Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) plant sogar, Hallen einzurichten, in denen sich Bürger aufwärmen können, die sich das Heizen nicht mehr leisten können.“ Und weiter: „Die Mehrzweckhalle, in der bisher Sportveranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte stattfanden, wurde in der Corona-Pandemie bereits als Impfzentrum genutzt. Statt Spritzen wird es dort künftig kostenlos Wärme geben.“

Auch Neustadt, Frankenthal und Landau haben dem Text zufolge Notfallpläne – sie wollen „Wärmeinseln“ errichten. Die Energiesparpläne gehen bis hin zum Abschalten der Beleuchtung für öffentliche Gebäude oder von Ampeln, mindestens nachts. Bereits kürzlich hatte ich berichtet von einer Warmwasser-Rationierung in Sachsen und Versuchen, den Deutschen eine „Duschscham“ einzureden.

Offen gestanden geht es mir wie meinem Freund. Ich komme mir vor wie in einem Irrenhaus. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und der einst wirtschaftsliberalen FDP verhindert, dass die letzten Atomkraftwerke doch noch weiterbetrieben werden. Das ist nichts anderes als ein regierungsamtlich verordnetes Frieren für die Ideologie. Und darüber hinaus dreiste Heuchelei: Denn Deutschland kauft munter Atomstrom von seinen Nachbarn auf. Wo die Kernkraftwerke laut Kritikern weniger hohen Sicherheitsstandards genügen als die deutschen, die vom Netz gehen müssen bzw. mussten.

Damit ja kein Rückfall von der Ideologie zur Vernunft stattfinden kann, wurden etwa am Atomkraftwerk Philippsburg 2020 die Kühltürme gesprengt. Der rotgrüne Kampf gegen die Realität hat in der Bundesrepublik fast schon die Züge von religiösem Fanatismus. Dass die Regierung bereit ist, die Menschen frieren zu lassen, nur um nicht vom reinen Glauben abzufallen, ist an Arroganz und Weltentrücktheit kaum zu überbieten. Wenn man noch dazu berücksichtigt, dass die gut ausgestatteten Verzichtprediger selbst im Warmen sitzen (und auch noch prunkvoll feiern wie gerade Christian Lindner), ist es geradezu obszön. Und erinnert an die Entrücktheit der politischen Eliten im Sozialismus – die diesen wesentlich mit zum Fall gebracht hat.

Die Ampel hat sich der Transformation der Gesellschaft verschrieben – faktisch ist es nichts anderes als ein Kampf gegen die Realität: Selbst das Geschlecht soll man künftig jährlich problemlos wechseln können, der Strom hat gefügig zu sein und aus Wind und Sonne zu kommen, die Sprache muss sich politischer Korrektheit beugen, ebenso Firmen, bei denen die öffentliche Zurschaustellung von „Wokeness“ und richtiger „Haltung“ über das Funktionieren des Geschäftsbetriebs geht – wie aktuell bei der Lufthansa zu bewundern ist. Die in Jahrzehnten von unseren Vätern und Großvätern hart erarbeitete Basis unseres Wohlstandes wird von den verwöhnten Enkeln und Urenkeln pulverisiert – aber wenigstens dürfen sie sich dabei als Retter der Welt fühlen. Noch.

Ideologische Prioritäten

Die Inflation galoppiert, die einfachen Menschen stöhnen unter den steigenden Preisen und der weltweit fast „konkurrenzlosen“ Abgabenlast, auch durch absurde, wirklichkeitsfremde Projekte wie die „Energiewende“, die Regierung bläht sich derweil selbst auf und schafft Posten wie einen „Queerbeauftragten“ und gibt mehr als eine Milliarde für einen „Kampf gegen rechts“ aus, der nichts anderes ist als eine Bekämpfung Andersdenkender. Im Elfenbeinturm ist man beschäftigt mit dem Anbringen von Regenbogenfahnen und der Förderung von Gender-Studies zum Nachweis, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.

Deutschland galt einst als eines der bestorganisierten Länder der Welt. Aus dem Ausland blickte man mit Neid auf die Bundesrepublik. Der ist heute verwundertem Staunen gewichen, Kopfschütteln und Mitleid.

„Nichts an dieser Krise ist unvermeidbar“, schreibt Jan Schoenmakers in einer ebenso erschütternden wie kompetenten Bilanz im Cicero: „Ob Atomausstieg oder der Ausstieg aus dem Verbrenner, ob Sanktionen gegen Russland oder die politische Blockade alternativer Brennstoffe, ob ungeschickte öffentliche Beschaffungsversuche oder eine irrlichternde Kommunikation, die Vertrauen in den Märkten zerstört: All das sind politisch gewählte Schritte, die jederzeit geändert werden könnten. Schritte, die künstliche Knappheit erzeugen, die Märkte in Panik versetzen und Preise in Höhen treiben, die unsere Volkswirtschaft im Rekordtempo erdrücken.“

Guido Westerwelle diagnostizierte einst als FDP-Chef spätrömische Dekadenz. Er hat untertrieben. Während das späte Rom vor sich hin trudelte in den Abgrund, wird dieser Weg bei uns mit einer schier unbändigen, unterschwelligen (Selbst-)Zerstörungswut forciert.

Leider, leider hat mein Freund Recht:

Deutschland hat fertig.

Dass die Katastrophe alternativlos ist, wie er schreibt, stimmt leider auch. Zwar nur solange, wie sich eine Mehrheit der Menschen durch den polit-medialen Komplex in einem politischen Tiefschlaf sedieren und/oder mit rosa Brille irreführen lässt. Aber es muss wohl leider erst ganz, ganz schlimm werden, bevor es zu einem Aufwachen kommt.

Dann wird es zu spät sein.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
Bild: Shutterstock
Text: br

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