Ex-Messdiener Maas auf Jesus Spuren? Was hinter dem vermeintlichen Quarantäne-Wunder steckt...

Böse Zungen behaupten, unser Bundesaußenminister sei zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen. Solche gemeinen Unterstellungen seien hier schon aus Gründen des journalistischen Anstands entschieden zurückzuweisen. Zumal es zumindest für einen Moment den Anschein hatte, dass der wackere Sozialdemokrat, der liebend gerne Politiker in aller Welt darauf hinweist, wie sie sich richtig zu verhalten haben (was bei denen sicher reihenweise Angstschweiß auslöst), wenigstens den ersten Punkt des bösen Spruches erfüllt. Auf beeindruckende Weise. Doch auch das entpuppte sich als Luftnummer.

Aber der Reihe nach. Am 24. September vermeldete unsere offiziöse Presseagentur dpa, für die ich früher gerne und stolz arbeitete, die aber immer mehr zum Verlautbarungsorgan des Zeitgeists und der Regierungspolitik wurde: „Maas und Altmaier nach möglichen Kontakten in Quarantäne“. Und weiter: „Das Coronavirus hat die Spitzen des Außenministeriums und der Wirtschaftsbehörde in Berlin vorerst in Quarantäne gesetzt. Außenminister Maas und sein Wirtschaftskollege Altmaier müssen nach möglichen Kontakten mit Infizierten vorerst im Homeoffice arbeiten.“

Und jetzt das! Fünf Tage nach der Meldung, dass Maas in Quarantäne ist, titelt die Berliner „B.Z.“: „Heiko Maas verliert Kreditkarte in Berliner Supermarkt.“ Wohlgemerkt in der Gegenwartsform. Weiter heißt es in dem Artikel: „Ein Supermarktverkäufer aus dem Rewe an der Königin-Luise-Straße (Dahlem) fand die Karte – und die Polizei kümmerte sich offensichtlich sehr intensiv darum, dass das kleine Stück Plastik wieder schnell den Weg zu ihrem Besitzer findet. Eine enge Mitarbeiterin bedankte sich deshalb in einem offiziellen Schreiben an die Polizeipräsidentin für die freundliche Rückgabe. Zwei Polizisten des Abschnitts 45 in Steglitz „haben großen Einsatz im Fall der verlorenen Kreditkarte des Ministers gezeigt“, heißt es in dem Brief vom Auswärtigen Amt.“ Die Zusammenarbeit sei „sehr angenehm, zuvorkommend und ergebnisorientiert“ gewesen.

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Die Polizei – dein Freund und Helfer. Mit Zustellservice. Für den Minister. Ob der normale vergessliche Supermarkt-Kunde auch mit so einem amtlichen Service rechnen kann? Das Datum des Kreditkarten-Verlusts des Ministers gibt die B.Z. nicht an. Auch auf einem Dankschreiben aus Maas Ministerium, das im Internet kursiert, sind alle Daten fein säuberlich unkenntlich gemacht. Im Internet hagelte es sofort Spott und Häme über den vermeintlichen Quarantäne-Bruch des Sozialdemokraten. Negatives Denken, sagte ich mir. Und versuchte, das Positive zu sehen: Denn würde es Maas tatsächlich schaffen, trotz heimischer Quarantäne im Supermarkt seine Kreditkarte zu vergessen, würde das an biblische Wunder erinnern: Es wäre fast in einer Reihe zu sehen mit der unbefleckten Empfängnis („unbeflecktes Einkaufen in Isolation“), dem Laufen über das Wasser, der Bändigung eines Sturms auf dem See Genezareth oder der Speisung von Tausenden mit sieben Broten und sieben Fischen.

Heiko Maas, der ehemalige Messdiener, auf den Fußstapfen von Jesus? Ich war kurz davor, meine kritische Einstellung zu ihm grundlegend zu revidieren. Und dann das! Mit etwas Recherche im Internet zerplatzte die vermeintliche Internet-Sensation wie eine Seifenblase: „Maas verlor die Karte Ende Juli, hat also nicht gegen seine Corona-Quarantäne verstoßen, hieß es.“ – so steht es  in der Saarbrücker Zeitung. Die ist das Heimatblatt des Ministers. Muss die es also nicht wissen?

Glaubt man der Zeitung, und an die zweimonatige Verspätung, ist Maas also vom Verdacht, ein Corona-Muffel zu sein, befreit. Ganz anders dagegen seine SPD-Genossen in Köln, die auf ihrer Wahlparty am Sonntag ohne Masken und ohne Mindestabstände zusammen kamen – so als gebe es weder das Virus noch die Einschränkungen. Fragen über Fragen, wie so oft in dieser Zeit.


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Bild: Alexandros Michailidis/Shutterstock

Text: br


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