„In einen Tunnel geraten“

Der Fall Beate Bahner sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Die Heidelberger Rechtsanwältin hat vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einen Eilantrag gegen die Corona-Maßnahmen gestellt und zu Demonstrationen gegen diese aufgerufen. Der Antrag wurde abgelehnt, gegen die Juristin Ermittlungen durch den Staatsschutz eingeleitet, und am Wochenende wurde sie von der Polizei zwangsweise in die Psychiatrie gebracht die sie zwischenzeitlich verlassen konnte (alle Details finden sie in meinem Beitrag hier).

Auf meine Berichte hin hat sich nun bei mir eine Person gemeldet, die mit der Anwältin direkt und auch mit ihrem Umfeld regelmäßig in Kontakt steht und auch die Vorgeschichte so aus erster Hand kennt. Der Informant (m/w) möchte aus verständlichen Gründen anonym bleiben, aber seine Glaubwürdigkeit ist gegeben und auch dokumentarisch belegt, und seine Schilderungen sind so schlüssig und auch interessant, dass ich sie gerne wiedergebe.

Laut dem Informanten (m/w) ist Beate Bahner eine erfolgreiche Heidelberger Rechtsanwältin, die bisher immer mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität stand und auch im Kollegen- und Freundeskreis geschätzt und geachtet war.

Mit Beginn der Corona-Krise habe sich Beate Bahner in diese hineingesteigert. Sie hatte zunächst eine Klage vor dem Baden-Württembergischen Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eingereicht. Vorher hatte sie auf ihrer Internet-Seite zu Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen aufgerufen – dabei allerdings auch gefordert, dass alle, die ihrem Aufruf folgen, solche Demonstrationen vorher bei der zuständigen Polizei anmelden – was in den meisten Berichten unterschlagen werde, so der Informant.

Da Demonstrationen derzeit aufgrund der Corona-Maßnahmen verboten sind, begann der Staatsschutz der Polizei Ermittlungen. Polizisten erschienen in Bahners Kanzlei und veranlassten, dass ihre Internetseite vom Netz genommen wurde. Der Besuch der Polizisten schockierte die Anwältin offenbar. Sie bekam Angst, festgenommen zu werden, und änderte ihre Pläne: Statt eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim abzuwarten, wie ursprünglich beabsichtigt, fuhr sie demnach schnurstracks nach Karlsruhe zum Bundesverfassungsgericht, wo sie bereits zuvor mehrfach erfolgreich geklagt hatte.

Aus dieser Angst vor einer Festnahme heraus habe Bahner offenbar zum einen den Instanzenweg übersprungen, und auch die Klage in Karlsruhe sofort und übereilt in einem Zustand eingereicht, der noch unfertig war, weil sie ursprünglich noch mehrere Tage an dem Schriftsatz arbeiten wollte.

Bahner habe sich immer weiter in das Thema Corona und die Überzeugung, dass alles eine Verschwörung sei, hineingesteigert, so der Informant. Versuche ihres Umfelds, sie zu mäßigen, insbesondere sie davon zu überzeugen, den Vergleich mit dem Holocaust aus dem Schriftsatz heraus zu nehmen, schlugen fehl. Zitat: „Es wirkte so, als sei sie plötzlich in einem Tunnel, sie war kaum wieder zu erkennen“. Bahner beklagte unter anderem, dass ein Polizeihubschrauber sie verfolge; Tatsache ist, dass ein Hubschrauber mehrfach über Heidelberg kreiste, aber wohl kaum wegen Bahner.

Bei der Situation, die zu ihrer Festsetzung durch die Polizei führte, habe Bahner offenbar die Nerven verloren und sei zu der falschen Überzeugung gelangt, ein wartendes Auto lauere ihr auf. Sie lief demzufolge verwirrt auf die Straße, hielt andere Autofahrer an, bat die, die Polizei zu rufen – was die dann auch taten; die herbeigerufenen Beamten setzten Bahner fest.

So wie der Informant die Situation schildert, auch mit weiteren Quellen, die hier aus Gründen des Quellenschutzes nicht benannt werden können, spricht Einiges dafür, dass die Polizei in diesem Moment tatsächlich von einer Verwirrung Bahners ausgehen musste und gute Gründe hatte, sie mitzunehmen.

Bahner selbst trat am Mittwoch nach ihrer Vernehmung vor das Heidelberger Polizeipräsidium vor rund 200 Unterstützer, die extra gekommen waren (ausführlicher Bericht hier, sowie eine ihrem Aufritt sehr ähnliche Erklärung auf ihrer Homepage hier): Sie spricht dabei in beißender, sarkastischer Ironie, die teilweise kaum als solche zu erkennen ist – so zumindest mein Eindruck, während Kollegen ihre Aussage für bare Münze nehmen (etwa hier). Jeder kann sich selbst ein Bild machen und dann ein Urteil fällen (Link zum Video). Unter anderem sagt Bahner – und meint in meinen Augen damit genau das Gegenteil, dass sie sich bei der Polizei entschuldigt habe. Ihre Verletzungen an Kopf und Knie würden von einem Fahrradsturz stammen, den sie »besoffen« verursacht habe. Auch dieser Auftritt Bahners und die Art ihrer Ironie bzw. des Sarkasmus deuten in meines Erachtens auf eine enorme emotionale Ausnahmesituation hin.

Der Informant kommentiert den Auftritt wie folgt: „In dem Video spielt Beate Bahner mit den Leuten und der Polizei ein Spiel. Um eine klare Aussage, ob ihre verzweifelte Sprachnachricht aus der Psychiatrie echt ist oder nicht, mogelt sie sich herum. Ich denke, die Nachricht ist ihr inzwischen peinlich. Alle, die sie kennen, sind sich sicher, dass die Nachricht authentisch ist, also von ihr stammt. Sie hat auch tatsächlich eine Schwester.“ 

Auf Bahners Website ist zu lesen (offenbar von ihr selbst über sich in der dritten Person geschrieben):  „Anwaltliche Vertretung: Beate Bahner benötigt keine anwaltliche Vertretung, nachdem nahezu die gesamte Anwaltschaft und nahezu die gesamte Justiz seit zwei Wochen in ganzer Hinsicht versagt und damit zur Abschaffung des Rechtsstaats und zur blitzschnellen Etablierung des monströsesten und ungeheuerlichsten Unrechtsregimes beigetragen haben, das die Welt je gesehen hat.“ Ein Leser kommentierte das wie folgt: Meiner Ansicht nach sind die Grundrechtseingriffe wirklich ,nicht ohne´, nur klingt der letzte Satz absolut nicht nach einer klar denkenden Juristin. Da schießt sie doch – gelinde gesagt – erheblich übers Ziel hinaus.“

Folgt man der sehr glaubhaften Darstellung des Informanten, dessen einziges Motiv es offensichtlich ist, die Dinge etwas zurecht zu rücken, handelt es sich bei dem „Fall Bahner“ um eine menschliche Tragödie, die ohne Corona wohl nie passiert wäre: Eine erfolgreiche, hoch angesehene Anwältin steigert sich aufgrund der Corona-Maßnahmen im Allgemeinen, der großen Aufmerksamkeit und Zustimmung von vielen (Bahner spricht von Tausenden Mails) auf ihre Klage dagegen sowie des polizeilichen Vorgehens gegen sie im Besonderen derart emotional in das Thema hinein, dass sie offenbar in eine völlige psychische Ausnahmesituation gerät.

„Ich bin überzeugt, wenn sie sich wieder beruhigt, wird ihr das Ganze, was da passiert ist, sehr unangenehm sein“, sagt der Informant. Allerdings, so befürchte er und andere aus dem Umfeld der Anwältin, habe sich diese so in die Sache hinein gesteigert, dass es vorerst für sie keinen Weg zurück in die Vor-Corona-Mentalität gibt. Darauf deuteten auch neue Aussagen von Bahner gegenüber ihrem Umfeld hin.


Bild: Screenshot Youtube RNZ

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