Von Kai Rebmann
Es war DAS Narrativ, das die sogenannte „Pandemie“ überhaupt erst möglich gemacht hat: der angeblich drohende Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Deutschland. Millionen Schüler wurden um ihre Bildungschancen gebracht, Alte und Kranke mussten in völliger Einsamkeit sterben und ganzen Branchen wurde die Existenzgrundlage entzogen. Und jetzt das: Eine Überlastung der Krankenhäuser hat es nie gegeben, sondern das Gegenteil war der Fall!
Nicht, dass es sich dabei um eine neue Erkenntnis handeln würde, reitschuster.de berichtet darüber schon seit mindestens eineinhalb Jahren. Selbst Corona-Minister Karl Lauterbach musste in dieser Hinsicht bereits zurückrudern und eine zumindest fahrlässige Irreführung der Öffentlichkeit einräumen. Das Bemerkenswerte aber ist, dass sich der Wind inzwischen auch bei den Hofberichterstattern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu drehen beginnt. In diesem Fall beim NDR.
Ende vergangener Woche verabschiedete sich der „Coronavirus-Blog“ der Anstalt in eine „kleine Pause“ – und zwar mit einem Paukenschlag. Ganz entgegen der sonstigen Gewohnheiten wurde die Nachricht auch nicht im Kleingedruckten versteckt. In dicken Lettern stand da ganz oben zu lesen: „SH: Im Jahr 2021 deutlich weniger Intensivbehandlungen als vor Corona!“
Weniger Intensivbetten und geringere Auslastung
Nanu, was ist denn beim NDR auf einmal los? Offenbar waren die vom Statistikamt Nord für Schleswig-Holstein übermittelten Daten zu entlarvend, als dass man sie noch irgendwie in ein vorgegebenes Narrativ hätte zwingen können. Im Jahr 2021 habe es im Norden rund 50.600 Intensivbehandlungen gegeben und damit noch einmal „sieben Prozent weniger als im ersten Corona-Jahr 2020.“ Damals hatte es bereits ein bundesweites Allzeittief auf den Intensivstationen deutscher Krankenhäuser gegeben. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ist die Zahl dieser Behandlungen in Schleswig-Holstein sogar um 18 Prozent zurückgegangen.
Das Statistikamt Nord wird aber noch deutlicher: Die Auslastung auf den Intensivstationen lag im Jahr 2021 bei gerade einmal 67 Prozent – und das, obwohl die Zahl der Betten im Vergleich zum Vorjahr „im Jahresdurchschnitt auf 848“ leicht zurückgegangen sei. Sowohl der Abbau von Betten als auch eine vergleichsweise geringe Auslastung der Intensivstationen sind inmitten einer „Pandemie“ beides für sich genommen schon bemerkenswert. Aber wenn beides auch noch zusammenkommt?
Warum fehlen Daten aus Deutschland?
Eine Überlastung des Gesundheitssystems in Deutschland haben die Corona-Maßnahmen also nicht verhindert – weil sie das erstens gar nicht mussten und zweitens im Ernstfall wohl auch gar nicht hätten leisten können. Dafür spricht, dass die „Pandemie“ völlig unabhängig von den ergriffenen Maßnahmen selbst in unmittelbar benachbarten Regionen einen nahezu identischen Verlauf genommen hat. Haben sich Schulschließungen, Masken und Kontaktverbote dann aber wenigstens in anderer Hinsicht positiv ausgewirkt?
Auch hier ist das Gegenteil der Fall, wie jetzt durch aktuelle Zahlen des Nationalen Statistikamts aus England (ONS) erneut untermauert wird. Die folgende Erhebung berücksichtigt zwar nur die Entwicklung bis zum Sommer 2022, wurde aber erst vor wenigen Wochen im Dezember 2022 veröffentlicht, sodass es sich um eine der besten derzeit verfügbaren Grundlagen handelt.
Das ONS vergleicht in dieser Auswertung die nach Alter standardisierte Übersterblichkeit in mehreren europäischen Städten und zwar unabhängig von der jeweils diagnostizierten Todesursache. An und mit Corona spielt in diesem Zusammenhang also keine Rolle. Was sofort auffällt: Unter knapp zwei Dutzend Städten befindet sich keine einzige deutsche Stadt. Fakt ist hingegen: Im Dezember 2022 lag die Übersterblichkeit in Deutschland bei atemberaubenden 37 Prozent. Wurden die Daten – von wem auch immer – dem ONS also ganz bewusst vorenthalten?
Untersterblichkeit in Schweden, Übersterblichkeit im Rest Europas
Insgesamt gab es Ende Juli 2022 in Europa sieben Städte mit einer seit Anfang 2020 aufsummierten Untersterblichkeit, darunter alle vier bis zu diesem Zeitpunkt der Auswertung noch berücksichtigten Städte aus Skandinavien, einschließlich Island und Finnland: Helsinki (minus 0,9), Stockholm (minus 2,5), Reykjavik (minus 3,4) und Kopenhagen (minus 6,6). Dazu kommen als „Ausreißer“ aus dem restlichen Europa noch Paris (minus 0,7), Zürich (minus 2,1) und Rom (minus 3,1).
Insbesondere Schweden geriet aufgrund seiner laxen Maßnahmen-Politik gerade zu Beginn der „Pandemie“ massiv ins Kreuzfeuer der Corona-Hardliner. Und tatsächlich mussten die Nordeuropäer in den ersten Monaten auch einen vergleichsweise hohen Preis bezahlen. Unter dem Strich aber – und das ist letztlich das Entscheidende – haben Schweden und seine Nachbarn in Skandinavien aber offensichtlich deutlich mehr richtig gemacht als der Rest Europas.
Die Tatsache, dass diese Schere zwischen Über- und Untersterblichkeit in bestimmten Ländern und Regionen gerade in der jüngeren Vergangenheit – also auch und insbesondere nach dem offiziellen Ende der „Pandemie“ – immer stärker auseinandergeht, bestätigt diese These umso mehr.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog. Bild: ShutterstockMehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de