Von Daniel Weinmann
Luisa Neubauer rief in Lützerath wieder einmal zum letzten Gefecht. Das Credo der deutschen Klimaschutz-Frontfrau: Deutschland kann alleine die Welt retten. Sollte an der studierten Geografin vorbeigegangen sein, dass es für das globale Klima vollkommen irrelevant ist, was mit dem nordrhein-westfälischen Dorf passiert? Denn rund um den Globus sind aktuell 1380 Kohlekraftwerke in Planung oder im Bau, die die bereits bestehenden Kapazitäten um ein Drittel erweitern werden. Viel wichtiger – und glaubwürdiger – wäre vor diesem Hintergrund eine Demonstration in Berlin, vor der chinesischen Botschaft.
Die Gewalt gegen die Polizisten – die im Auftrag der schwarz-grünen Landesregierung Nordrhein-Westfalens ihren Dienst tut – ist Neubauer kein Wort wert. „Allein die schiere Zahl der Polizisten ist eine Provokation, das steht in keinem Verhältnis“, tönte die Grüne stattdessen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass Neubauers „Fridays for Future“ im Bündnis „Lützerath unräumbar“ mit der militanten, vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestuften „Interventionistischen Linken“ zusammenarbeitet, die als gewaltbereit gilt.
„Ich fordere die Abgeordneten der Grünen, die in Lützerath vor Ort sind, und Luisa Neubauer auf, sich klar gegen diese Gewalt auszusprechen und bei Ausschreitungen ihre Demonstranten von gefährlichen Straftaten abzuhalten“, forderte CDU-Chef Friedrich Merz im „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND), „wer zuguckt, nichts sagt oder ermuntert, macht sich mit schuldig.“
»Mit der Arroganz angemaßten Halbwissens der Welt seinen Willen aufzwingen«
Die Wortführerin der deutschen Klimaschutz-Bewegung setzt sich stattdessen lieber mit gereckter Faust in Szene. „Kein Zufall, dass immer mehr Grüne den alten kommunistischen Kampfgruß zeigen. Wenn die Ziele, d.h. Abschaffung des Kapitalismus, identisch sind, dann ist auch der kommunistische Gruß folgerichtig“, twitterte der Historiker und Soziologe Rainer Zitelmann dazu.
Wie sich die kommunistische Selbstinszenierung mit dem Vermögen der Reemtsma-Erbin vereinbaren lässt, dass sich laut „Focus“ „angeblich auf rund 2,6 Millionen Euro“ beläuft, bleibt ihr Geheimnis. „Wie ist das so, wenn man mit ererbtem Reichtum, dessen Grundlage Zwangsarbeit im Dritten Reich und Zigaretten in der jungen BRD war, klimafreundlich durch die Welt jettet und mit der Arroganz angemaßten Halbwissens der Welt seinen Willen aufzwingen möchte?“, fragte kürzlich Unternehmensberater Markus Krall per Twitter.
Neubauers Verhältnis zur Gewalt wirft nicht nur angesichts Ihres Schweigens zu den Exzessen in Lützerath Fragen auf. „Und natürlich denken wir darüber nach, wie man eine Pipeline in die Luft jagen kann (die größte Rohöl-Pipeline der Welt)“, lautete im Juni 2022 ein Untertitel in einem Video von einer Tagung zur Zukunft der Demokratie (sic!) im dänischen Kopenhagen. Es habe sich um Ironie gehandelt, versuchte sie kurz darauf ihr eindeutiges Verhältnis zur Gewalt zu entkräften. „Jesus Maria, es ist ein Buch“, ließ sie ihre rund 430.000 Twitter-Follower wissen.
»Wir haben einige Sünden begangen, die sich in CO2 ausgezahlt haben«
Von den reichweitenstarken Medien wird die 26-Jährige fast durchweg verherrlicht. Mit dem stellvertretenden Chefredakteur der „Zeit“, Bernd Ulrich, schrieb sie das Buch mit dem vielsagenden Titel „Noch haben wir die Wahl“ – weil beide einer Meinung sind. „Wir haben einige Sünden begangen, die sich in CO2 ausgezahlt haben“, bekannte er einst im „Taz Talk“. Das „Time“-Magazin hat die grüne Hobby-Pianistin gar zu einer der „100 aufstrebenden Stars der Welt von morgen“ gekürt.
In den TV-Politshows ist sie omnipräsent wie sonst nur Karl Lauterbach. Nur bei „Hart aber fair“ wird sie künftig nicht ihre stets besonders betroffene Mimik präsentieren dürfen. Denn seit Anfang dieses Jahres hat dort ihr Lebensgefährte Louis Klamroth das Ruder übernommen, der kürzlich die Ökonomin Monika Schnitzer überkorrekt gendernd mit „Wirtschaftsweisin“ ansprach und damit gleich eine für ihn wegweisende Duftmarke setzte.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Andol, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons