Masken für Kinder: Nichts Genaues bekannt? Spahn-Sprecher zeigt sich auf Nachfrage wortkarg

Dem Bundesministerium für Gesundheit liegen keine wissenschaftlichen Studien vor, die sich mit den Auswirkungen von Masken-Tragen für Kinder befassen. Das sagte Ministeriumssprecher Sebastian Gülde heute auf meine Anfrage hin in der Bundespressekonferenz (anzusehen hier).

Gülde wich der Frage zunächst aus und berief sich auf Aussagen der medizinischen Fachgesellschaften, etwa für Kinder- und Jugendmedizin und für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Denen zufolge würden „keine Erkenntnisse dazu vorliegen, dass der Luftaustausch durch die Maske in irgendeiner Art und Weise behindert wird.“ Weiter sagte Gülde: „Insofern wurden auch diese Fake-News über angebliche Todesfälle“ von Kindern „in den Einzelfällen von den jeweiligen Polizeidienststellen bislang widerlegt“. Auf Nachfrage bzw. Nachhaken, ob es wissenschaftliche Studien gebe oder nicht und ob solche geplant seien, antwortete Gülde: „Für die wissenschaftliche Erforschung dieses Phänomens sind die jeweiligen Fachgesellschaften zuständig. Einzelstudien dazu könnte ich Ihnen jetzt nicht nennen. Gegebenenfalls kann ich sie nachreichen.“ Eine weitere Frage von mir war, wie es sein könne, dass beispielsweise Schüler wegen Kontakts zu einem Lehrer für zwei Wochen in Quarantäne müssen, trotz negativen Corona-Tests, während gleichzeitig etwa Spieler von Bayern München und Leipzig positiv getestet wurden und ihre Mannschaftskollegen weiter in der Bundesliga spielen. Da ich davon ausgehe, „dass dem Ministerium keine Erkenntnisse vorliegen, dass Fußballspieler weniger ansteckend seien als Schüler“, wollte ich wissen, wie das Ministerium von Jens Spahn hier die Gleichbehandlung in der Quarantäne sicherstellen wolle. Ministeriumssprecher Gülde antwortete, er könne nicht zu einzelnen Entscheidungen von Gesundheitsämtern Stellung nehmen, weil ihm diese nicht vorlägen. Insofern könne er auch zu den einzelnen Beweggründen nichts sagen. Die Gesundheitsämter würden im Einzelfall entscheiden und alles festlegen.

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Am Donnerstag reichte das Gesundheitsministerium noch folgende schriftliche Antwort an die Bundespressekonferenz nach: „Das BMG teilt auf die Frage, ob dem BMG Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Tragens von Mund-Nase-Bedeckungen bei Kindern vorlägen, mit: Uns sind keine Studien mit Hinweisen auf unerwünschte medizinische Wirkungen durch das Tragen von Mund-Nasenbedeckung/Mund-Nasenschutz bei sonst gesunden Kindern und Jugendlichen bekannt. Bei Kindern mit chronischen Erkrankungen sollte individuell der Rat der/des betreuenden Ärztin/Arztes eingeholt werden. s. auch Empfehlungen des DGKJ: https://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Meldungen_2020/200504_DGKJ_Maskenempfehlung_aktualisiert.pdf

Hier liegt in meinen Augen ein interessantes Framing vor: Meine Frage war ja nicht, ob „Studien mit Hinweisen auf unerwünschte medizinische Wirkungen durch das Tragen von Mund-Nasenbedeckung/Mund-Nasenschutz bei sonst gesunden Kindern und Jugendlichen“ vorliegen – sondern ob generell Studien vorliegen. Das ist ein großer Unterschied. Korrekt hätte die Antwort also dahingehend ergänzt werden müssen, dass auch keine Studien vorlägen, die eine Unbedenklichkeit bescheinigen.

Zuvor hatte ich in der Bundespressekonferenz die Merkel-Sprecherin (und ehemalige Focus-Kollegin von mir) Beate Demmer zu den Beratungen im Kabinett zur Ausweitung der Überwachungsmöglichkeiten befragt. Demmer hatte in ihrem Bericht darüber nur Rechtsextremismus erwähnt. Ich fragte nach, ob auch Linksextremismus und islamischer Extremismus ein großes Thema gewesen sei im Kabinett (siehe hier). Dass der Rechtsextremismus besonders erwähnt worden sei, liege daran, „dass er vom Bundesinnenministerium und der Regierung als einer der größten Bedrohungen für die Demokratie und den Rechtsstaat betrachtet wird“, antwortete Demmer. Ich fragte zurück: „Sehe ich das richtig, dass Sie islamistischen Extremismus und Linksextremismus dann nicht als eine der größten Bedrohungen für die Demokratie sehen?“ Darauf antwortete die Merkel-Sprecherin: „Auch diese Bedrohungen sind sehr, sehr große Bedrohungen für unsere Gesellschaften. Auch hier bemüht sich die Bundesregierung, nach Kräften dagegen vorzugehen.“

Mehr zu zwei weiteren Fragen von mir und den interessanten Antworten in einem weiteren Beitrag auf meiner Seite etwas später.

Ich war heute zum ersten Mal in der Bundespressekonferenz, nachdem ich am Montag meinen Ausweis für diese erhalten habe. Als Mitglied kann ich alle Bundespressekonferenzen besuchen, somit den Regierenden Fragen stellen. Zunächst war mein Aufnahmeantrag auf Schwierigkeiten gestoßen (siehe hier). Meine Mitgliedschaft sehe ich als Verpflichtung an, gegenüber der Regierung die Themen anzusprechen, die meine Leser bewegen. Aus rein zeitlichen Gründen werde ich die Konferenzen nicht ständig besuchen können (allein die Regierungspressekonferenz findet dreimal wöchentlich statt). Aber ich werde versuchen, oft dort zu sein – und dafür auch etwas Arbeit an der Seite zu delegieren, was dank Ihrer Unterstützung schon möglich ist. Besten Dank dafür!


Bild:Volurol/Shutterstock
Text: br


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