„Neue Opfergruppe: Vergewaltiger“ – mit diesem Kommentar hat Jan Fleischhauer gerade auf „X“ einen Zeitungsausschnitt mit folgendem Text veröffentlicht: „Polizei ermittelt gegen hunderte, die Vergewaltiger beleidigten. Wie das Hamburger Abendblatt weiter berichtet, ist der Fall der jungen Frau nicht die einzige entsprechende Ermittlung: Die Behörden in Hamburg ermitteln in 140 Fällen wegen Beleidigung, Bedrohungen oder anderen Äußerungsdelikten zum Nachteil der Stadtpark-Vergewaltiger.“
Diese Schlagzeilen beziehen sich offenbar auf die 20-Jährige, die für die Beleidigung eines der Gruppenvergewaltiger einer 15-Jährigen im Hamburger Stadtpark hinter Gitter muss – während von den neun Tätern mit Migrationshintergrund acht nie auch nur einen Tag im Gefängnis verbrachten (siehe meinen Bericht „Frau muss für Beleidigung von Vergewaltiger länger hinter Gitter als er“).
Wenig später postete Fleischhauer einen Vorspann aus der „Frankfurter Allgemeine“: „Eine Kulturwissenschaftlerin schlägt vor, die Opfer einer Gewalttat als ‚Erlebende‘ zu bezeichnen.“ Der süffisante Kommentar des Kollegen dazu: „Ich glaube, damit können auch die Vergewaltiger leben.“
Fast parallel schickte mir ein Leser einen Link zu einem Artikel mit folgender Schlagzeile: „Kindergewalt: Verprügelter Junge bekommt Ärger, die Schläger nicht“. Die „Bild“ schreibt dazu: „Während Politiker fordern, die Täter hart zu bestrafen, fühlen sich die Opfer und ihre Eltern oft allein gelassen – wie Alexandra S. (33) aus Markdorf (Baden-Württemberg) und ihr Sohn Nico.
Nico wurde am 6. Juni von sechs Mitschülern auf dem Schulweg abgepasst und in ein Gebüsch gedrängt. Einer der Täter hielt die folgenden 80 Sekunden auf Video fest. Zu sehen ist, wie Nico erniedrigt, gedemütigt und schwer verletzt wird. Zunächst mit Ohrfeigen, dann mit Schubsen und heftigen Schlägen. Die beiden Haupttäter sollen sich auf Serbokroatisch verständigt haben. Das Video endet damit, dass Nico am Boden sitzt und weint.“
Kurz darauf rief der 14-Jährige die Polizei. Die ermittelt jetzt gegen drei 14-jährige Tatverdächtige wegen gefährlicher Körperverletzung. Ein Arzt bestätigte Nico diverse Verletzungen wie Prellungen und ein Schädel-Hirn-Trauma. Der Junge leidet seit dem Übergriff unter Angststörungen und hat große Angst davor, in die Schule zu gehen. „Die Täter besuchen dieselbe Realschule, er würde ihnen jeden Tag begegnen“, sagt Nicos alleinerziehende Mutter der „Bild“: „Von der Schule fühlt sie sich im Stich gelassen. Weil der Vorfall nicht auf dem Schulgelände passiert sei, könne sie leider nicht tätig werden, habe die Rektorin ihr mitgeteilt – und das krankgeschriebene Prügel-Opfer stattdessen aufgefordert, zurück in die Schule zu kommen.“
Der Anti-Mobbing-Experte Carsten Stahl kommentiert das laut dem Bericht wie folgt: „Die meisten Schulleiter verschließen die Augen vor dem Problem.“ Eltern würden sich täglich an ihn wenden, um über die mangelhafte Reaktion der Schulen auf Jugendgewalt und Mobbing zu berichten. Stahl: „Es ist inakzeptabel, dass Opfer von Gewalt zusätzlich bestraft werden, während die Täter oft ohne nennenswerte Konsequenzen davonkommen.“
Das erinnert mich an den Bericht eines guten Freundes, dessen Stiefsohn in einer Berliner Schule massiv terrorisiert wurde von Mitschülern mit Migrationshintergrund. Es kam sogar zu tätlichen Übergriffen. Als er sich in seiner Not an die Polizei wandte, weil die Schule untätig blieb, richtete sich der geballte Zorn der Schulleitung nicht etwa auf die Täter – sondern auf das Opfer bzw. dessen Stiefvater. Weil er es gewagt hatte, nicht schweigend in der Opferrolle zu verbleiben. Fortan hatte der Sohn auch bei den Lehrern keine guten Karten mehr. Sogar das Wort „Rassismus“ fiel.
Die Botschaft, die so an junge Menschen vermittelt wird: Als Opfer muss man stillhalten und Gewalt über sich ergehen lassen. Vor allem, wenn man von Tätern mit Migrationshintergrund angegriffen wird – wer sich da wehrt, muss mit Rassismus-Vorwürfen rechnen.
So erschreckend all diese Geschichten sind – das Phänomen dahinter ist nicht neu. Die Täter-Opfer-Umkehr hat in Deutschland ganz offensichtlich eine lange Tradition. Vor Gericht kommt es regelmäßig vor, dass dem Täter jede Form von Verständnis entgegengebracht wird – dem Opfer hingegen weniger. Als Gerichtsreporter musste ich das früher immer wieder beobachten – und war immer wieder fassungslos.
Die unzähligen Fälle, in denen Kinderschänder und Vergewaltiger mit Bewährungsstrafen davonkommen – vor allem, wenn sie einen Migrationshintergrund haben – sprechen Bände (siehe hier).
Woher dieser deutsche Drang zur Täter-Opfer-Umkehr kommt, kann ich Ihnen als Journalist nicht fundiert beantworten. Da kann nur ein Psychologe oder Psychiater wirklich triftige Erklärungsansätze geben.
Aber auch als Laie erlaube ich mir eine These: Dass die Sympathie für Täter eigentlich nur mit Auto-Aggression zu erklären ist, also mit Verachtung und Hass gegenüber sich selbst. Eine solche Auto-Aggression wäre auch die Erklärung für viele andere Phänomene in unserer Politik. Denn wer keine rot-grün-rosa Brille aufhat, muss ganz klar erkennen, dass Deutschland sich abschafft. Ähnlich selbstzerstörerische Züge gibt es zwar auch in anderen westlichen Ländern. Doch dort ist der Widerstand dagegen weitaus stärker. Ob das an der Obrigkeitshörigkeit der Deutschen liegt oder an der Sympathie mit der Selbstzerstörung aus Selbsthass heraus, sei dahingestellt.
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