Von Christian Euler
Die Bundesregierung und die Landesregierungen scheinen den familien- und inhabergeführten Fachhandel in den Innenstädten vergessen zu haben und unterstützen vornehmlich Großkonzerne und Kleinbetriebe. Nach der Kosmetikbranche appelliert nun der Parfümeriefachhandel in einem offenen Brief an die Vernunft der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten der Länder. Seit März vergangenen Jahres waren die Läden 100 Tage komplett geschlossen, davon mehr als sechs Wochen in den umsatzstärksten Zeiten des Jahres – zu Ostern und Weihnachten. Und derzeit sieht es kaum danach aus, als könne der Parfümeriefachhandel in der bevorstehenden Ostersaison wieder seine Türen öffnen.
Die Auswirkungen sind dramatisch, so der Bundesverband Parfümerien e.V.:
* Massive Umsatzverluste in den stationären Geschäften können auch durch online Verkäufe beziehungsweise Click und Collect nicht annähernd kompensiert werden.
* Die derzeitigen staatlichen Hilfen reichen für viele Händler zur Existenzsicherung nicht aus und kommen weiterhin nur äußerst schleppend bei den Betrieben an.
* Antragsverfahren für Finanzhilfen gestalten sich wegen der überbordenden Bürokratie immer noch als zu kompliziert.
* Umsatzausfälle durch die Zwangsschließungen werden nicht, wie in anderen Branchen, ab November/Dezember 2020 kompensiert.
* Ausgefeilte Hygienekonzepte und Schutzmaßnahmen, die viel Geld gekostet haben und denen im Lebensmittel Einzelhandel in nichts nachstehen, werden ignoriert.
* Über 2000 Geschäfte des Parfümeriefachhandels mit mehr als 15.000 Mitarbeitern sind massiv in ihrem Bestand bedroht. Viele Hersteller und Rohstofflieferanten leiden inzwischen ebenfalls unter den Folgen.
„Erinnern Sie sich also an ihre wiederholt geäußerten Versprechen hinsichtlich intelligenter Konzepte für Exitstrategien und geben Sie den Parfümerien und ihren Partnern endlich wieder eine Chance“, fleht der Parfümerieverband förmlich. Ein erneuter Ausfall des Ostergeschäfts wäre verheerend. „Sorgen Sie daher jetzt für schnelle, umfassende, Regel basierte, also faire und verlässliche Öffnungsperspektiven!“
An diesem Mittwoch wird sich zeigen, ob sich die Bundeskanzlerin und die Länderchefs der Sorgen des Parfümeriefachhandels zumindest ansatzweise annehmen. Die letzten Hilferufe vom 8. und 27. Januar zumindest stießen auf taube Ohren.
Bild: chrisdorney/Shutterstock
Text: ce
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