Planlose Energiewende: plötzlicher Strommangel zu Ostern Klimafreundliche Zukunft auf tönernen Füßen

Von Daniel Weinmann

„Zum Ostermontag sind 15 Kohlekraftwerke und -kraftwerksblöcke mit einer installierten Leistung von 4,4 Gigawatt endgültig vom Netz gegangen.“ So lautete die fröhliche Osterbotschaft der Grünen. Die Abschaltung sei „ein wichtiger Fortschritt für den Klimaschutz“. Auch das omnipräsente Dauermantra, „die Energieversorgungssicherheit ist gewährleistet“, durfte nicht fehlen.

Wie Daten der Netzbetreiber für das Osterwochenende zeigen, kam die Freude zu früh. Allein Baden-Württembergs Netzbetreiber TransnetBW fehlten am Karsamstag 1850 Megawatt Leistung – ein Volumen, das üblicherweise drei konventionelle Großkraftwerke generieren. Der Saharastaub beeinträchtigte die Solaranlagen massiv in ihrer Leistung.

In Bayern wiederum hatte der zuständige Netzbetreiber Tennet laut „Welt“ für den Ostersamstag mit rund 8300 Megawatt Sonnenenergie gerechnet. Am Ende waren es aber nur 7100. Hier musste an diesem Tag somit eine Prognose-Abweichung von rund 1200 Megawatt ausgeglichen werden – wofür zwei Großkraftwerke nötig sind.

Zehn Millionen Euro Zusatzkosten für Ausgleichsenergie

Das Phänomen Saharastaub, das mehrmals im Jahr vorkommt, ist ein weiteres Beispiel, das die Mär der verlässlichen Erzeugung nachhaltiger Energien entlarvt. Wie die fehlende Energie so schnell kompensiert wurde, ist derzeit noch ungeklärt. Eine Möglichkeit der Netzstabilisierung wäre die Einschränkung von industriellen Stromverbrauchern.

Die Kosten der Ersatzenergie bei derart hohen Prognose-Abweichungen sind enorm. Am Karsamstag lag der Ausgleichsenergiepreis im Schnitt zwischen 300 und 400 Euro pro Megawattstunde, wie TransnetBW mitteilte. Kurzfristig explodierten die Preise gar auf 745 Euro und in der Mittagszeit auf 5127 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: Am Spotmarkt der Energiebörse EEX, lag der Preis zu Beginn dieser Woche bei knapp 59 Euro.

Sollte der Spitzenpreis zur Mittagszeit für eine ganz Stunde gegolten haben, hätte der Wüstenstaub nur für die 1800 Megawatt große Angebotslücke in Baden-Württemberg knapp Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro für Ausgleichsenergie verursacht, rechnet die „Welt“ vor. Über den gesamten Tag dürften die Kosten noch weit darüber gelegen haben.

Die kurzzeitig explodierten Preise – die über die Netzentgelte von allen Stromverbrauchern geschultert werden müssen – waren indes nicht das einzige Problem. Auch das Thema Reservekraftwerke und Speicher wurde einmal mehr offensichtlich. Die Ampelregierung hat diese Herausforderung immerhin erkannt und will bis 2030 rund 40 große Gaskraftwerken bauen.

Bundesrechnungshof mit vernichtendem Sonderbericht zur Energiewende

Ob dies ausreicht, steht gleichwohl in den Sternen. Denn im Namen der Klimaneutralität soll die Solarstrom-Kapazität gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz bis 2030 auf 215 Gigawatt und somit um mehr als das Dreifache steigen. Bricht dann die Solarleistung wegen Saharastaubs oder anderer Beeinträchtigungen in einer Größenordnung wie zuletzt ein, müsste Ausgleichsenergie im zweistelligen Gigawattbereich beschafft werden – zu entsprechend irrwitzigen Kosten.

Der Deutsche Wetterdienst sieht bereits Handlungsbedarf und hat kürzlich ein Modell zur Prognose der Mineralstaubverteilung der Atmosphäre in Betrieb genommen. „Eine genaue Vorhersage der Staubverteilung und die daraus resultierende Reduktion der Sonneneinstrahlung ermöglicht, die zu erwartenden Leistungseinbußen aus Photovoltaik-Anlagen während dieser besonderen Wetterlagen besser zu prognostizieren“, so die DWD-Vizepräsidentin und Leiterin des Geschäftsbereichs Wettervorhersage, Renate Hagedorn.

Das Prognose-Modell ist angesichts der undurchdachten Energiewendepolitik von Grün-Rot vermutlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Erst Mitte März legte der Bundesrechnungshof einen vernichtenden Sonderbericht zur Energiewende vor. Dessen bittere Bilanz: Die Regierung gefährdet die Stromversorgung, die Netzagentur ist nicht zuverlässig – und der Standort leidet.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: VGV MEDIA/Shutterstock

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